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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kalorien pro Tag gewonnen hätte.
    Ich hatte sie ins Western Pediatric gelegt, wo sie drei Wochen geblieben war. Das, mit einer nachfolgenden, monatelangen psychotherapeutischen Behandlung, war schließlich zu ihr durchgedrungen, und zuletzt war es ihr gelungen, mit einer zu schönen Mutter, einem zu athletischen Bruder und einem zu geistreichen Vater fertigzuwerden… »Biondi!«
    »Ned, hier ist Alex Delaware.«
    Er brauchte ein paar Sekunden, bis er sich an meinen Namen ohne den Titel erinnerte. »Doktor! wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Was macht Anne Marie?«
    »Sehr gut. Sie studiert ihr zweites Jahr in Wheaton- bei Boston. Sie hat Einsen und nur ein paar Zweien, aber auch die bringen sie nicht aus dem Gleichgewicht. Sie ist noch immer etwas zu hart mit sich, aber sie scheint sich an die Berge und Täler des Lebens zu gewöhnen, wie Sie es, glaube ich, einmal ausgedrückt haben. Und sie hält ihr Gewicht mit hundertzwei. «
    »Sehr gut. Bitte grüßen Sie sie von mir, wenn Sie mit ihr sprechen.«
    »Bestimmt. Nett, daß Sie anrufen.«
    »Ja, also, ehrlich gesagt, mein Anlaß ist nicht nur die Erkundigung nach dem Wohlbefinden Ihrer Tochter.«
    »Ach?« Schlau und vorsichtig, die anerzogene Wachsamkeit eines Mannes, der mit dem Enthüllen von Geheimnissen seinen Lebensunterhalt verdiente. »Ich bitte sie um eine Gefälligkeit.«
    »Sagen Sie’s.«
    »Ich fliege heute abend nach Seattle. Und ioh muß ein paar Erkundigungen einziehen im Archiv eines kleinen Colleges dort. In Jedson.«
    »Hey, das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, Sie wollen einen freundlichen Hinweis auf eines Ihrer Bücher in der Sonntagsausgabe oder so. Das hier klingt ja richtig ernst.«
    »Ist es auch.«
    Jedson. Ich hatte es doch gewußt. Anne-Marie hatte sich dort beworben - wir dachten, ein kleinerer Ort würde den Druck auf sie verringern, aber es war um fünfzig Prozent teurer gewesen als Wheaton, Reed und Oberlin - und das waren auch nicht gerade schäbige Colleges. »Was wollen sie von dem dortigen Archiv?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Doktor.« Er lachte. »Wenn Sie den Ausdruck entschuldigen, aber das heißt man scharfmachen. Ich bin ein professioneller Schnüffler. Wenn Sie mir etwas Merkwürdiges vor die Nase halten, etwas, das ein wenig faul riecht, krieg’ ich einen Ständer.«
    »Und wie kommen Sie darauf, daß es sich um etwas Merkwürdiges handeln könnte?«
    »Doktoren, die herumfahren und versuchen, in Karteien einzubrechen, sind von Natur aus merkwürdig. Wenn ich mich nicht sehr irre, wird normalerweise beim Psychiater eingebrochen, und nicht umgekehrt.«
    »Ich kann es Ihnen jetzt nicht sagen, Ned.«
    »Ich kann gut umgehen mit Geheimnissen, Doc.«
    »Nein. Noch nicht. Glauben Sie mir. Sie haben mir schon einmal geglaubt.«
    »Das war unter die Gürtellinie, Doc.«
    »Ich weiß. Und ich täte es nicht, wenn es nicht wichtig wäre.
    Ich brauche Ihre Hilfe. Es könnte sein, daß ich auf etwas gestoßen bin - vielleicht auch nicht. Wenn ja, sind Sie der erste, der es erfährt.«
    »Eine große Sache?«
    Ich überlegte einen Moment.
    »Möglich.«
    »Okay«, seufzte er. »Was soll ich tun?«
    »Ich möchte Ihren Namen als Referenz benützen. Falls jemand anruft, sollen Sie meine Geschichte bestätigen.«
    »Und was ist das für eine Geschichte?«
    Er hörte zu.
    »Das scheint harmlos zu sein. Das heißt natürlich«, fügte er fröhlich hinzu, »wenn man Sie entlarvt, verliere ich wahrscheinlich meinen Job.«
    »Aber ich passe gut auf.«
    »Ja. Ach, zum Teufel, ich hab’ sowieso bald die goldene Uhr verdient.«
    Danach entstand eine Pause, als denke er über das Leben nach der Pensionierung nach. Offenbar behagten ihm diese Gedanken nicht sonderlich, denn als er dann wieder sprach, lag Schwung und Begeisterung in seiner Stimme, und er bot mir mehr als das übliche, phallische Lamento des Reporters.
    »Ich muß immer noch daran denken… Wollen Sie mir nicht wenigstens einen Tip geben, was das für eine Sache ist, hinter der Sie her sind?«
    »Ich kann nicht, Ned.«
    »Okay, okay. Spinnen Sie Ihr Garn und vergessen Sie mich nicht, wenn ein Pullover daraus wird.«
    »Bestimmt nicht. Danke.«
    »Ach, hören Sie schon auf. Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich hab’ immer noch ein mieses Gewissen, wenn ich denke, wie lange ich Sie auf Ihr Geld hab’ warten lassen. Wenn ich mein Baby heute anschaue, sehe ich eine rosige junge Dame, eine Schönheit. Noch immer einen Takt zu mager für meinen Geschmack, aber wenigstens

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