Blackmail: Thriller (German Edition)
gesprochen, wie ich es dir empfohlen habe?«
»Du weißt warum! Ich wollte nicht, dass Tim und Ellen darunter leiden, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
»Nun, jetzt muss es sein.«
»Was soll ich tun, Penn?«
»Jetzt brauchst du tatsächlich einen Anwalt.«
»Das habe ich dir gestern Abend schon gesagt.«
»Und ich hab dir gesagt, ich wäre nicht der richtige Mann dafür. Nicht für so etwas.«
»Das Treffen ist in fünfzig Minuten!«
Ich senke resigniert den Kopf. Die Aussicht, in Natchez einen Anwalt zu finden, der qualifiziert ist, dieses Treffen zu übernehmen, ist gering. Die Chance, ihn in der kurzen Zeit adäquat zu informieren, ist gleich null. »Wo bist du jetzt?«
»In meiner Praxis. Ich habe Sprechstunde.«
»Bis um zwölf?«
»Ja.«
»Du hast soeben einen Notfall.«
Drew schweigt für einen Moment. »Ich gehe nicht zu diesem Treffen?«
» Ich gehe an deiner Stelle.«
Schweigen. Dann: »Ist das eine gute Idee?«
»Wir müssen herausfinden, was Shad von der Sache hält. Außerdem möchte ich in Erfahrung bringen, was die Autopsie ergeben hat. Shad hat inzwischen wahrscheinlich den pathologischen Befund.«
»Ich will nicht daran denken. Wir reden hier von Kate, Mann.«
Besser, du gewöhnst dich daran. »Tut mir leid, Drew. Hör zu … es gibt da ein kleines verzwicktes Problem, um das wir uns kümmern müssen. Denk nach, bevor du antwortest, okay?«
»Okay.«
»Als Erstes wird Shad von mir wissen wollen, wo du gewesen bist, als Kate ermordet wurde. Er wird nicht offen danach fragen, aber er wird fragen. Und ich weiß zufällig, dass du am Tatort warst. Wohin bist du danach gegangen?«
»Nach Hause.«
Ich schweige lange genug, um Drew klarzumachen, dasser besser sofort die Wahrheit sagt oder bei seiner Geschichte bleibt. »War Ellen da?«
»Nein. Sie war bei ihrer Schwester.«
»Was ist mit Tim?«
»Das Kindermädchen hat ihn zum Musikunterricht gebracht.«
»Also kann niemand bestätigen, dass du zu Hause warst?«
»Ich hab ein paar E-Mails beantwortet. Könnten wir die nicht benutzen?«
»Kommt darauf an, wie genau sie den Todeszeitpunkt bestimmt haben. Dann reichen die E-Mails vielleicht nicht, um dich in Sicherheit zu bringen.«
»Tim ist gegen fünf nach Hause gekommen, Ellen gegen sechs.«
»Okay. Hör zu, es wäre möglich, dass jemand deinen Wagen auf dem Gelände in Pinehaven gesehen hat. Aus diesem Grund und aus anderen, die ich im Moment noch nicht vorhersagen kann, werde ich vielleicht zu dem Schluss kommen, dass ich Shad Johnson die Wahrheit sagen muss. Alles. Heute. Die Affäre, die Erpressung, alles.«
Drew schweigt.
»Je länger ich darüber nachdenke … ich bin mir sicher, dass die ganze Wahrheit immer noch unsere beste Option ist. Lügen durch Verschweigen schaufeln dir ein Loch, in das sie dich später stoßen können.«
Eine Frau im Hintergrund meldet Drew das Ergebnis einer Blutdruckuntersuchung. »Du bist mein Anwalt, Penn«, sagt er. »Ich vertraue auf deine Instinkte. Sag, was immer du für nötig erachtest. Ich bin unschuldig – des Mordes jedenfalls –, und ich werde nichts verbergen, es sei denn, um meinen Sohn zu schützen.«
Was soll ich darauf erwidern? »Ich ruf dich an, sobald das Treffen vorbei ist. Behalte dein Handy in Griffweite und geh nicht ran, bevor du nichts von mir hörst. Und rede mit niemandem, klar?«
»Keine Bange.«
Ich beende das Gespräch und kehre in die Garage zurück. Meine Mutter beobachtet mich mit einem fragenden Ausdruck. In diesem Moment wird mir bewusst, wie weit mein Leben bereits aus seinen gewohnten Bahnen geglitten ist. Nachdem ich Annie an diesem Morgen in die Schule gebracht habe, bin ich zum Footballstadion gefahren, um nach meiner verlorenen Springfield zu suchen. Weil meine Suche erfolglos war, ging ich zur Highschool und bat den Trainer Wade Anders, die Augen offen zu halten. Anders ist der sportliche Direktor der St. Stephen’s. Er versprach, dass seine Assistenten die Schüssel noch einmal absuchen würden, bevor er Kinder aufs Spielfeld lässt. Er wollte von mir wissen, ob ich etwas über den zerschossenen Schaltkasten für die Flutlichtanlage wüsste. Ich sagte ihm, ich hätte keine Ahnung, würde aber so bald wie möglich jemanden vorbeischicken, der einen neuen Schaltkasten installiert. Anders musterte mich eine Weile schweigend und nickte schließlich, als hätten wir eine stillschweigende Vereinbarung. Wie jeder andere auch verschafft er sich Kapital, wo er nur kann.
Das Problem der
Weitere Kostenlose Bücher