Blackmail: Thriller (German Edition)
Spermaproben?«
»Nicht jetzt. Wir reden heute Abend.«
»Ich liebe dich«, sagte sie nach verlegenem Schweigen.
»Ich dich auch.«
Als Annie in den Wagen steigt, schalte ich mein Handy stumm. Ich werde ihr außerdem nicht sagen, dass ich mit Caitlin gesprochen habe. Annie würde sie auf der Stelle zurückrufen wollen, und ich möchte mich jetzt nicht damit auseinandersetzen. Annie sagt, dass sie zu Walgren’s muss, um ein paar Dinge für die Schule zu besorgen, also fahren wir zu dem Drugstore, der zugleich eine meiner wenigen Quellen in dieser Stadt für grünen Eistee ist. Als wir endlich zu Hause sind, zeigt mein Handy acht Anrufe in Abwesenheit. Während ich die Liste durchscrolle, kommt ein neunter Anruf. Es ist Sonny Cross, ein Sheriff’s Deputy, der bei der Drogenfahndung des Staates Mississippi arbeitet. Sonny hat zwei Jungen auf der St. Stephen’s und – durch mich – bereits mehrmals mit dem Beirat über Marko Bakic gesprochen, unseren kroatischen Austauschschüler. Sonnyvermutet, dass Marko sich in den lokalen Drogenhandel eingeschaltet hat, doch bisher hatte er ihm nichts beweisen können.
»Sonny«, melde ich mich. »Was gibt’s?«
»Ich rufe an, um Sie zu warnen«, sagt Cross mit seiner relaxten Urban-Cowboy-Stimme.
»Wieder Marko Bakic?«
»Unter anderem. Gestern Nacht fand draußen am Lake St. John eine große Party statt. Ein Rave. Es gab eine Menge Ecstasy, und viele Jugendliche von der St. Stephen’s waren dort.«
Der Lake St. John ist ein hufeisenförmiger See ungefähr dreißig Meilen den Mississippi hinauf, ein Altarm des Flusses, auf der Seite von Louisiana. Im Sommer wimmelt es dort von Menschen aus Natchez, doch um diese Jahreszeit sind die meisten Häuser rings um den See verlassen.
»Waren es nur Schüler der St. Stephen’s?«
»Nein, Gott sei Dank nicht. Die Catholic School und die Baptist Country waren ebenfalls stark vertreten.«
»Haben Sie die Party hochgehen lassen?«
»Nein. Wir erfuhren erst davon, als alles längst vorbei war. Wer immer sie organisiert hat, hat es genauso gemacht wie in den großen Städten. Die Kinder erfahren über ihre Handys, dass sie zu einem bestimmten Ort gehen sollen. Wenn sie dort ankommen, finden sie ein Blatt Papier an einem Mast mit einer kodierten Botschaft, irgendetwas, das nur die Kids verstehen. Nachdem sie auf diese Weise zu vier oder fünf anderen Stellen geführt wurden, wissen sie, wo der Rave stattfindet, und sie wissen auch, ob man ihnen gefolgt ist oder nicht.«
»Ich weiß, wie das läuft.«
»Es heißt, diese Raves finden inzwischen seit einigen Monaten statt. Jedes Mal an einem anderen Ort. Und wie ich gehört habe, ist unser Marko Bakic der Organisator.«
»Großartig.«
»Genau. Sie wissen sicher auch, dass das meiste Ecstasy in Mississippi von der Golfküste heraufgebracht wird. Die asiatischen Gangs dort unten kontrollieren den Handel. Marko warein paar Mal in Golfport und Biloxi, soviel ich weiß. Ich wollte Ihnen Bescheid geben, dass wir Vorbereitungen treffen, ihn zu observieren.«
»Ich weiß es zu schätzen, danke.«
»Ich will nur den Schaden für die St. Stephen’s möglichst gering halten, sollten wir Marko hochgehen lassen müssen. Sie wissen ja, wenn erst mal Ecstasy in einer Gemeinde auftaucht, kommt üblicherweise lsd bald hinterher. Es wird von den gleichen Gruppen verkauft und konsumiert. Eine meiner Quellen sagt, dass ein paar der Jugendlichen gestern Abend am See anscheinend Acid eingeworfen haben. Und was sagt man dazu, Marko Bakic hat einen Laden für Feuerwerk leergekauft und am Ende der Party gestern Abend eine psychedelische Show abgezogen. Er ist auf einem Partyboot nach draußen auf den See gefahren und hat für fünf Riesen Raketen in die Luft geschossen.«
»Tut mir leid, dass ich das verpasst habe. Aber woher hat ein armer Austauschschüler das Geld, um so etwas zu veranstalten?«
»Das ist kein Geheimnis. Es beweist unsere Theorie, das ist das Dumme.«
»Sie wissen nicht zufällig, wo Marko gestern zwischen drei und halb sechs gewesen ist?«
Sonny Cross lacht dunkel. »Daran hab ich auch schon gedacht, Bruder. Hab es bereits nachgeprüft. Marko war von drei bis fast sechs Uhr bei Coach Anders.«
»In der Schule?«
»Nein, bei den Anders zu Hause. Wade hat dem Jungen irgendwie ein Football-Stipendium an der Delta State verschafft. Genau das, was die Welt braucht, nicht wahr? Jedenfalls hab ich Wade angerufen, und er hat mir gesagt, dass er ungefähr eine Stunde lang wegen dem
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