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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nichts«, antwortet Sonny, doch sein Gesicht wird hart vor Ärger. »Vielleicht aber auch eine ganze Menge. Vergangenen Oktober hatte Mike angefangen, mit Pot zu experimentieren. Er hatte es vorher nie probiert, aber weil all seine Freunde plötzlich beschlossen, dass es angesagt wäre, machte Mike wohl oder übel mit. Er geriet immer tiefer hinein, doch je länger es dauerte, desto unglücklicher wurde er darüber. Er ist ein katholischer Junge, verstehen Sie, und er hatte eine Menge Schuldgefühle. Trotzdem war er bei diesem Ecstasy-Rave vor zwei Nächten dabei, als Marko das Feuerwerk in die Luft steigen ließ.«
    »Am See.«
    »Richtig. Wie dem auch sei, Mike ist in der Stadt aufgewachsen, im gleichen Block wie ein anderer Junge, den Sie ein ganzes Stück besser kennen.«
    »Und wer ist das?«
    »Chris Vogel.«
    Der Junge, der gestern Nacht im Lake St. John ertrunken ist …
    »Als Vogel ertrank, ist irgendetwas in Mike zerbrochen. Ich kenne diesen Jungen ziemlich gut. Sein jüngerer Bruder ist mit meinem ältesten Sohn befreundet, und ich hab nach der Highschool zwei Sommer lang für seinen Dad gearbeitet. Als Mike erfuhr, dass Chris Vogel ertrunken war, rief er mich an. Er sagte mir, wie erschüttert er sei, und er wolle nicht, dass nochjemand verletzt würde. Er sagte, er wüsste, woher Chris das lsd bekommen hätte, an dem er gestorben war. Er sagte, er wäre bereit, gegen den Kerl auszusagen, der es verkauft, oder uns zu helfen, ihn hochgehen zu lassen, was immer ich wollte. Er müsste nur noch ein paar Dinge erledigen, bevor er mir alles erzählen würde, was er wüsste. Ich bedrängte ihn, es gleich zu tun, doch er ließ sich nicht überreden. Das war heute Morgen, Penn.«
    Sonny nimmt einen tiefen Atemzug wie ein Mann, der versucht, etwas in sich zu behalten. »Jetzt liegt er im Krankenhaus auf der Intensivstation. Sein Kiefer ist gebrochen, seine Hände ebenfalls. Er kann mir nicht verraten, was er weiß, er konnte es nicht mal schreiben, so sehr er sich bemüht hat. Ich habe dort gesessen und zugesehen, wie ihm die Tränen übers Gesicht rollten, während er sich abgemüht hat.«
    Es fällt mir schwer, die Realität dieser Worte zu verarbeiten. Was könnte der schlaksige Junge aus meiner Erinnerung an dieses Theaterstück mit Drogendealern zu tun haben? Doch die Antwort ist natürlich allzu einfach. Es ist mein Gefühl, das die Tatsache nicht akzeptieren will. Ich will lieber glauben, dass so etwas in Natchez nicht passieren kann. »Wer hat den Jungen zusammengeschlagen, Sonny? Waren es Cyrus’ Leute?«
    »Muss wohl so sein.« Cross umklammert seinen Seitenspiegel so fest, dass die Knöchel seiner Hand weiß hervortreten. Er scheint es nicht einmal zu bemerken.
    »Haben Sie mir nicht erzählt, Ihrer Meinung nach habe Marko Bakic die Drogen für die Rave-Party am See besorgt?«
    Sonny nickt.
    »Glauben Sie das immer noch? Oder glauben Sie, dass es Cyrus war?«
    »Wenn man das Ergebnis betrachtet, was macht es für einen Unterschied?«
    »Aus Sicht der Schule macht es einen gewaltigen Unterschied. Aus Mike Pinellas keinen.«
    »Ich versuche, mich an die Vorschriften und Gesetze zuhalten«, sagt Sonny leise. »Aber manchmal … in diesem Job würde ich manchmal einfach jemanden totschlagen. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe. Damals, als Assistenz-Staatsanwalt in Houston, habe ich Dinge gesehen, die niemand je sehen sollte. Und ich habe mit Cops zu tun gehabt, die täglich noch schlimmere Dinge mit ansehen mussten. Manchmal hätte ich am liebsten eine Waffe genommen und wäre selbst rausgegangen. Aber das dürfen wir nicht.«
    Sonny fixiert mich mit ernstem Blick. »Wie ich hörte, haben Sie es aber getan. Mehr als einmal.«
    »Nur um meine Familie zu verteidigen«, sage ich leise. »Das war die Grenze, die niemand überschreiten darf.«
    Er wendet den Blick ab, starrt den Kirchturm an; dann sieht er wieder zu mir. »Wie definieren Sie ›Familie‹? Nur weil ich nicht Mikes biologischer Vater bin, habe ich keine Verantwortung ihm gegenüber und darf ihn nicht beschützen?«
    »Sie können Mike jetzt nicht mehr beschützen, Sonny. Er wurde bereits zusammengeschlagen.«
    »Und die anderen Kinder wie er? Sie gehören zu dieser Gemeinde, Penn. Sie sind Teil dieser Stadt, die wir die unsere nennen. Gehören die anderen Kinder nicht zu unserer Familie?«
    »Doch. Aber Sie dürfen nicht tun, was Sie vorhaben. Das ist eine instinktive Reaktion, Sonny. Ich habe dieses Verlangen selbst einmal verspürt. Drew

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