Blackmail: Thriller (German Edition)
steif vom intensiven Starren auf den Bildschirm.
»Was hast du vor?«, fragt Mia.
»Ich muss an die Arbeit. Diese Mail rettet Drew den Kopf.«
»Meinst du wirklich?«
»Dieser Brief allein reicht aus, um berechtigte Zweifel bei den Geschworenen zu erzeugen.«
Mia nickt, scheint aber nicht überzeugt.
»Was ist denn?«
»Viele Leute reagieren aufgebracht, wenn sie zurückgewiesen werden«, sagt sie. »Eine Menge Leute sagen, sie bringen die Person um, die sie verletzt hat. Oder sie denken es zumindest.«
»Hast du es schon mal gedacht?«
Sie sieht mir direkt in die Augen. »Ja.«
»Wer war die Person?«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich hab dir gesagt, ich bin nicht der Engel, für den du mich hältst.«
Ich will mehr wissen, doch im Augenblick habe ich nicht die Zeit, mich auf das Liebesleben meiner Babysitterin zu konzentrieren. Es ist spät – wahrscheinlich zu spät, um Quentin jetzt noch zu wecken –, aber ich muss Mia nach Hause bringen und anfangen, an Drews Verteidigung zu arbeiten. Es fällt mir schwer, diese Tatsache zu verdauen, doch die Verhandlung fängt schon nächsten Mittwoch an. Jetzt haben wir wenigstens eine große Überraschung für Shad Johnson.
»Du möchtest, dass ich gehe, stimmt’s?«, fragt Mia.
»Mia, ich werde die ganze Nacht an Vorladungen und dergleichen arbeiten. Drew bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Ich verstehe. Ich gehe dann mal.« Sie nimmt ihren Rucksack und will zur Tür.
»Warte, Mia, ich fahre dich nach Hause. Es ist schon ziemlich spät.«
Sie bleibt stehen. »Musst du nicht. Ich hab meinen Wagen dabei.«
»Dann begleite ich dich. Und morgen erzähle ich dir alles, was passiert ist. Ich weiß, dass es dich brennend interessiert.«
»Oh ja. Danke. Und um die Wahrheit zu sagen, mir ist nichtnach Fahren zumute. Ich kann meinen Wagen auch morgen abholen.«
»Gut.« Ich öffne die lederne Aktentasche, in der ich Kates Journal mitgebracht habe, und verstaue die Flashkarten in einer Innentasche, die mit einem Reißverschluss geschützt ist. Dann schiebe ich den Umschlag mit dem Haar von Marko Bakic in eine weitere Innentasche. »Das hier lasse ich nicht eine Sekunde aus den Augen.« Als ich nach Markos Flashkarte krame, die immer noch in meiner Tasche ist, dämmert mir, dass Mia extrem aufgewühlt ist. Ich gehe zu ihr und lege ihr die Hände auf die Schultern.
»Mia, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr du mir heute Nacht geholfen hast. Du hast mir geholfen, Marko zu finden, du hast mir geholfen, diese Karten hacken zu lassen. Du warst unentbehrlich während der gesamten Ermittlungen. Wenn Drew freigesprochen wird, verdankt er es mehr deinen Bemühungen als allem anderen.«
Ein Lächeln stiehlt sich in ihre Mundwinkel. »Meinst du das ehrlich?«
»Absolut. Drew wird eine große Spende in deinen College-Fonds machen müssen, so viel steht fest.«
Sie lacht, und ihre Augen funkeln. »Wie groß?«
»Fünfstellig, mindestens. Verdammt, ich schätze, sie sollte wenigstens genauso groß sein wie Quentins Honorar.«
»Du machst Witze.«
»Keine Witze. Wenn Drew sich nicht um dich kümmert, werde ich es tun. Das ist ein Versprechen. Aber er wird. Ich kenne ihn. Und jetzt bringen wir dich nach Hause.«
Mia schultert ihren Rucksack und geht voran zur Tür. Als wir in den Aufzug steigen, wird mir bewusst, dass ihr Lächeln erneut verschwunden ist. Wach auf, Dummkopf!, sagt eine Stimme in meinem Kopf. Es ist nicht das Geld für ihr College, das ihr zu schaffen macht. Es ist das, was vor zehn Minuten vor dem Computer passiert ist.
Wir stehen kaum mehr als einen halben Meter auseinander,der Aufzugtür zugewandt. Unsere Spiegelbilder starren uns aus dem polierten Messing entgegen. Mia sieht winzig und verletzlich aus mit ihrem Rucksack über der Schulter. Ich bin unendlich froh, dass ich die Grenze nicht überschritten habe oben in der Suite.
»Mia …«
Sie schüttelt kaum merklich den Kopf. Sie kann es nicht ertragen, über das zu reden, was oben zwischen uns passiert ist. Als ich ihr Spiegelbild betrachte, wird mir bewusst, dass sie Tränen im Gesicht hat. Nach einer Sekunde des Zögerns strecke ich die Hand aus und ergreife die ihre. Sie ist ganz klein und weich und gar nicht so anders als die Hand meiner Tochter. Nach einer Sekunde drückt sie meine Hand ebenfalls; dann tritt sie näher und legt den Kopf an meine Brust.
Ich lege den Arm um sie und verspüre eine unbeschreibliche Traurigkeit angesichts der Bürde, die dieses Mädchen mit sich trägt. Ihr Vater
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