Blackmail: Thriller (German Edition)
dass sämtliche Vorschriften befolgt wurden, Chief.Könnte ich noch mal mit meinem Mandanten reden, bevor ich gehe?«
»Ich lasse ihn in den Besucherraum bringen.«
Auf dem Weg nach draußen halte ich noch einmal inne und drehe mich zu Chief Logan um. »Wissen Sie bereits den genauen Zeitpunkt von Kate Townsends Tod?«
Logan mustert mich sekundenlang schweigend. »Nach der Körpertemperatur – die erst gemessen wurde, nachdem die Angler sie in die Notaufnahme gebracht hatten – schätzt der Medical Examiner, dass sie zwischen fünfzehn und siebzehn Uhr dreißig gestorben sein muss.«
»Das ist ziemlich genau.«
Logan nickt. »Sie wissen, dass Kate Townsend die Schule um fünf Minuten vor drei verlassen hat. Sie war noch nicht sehr stark ausgekühlt, als man abends um halb acht die Temperatur gemessen hat. Der Medical Examiner ist ziemlich sicher, dass der Tod in dieser Zeit eingetreten sein muss.«
»Hat er eine Vermutung, wie lange Kate im Wasser gelegen hat?«
»Das ist schwer zu sagen, wenn man bedenkt, wie schnell alles gegangen ist. Wenn er es wüsste, könnten wir wahrscheinlich ausrechnen, wie weit flussaufwärts Kate gestorben ist. Doch dieser Wildbach fließt extrem schnell, wenn eine Flut kommt. Kates Leiche muss nicht lange im Wasser gewesen sein, um meilenweit nach unten getragen zu werden. Und vergessen Sie nicht, Kate wurde um zwanzig nach sechs gefunden. Ganz gleich, was der Medical Examiner sonst noch sagt – nach Kates Tod können höchstens drei Stunden und zwanzig Minuten vergangen sein, selbst wenn jemand sie in dem Augenblick erwürgt hat, als sie die St. Stephen’s verließ. Ich glaube nicht, dass die Körpertemperatur uns verrät, was wir wissen wollen, Penn.«
»Okay. Für den Moment brauchen die Verdächtigen demnach Alibis für die Zeit von drei Uhr bis halb sechs Uhr nachmittags.«
»So ist es.«
»Danke, Chief.«
Er grinst. »Das haben Sie nicht von mir erfahren!«
Fünf Minuten später wird Drew in das winzige Besucherzimmer eskortiert und hinter eine Trennscheibe mit einem Metallgitter darin gesetzt. Er sieht blass und abgespannt aus, und seine Augen besitzen jenen dumpfen Ausdruck, wie ich ihn von den Lebenslänglichen im Walls-Gefängnis in Huntsville, Texas, kenne, wo ich einen großen Teil meiner Zeit beim Bezirksstaatsanwalt verbracht habe. Hatten dreißig Minuten in einer Zelle das einem der härtesten Männer antun können, die ich je gekannt habe?
»Wann komme ich wieder raus, Penn?«
»Nicht vor morgen, fürchte ich.«
Ich bin darauf gefasst, dass er wütend reagiert, doch er reagiert überhaupt nicht. Vielleicht ist seine Teilnahmslosigkeit ein Symptom der Trauer. Vielleicht hat der Angriff der Teenager seine Illusionen über seine Beziehung zu Kate durchlöchert – oder sein Bild von sich selbst als gutem Menschen.
»Chief Logan hat dir einen großen Gefallen getan«, erkläre ich. »Er hat dich vor Sheriff Byrd in Sicherheit gebracht, der dich liebend gern dazu benutzen würde, ein paar Schlagzeilen zu ergattern. Er hat dich außerdem aus dem Zugriff von Shad Johnson befreit, der dich liebend gern als Trittstein für ein höheres Amt missbrauchen würde. Beide Männer würden dich zu gern nach Belieben verhören, doch ich bezweifle, dass einer von denen dich hier drin belästigen wird.«
»Du hast mir die Einzelheiten von Kates Autopsie verschwiegen«, sagt Drew und blickt mich durchdringend an.
»Ich hab dir alles Wichtige gesagt, Drew. Der Rest ist medizinischer Jargon.«
Sein Blick weicht nicht von mir. »Erzähl mir keinen Mist, Penn. Versuch nicht, mich zu schonen.«
Ich starre konzentriert auf ein getrocknetes rosa Kaugummiauf dem Glas zwischen uns. »Der Pathologe meint, dass sie vergewaltigt wurde.«
»Aufgrund welcher Anzeichen?«
»Genitales Trauma.«
Drew sieht mich bestürzt an. »Sprich weiter.«
»Es wurde Sperma von zwei verschiedenen Männern in ihrem Körper gefunden.«
Er schließt die Augen wie ein Mann, der gegen starke Schmerzen ankämpft. »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
»Ich wollte, dass du bei klarem Verstand bist, wenn die Deputys kommen, um deine Blutprobe zu nehmen.«
Er schüttelt den Kopf, als hätte ich ihn verraten.
»Drew, ich muss dir diese Frage stellen. Besteht die Möglichkeit, dass Kate noch mit jemandem außer dir einvernehmlichen Sex hatte?«
Er blinzelt. Dann zeigt er ein eigenartiges Lächeln. »Du begreifst es immer noch nicht, wie? Kate hat mich geliebt. Ich war ihre ganz große
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