Blackmail: Thriller (German Edition)
hat sie im Stich gelassen, als sie ein kleines Mädchen war, und doch haben sie und ihre Mutter sich irgendwie durchgeschlagen, und nicht nur so weit, dass sie einigermaßen über die Runden kommen – was Triumph genug gewesen wäre –, sondern bis hin zu dem Punkt, dass aus Mia eine selbstbewusste junge Lady geworden ist, die es geschafft hat, an einer der besten Universitäten des Landes angenommen zu werden. Wenn Drew wirklich freigesprochen wird, werde ich persönlich dafür sorgen, dass er einen College-Fonds für Mia einrichtet. Und die erste Überweisung wird wenigstens hunderttausend Dollar betragen.
Der Aufzug mach ping, und die Türen öffnen sich in die leere Hotelhalle. Zu unserer Linken erhebt sich der Nachtportier hinter seinem Schalter und winkt uns schläfrig zu.
»Brauchen Sie irgendetwas, Sir?«
»Nein, danke.«
»Mein Wagen steht auf dem Parkplatz hinter dem Hotel«, sage ich zu Mia und bleibe vor einem großen Sofa stehen. »Setz dich hin und warte, bis ich ihn geholt habe.«
Sie lässt den schweren Rucksack von ihrer Schulter gleiten und fällt in die weichen Polster des Sofas.
»Schlaf nicht ein«, versuche ich zu witzeln.
»Kann schon passieren.«
Ich deute auf eine Seitentür, die zu den Be- und Entladespuren des Hotels führt. »Ich komme dorthin. Du kannst mich von hier aus sehen.«
»Könntest du eine Pizza mitbringen? Ich hab Hunger.«
»Wir können unterwegs irgendwas mitnehmen.«
Ich gehe am Schalter vorbei und zur Hintertür hinaus.
Der Parkplatz des Eola nimmt das gesamte unbebaute Zentrum eines großen Blocks ein. Er ist größtenteils leer, also trabe ich auf direktem Weg zu meinem Saab. Ich lege die Aktentasche auf den Beifahrersitz, lasse den Motor an, setze aus meiner Parkbucht zurück und fahre zum Hintereingang und der Be- und Entladespur davor. Sie ist eigentlich mehr ein Tunnel, mit sieben Stockwerken des massiven Hotelbaus darüber, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund sind die Pfeile am Boden entgegen der normalen Verkehrsrichtung aufgemalt. Die rechte Fahrspur – die mich direkt vor den Eingang bringen würde – besitzt einen Pfeil, der genau auf mich gerichtet ist, als wäre ich in Großbritannien.
»Leck mich«, brumme ich leise und beachte den Pfeil nicht.
Als ich vor den Glastüren halte, sehe ich Mia unmittelbar dahinter stehen und warten. Dann bemerke ich einen Mann hinter ihr. Nein, keinen Mann, einen Jungen. Einen Jungen mit einem asiatischen Gesicht. Er drückt Mia die Mündung einer Pistole an die Schläfe.
Und grinst mich an.
33
D er junge Asiate tritt die Tür auf und schiebt Mia vor sich her nach draußen, ohne die Waffe von ihrem Kopf zu nehmen. Mias Gesicht ist aschfahl, ihre Augen weit vor Angst. Ich will nach der Pistole in meiner Jackentasche greifen, doch das würde Mia wahrscheinlich eine Kugel im Kopf einbringen. Während ich die beiden anstarre, wird mir bewusst, dass ich den gleichen Kerl vor mir sehe, der in der Beau Pré Road aus dem schwarzen Lexus heraus Sonny Cross erschossen hat. Er hat sicher keine Skrupel, auch Mia zu erschießen.
Was will der Kerl?
Ich zucke heftig zusammen, als Metall krachend gegen meine Seitenscheibe klopft. Ich sehe nach links, weg von Mia. Ein zweiter junger Asiate zielt mit seiner kurzläufigen Maschinenpistole auf mich. Sie sieht aus wie eine Heckler und Koch MP5, ein Modell, das die Polizei gerne verwendet. Er bedeutet mir mit einer Geste, das Fenster herunterzukurbeln. Ich gehorche.
»Lass die Hände da, wo ich sie sehen kann«, sagt er in breitem Südstaatenakzent.
Aus irgendeinem Grund habe ich erwartet, dass er nur gebrochenes Englisch spricht, doch warum sollte er? Er ist schließlich von der Mississippi-Golfküste.
»Die Schlüssel!«, stößt er hervor. »Her damit!«
Wäre Mia nicht Teil dieser Gleichung, würde ich das Gaspedal durchtreten und davonrasen. Doch sie gehört dazu. Also stelle ich den Motor meines Saab ab und gebe dem Kerl meinen Schlüssel.
»Das da auch«, sagt er und deutet mit dem Lauf der Waffe auf die Aktentasche neben mir.
Ich habe die Tasche mitgebracht, weil ich weiß, dass Fremde Zugang zu Quentins Suite haben und ich kein Risiko eingehen wollte, den Inhalt zu verlieren. Ich sehe zu Mia, als ich auf denBeifahrersitz greife und die Aktentasche über meine Brust hinweg dem Asiaten gebe. Ihr Unterkiefer hängt schlaff herab.
»Nimm seine Pistole!«, schreit der Junge, der Mia hält. »Wir nehmen seinen Wagen!«
Während der Typ neben mir durchs Fenster
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