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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Lackmustest einsetzt, um Drew zu täuschen, bevor er ihn wegen des Mordes verhört. Ich habe inmeiner Zeit als Staatsanwalt häufig die gleiche Strategie angewandt.
    Als ich im zweiten Stock ankomme, mustert mich eine dickliche Sekretärin mit orange gefärbten Haaren und Blumenkleid fragend von ihrem Platz hinter einer Glasabtrennung. Vor fünf Jahren hatte Shad noch ein männliches Faktotum, das sich kleidete wie Malcolm X, doch dieser Mann verschwand kurz nach Shads Niederlage im Bürgermeisterschaftswahlkampf. Die Frau hinter der Glasabtrennung hat offensichtlich Drew erwartet, den die meisten Bewohner von Natchez vom Sehen her kennen. Ich bin ebenfalls ziemlich bekannt, doch in einer Kleinstadt wie Natchez erreicht niemand je die Bekanntheit der guten Ärzte. Mein Vater ist ein lebender Beweis dafür. Er kann keine zwanzig Meter weit durch den Wal-Mart laufen, ohne von ehrfürchtigen oder besorgt fragenden Eltern angehalten zu werden.
    »Ich bin Mr Johnsons Verabredung für diesen Mittag«, sage ich zu der Sekretärin.
    »Nein, sind Sie nicht.«
    »Sie erwarten Mr Drew Elliott?«
    Sie sieht mich verwirrt an. »Das ist richtig.«
    »Ich bin Mr Elliotts Anwalt.«
    Ihre Lippen formen ein perfektes O, genau wie in den Cartoons. »Sie sind Penn Cage.«
    »Der bin ich. Und ich bin Mr Elliotts Anwalt.«
    Die überraschte Miene der Sekretärin verwandelt sich in einen Ausdruck der Unsicherheit. »Ich kenne Sie.«
    »Ihr Boss und ich sind mal in einem Rassenmord über ein paar Runden gegangen.«
    Sie nimmt den Telefonhörer ab und spricht mit gedämpfter Stimme hinein.
    Meine Aussage bezüglich der Rassenmorde entspricht der Wahrheit. Die Ironie an diesem Fall war, dass ich, der weiße Anwalt, mich auf einen Kreuzzug begeben habe, um einen zwanzig Jahre zurückliegenden Mord an einem Schwarzenaufzuklären, während Shad, der schwarze Politiker, alles unternommen hat, um den Fall so tief wie möglich zu vergraben und die weißen Stimmen nicht gegen sich aufzubringen, die er zum Gewinn der Bürgermeisterwahl brauchte.
    Die Sekretärin legt den Hörer wieder auf die Gabel und betätigt den Türöffner für mich. »Am Ende des Gangs«, sagt sie knapp.
    Sobald ich den eintönig gestrichenen Korridor betrete, öffnet sich eine Tür am anderen Ende, und ein schwarzer Mann, ein paar Zentimeter kleiner als ich, späht mit verärgertem Gesichtsausdruck hinaus. »Da will ich doch verdammt sein!«, sagt er ohne jede Spur von Südstaatenakzent. »Bis zu diesem Augenblick hatte ich einen guten Tag.«
    »Hallo Shad.«
    Der Bezirksstaatsanwalt schüttelt den Kopf; dann kehrt er in sein Büro zurück, wobei er die Schultern für den bevorstehenden Kampf strafft. Ich folge ihm nach drinnen und warte darauf, dass er mir einen Platz anbietet.
    Wie üblich ist Shadrach Johnson äußerst schick angezogen. Er trägt einen Maßanzug und italienische Schuhe. Sein Haar ist ein wenig grauer als bei unserem letzten Bullenkampf, doch seine Augen blitzen immer noch voll wacher Intelligenz. Mein erster Eindruck von ihm war der eines ungestümen, persönlich verletzenden Juristen, und nichts in den vergangenen Jahren hat daran etwas geändert.
    Shads hervortretender Unterkiefer ist eine ewige Herausforderung an die Welt. Seine Augen strahlen Arroganz und Misstrauen aus, und seine Schultern sind auf ewig angespannt unter der Last eines unsichtbaren und doch mächtigen Komplexes.
    »Ihr Freund spielt nicht fair, Cage«, sagt er anstelle einer Begrüßung, während er hinter einem riesigen Schreibtisch Platz nimmt, der aussieht wie eine Antiquität. »Ein unschuldiger Mann schickt nicht seinen Anwalt, um in einer Situation wie dieser für ihn zu sprechen. Nehmen Sie Platz.«
    Augen zu und durch!, sage ich mir. Sei würdevoll undrezitiere die Zeilen, die du auf dem Weg hierher einstudiert hast: Dies ist eine sehr ernste Angelegenheit, Shad. Dr. Elliott hatte in der Tat eine Beziehung zu dem toten Mädchen, doch er hat sie nicht ermordet. Sie und ich müssen unsere persönlichen Differenzen beiseitelegen und der Polizei helfen, einen gefährlichen Killer zu finden. Dr. Elliott möchte bei den Ermittlungen auf jede nur denkbare Weise behilflich sein, doch er möchte auch, dass diese unglückselige Angelegenheit nicht eskaliert, bis der Ruf vieler Menschen ruiniert und unnötiges Leid über Familien gebracht wird.
    Ich war darauf vorbereitet, dies alles zu sagen, doch jetzt, da ich Shad Johnson gegenüberstehe, lässt irgendetwas mich zögern. Im Wagen

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