Blackmail: Thriller (German Edition)
Liebe. Hättest du mir früher gesagt, dass man Sperma von verschiedenen Männern in ihrem Körper gefunden hat, hätte ich dir gleich sagen können, dass sie vergewaltigt wurde.«
»Nun … ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, die ganz große Liebe zu beweisen. Weil ich annehme, dass der Bezirksstaatsanwalt dich als eifersüchtigen älteren Mann darstellen wird, der durchgedreht hat, als er herausfand, dass seine jugendliche Mätresse neben ihm noch andere Liebhaber hatte.«
Drew verzieht voller Abscheu den Mund. »Es ist mir egal, was er sagt.«
»Das sollte es aber nicht sein, Drew. Besser, du denkst heute Nacht ernsthaft über die ganze Situation nach. Wer könnte den Wunsch verspürt haben, Kate zu vergewaltigen und zu töten? Dass sie schwanger war bedeutet nämlich, dass man dich wegen Doppelmordes anklagen könnte.«
Drews blaue Augen verraten mir keinerlei Emotion. Nach einer Weile fragt er: »Wie geht es morgen weiter?«
»Morgen werde ich dafür sorgen, dass man die Anklage gegen dich fallen lässt. Und du wirst Steve Sayers nicht anzeigen, weil er dich angegriffen hat.«
»Nein.«
»Also schön …«
»Scheiße!«, ruft Drew, und plötzlich ist sein Gesicht gerötet. »Was ist mit Tim? Er wird die Zeitungen sehen! Die anderen Kinder werden ihm erzählen, dass sein Vater im Knast sitzt!«
Ich wünschte, ich könnte etwas tun, um Drews Sorge um seinen Sohn zu lindern, doch es gibt nichts. »Tim steht eine schlimme Zeit bevor«, sage ich nüchtern. »Dir bleibt nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren. Ich hole dich morgen früh raus, sobald es geht, dann kannst du selbst mit ihm reden.«
Drew schüttelt den Kopf, und seine Blicke zucken in hilfloser Wut hin und her.
»Es gibt noch etwas, an das du dich gewöhnen solltest«, sage ich. »Steve Sayers und seine Freunde sind ein ziemlich typisches Beispiel dafür, wie die Menschen in diesem Ort in der nächsten Zeit auf dich reagieren werden.«
Drews Blick richtet sich auf mich. »Mich interessiert nur Tim. Hol mich hier raus, damit ich ihm helfen kann. Danach werde ich herausfinden, wer Kate getötet hat.«
In Drews Stimme schwingt ein Unterton, der mir ein Kitzeln über die Unterarme sendet. Es ist das emotionslose Timbre jenes Mannes, der drei muskelbepackte Sportskanonen niedergestreckt hat, ohne dabei in Schweiß auszubrechen. Seine Worte sind so nüchtern und emotionslos, als hätte er »Und nach dem Essen bringe ich den Müll nach draußen« gesagt.
Ich nicke und erhebe mich in dem kleinen Besucherraum. »Wir sehen uns morgen früh.«
Drew verlässt den Raum ohne ein weiteres Wort.
Bis ich bei der Schule bin, um Annie abzuholen, habe ich eine Reihe von Anrufen erhalten, und mein Handy summt immer noch. Die meisten Anrufe kommen von Eltern, die Informationen über Drew und Kate von mir wollen. Andere waren ernster und bestürzender.
Einer davon kam von Holden Smith, dem Vorsitzenden des Elternbeirats der St. Stephen’s. Holden hatte von Steve Sayers’ Vater eine verzerrte Version der nachmittäglichen Schlägerei gehört und war wütend auf Drew. Dass Steve und Drew beide verhaftet worden waren und wegen schweren Überfalls in Polizeigewahrsam saßen, war so ungefähr das einzig Zutreffende. Ich gab mir die größte Mühe, Holden zu erklären, dass die Schlägerei nicht Drews Schuld war, doch Holden wollte meine Argumente nicht hören.
»Das ist nicht mal der Punkt! «, widersprach er. »Wir haben hier ein Mitglied des Elternbeirats, das sich mit dreien unserer Schüler prügelt! Das ist inakzeptabel. Ich hätte gedacht, das Drew zu klug ist, so etwas zuzulassen!«
»Ich habe Ihnen gesagt, Holden, er hat alles versucht, um es nicht so weit kommen zu lassen! Die Schlägerei war nicht seine Schuld. Er hat sich nur gewehrt.«
»Okay, okay, aber sehen Sie nur, was der Grund für diese Schlägerei gewesen ist! Jeder in der Stadt weiß inzwischen, dass Drew mit Kate Townsend geschlafen hat und dass er vielleicht sogar der Mörder ist! Wissen Sie eigentlich …«
»Niemand weiß das!«, unterbrach ich ihn ungehalten. »Das ist reine Spekulation!«
»Na und? Haben Sie eine Ahnung, welchen Schaden diese Art von Spekulation der St. Stephen’s zufügen wird? Unserem Ansehen in der Öffentlichkeit? Haben Sie eine Ahnung, wie viele Schadensersatzprozesse deswegen auf uns zukommen?«
»Was wollen Sie mir sagen, Holden?«
Kurzes Zögern. Dann: »Wir möchten, dass Drew sich aus dem Beirat zurückzieht.«
»Wer ist
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