Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
ist sehr nett von Ihnen, Margaret.«
    »Alles für einen Kollegen von der Presse, Alex.«
    Mein nächster Anruf galt Robin. Es klingelte neunmal, ehe sie an den Apparat ging.
    »Hallo.« Sie war außer Atem. »Ich hatte die große Kreissäge laufen, hab’ dich nicht gehört. Was gibt’s?«
    »Ich fahre für ein, zwei Tage weg.«
    »Nach Tahiti - ohne mich?«
    »Nicht ganz so romantisch. Nach Seattle.«
    »Oh. Detektivarbeit?«
    »Nenn es lieber biographische Forschung.« Ich erzählte ihr über meine Entdeckung, daß Towle auf dem College von Jedson studiert hatte.
    »Du bleibst dem Burschen ganz schön auf den Fersen.«
    »Er hängt sich mir an die Fersen. Als ich heute früh im Western Pediatric war, hat mich Henry Bork auf dem Korridor geschnappt, in sein Büro getrieben und eine nicht sonderlich feinsinnige Version der Ausübung von Druck auf Abhängige demonstriert. Sieht so aus, als ob Towle mein Berufsethos öffentlich in Frage stellen will. Und sein Name schießt überall und immer wieder aus dem Boden, wie Pilze nach dem Regen. Er und Kruger haben dieselbe Alma mater besucht, und deshalb möchte ich ein bißchen mehr über die efeuüberwucherten Hallen von Jedson in Erfahrung bringen.«
    »Laß mich mitkommen.«
    »Nein. Es wird eine reine Geschäftsreise, sozusagen. Mit dir fahre ich in die Ferien, sobald das alles vorbei ist.«
    »Der Gedanke, daß du ganz allein dort hinfliegst, deprimiert mich. Es ist nicht besonders schön dort um diese Jahreszeit.«
    »Mach dir keine Gedanken. Kümmere dich um deine Sachen und sieh zu, daß du was Hübsches fertigbringst. Ich rufe dich an, sobald ich ein Hotel habe.«
    »Willst du wirklich nicht, daß ich mitkomme?«
    »Du weißt, daß mir deine Gesellschaft sehr lieb ist, aber ich fürchte, es wird nicht genügend Zeit sein zum Spazierengehen und für Stadtrundfahrten. Du würdest dich langweilen.«
    »Also schön«, sagte sie zögernd. »Aber du wirst mir fehlen.«
    »Du mir auch. Ich liebe dich. Paß auf dich auf.«
    »Das gilt vor allem für dich. Alles Liebe, mein Schatz. Bye bye.«
    »Bye.«
    Ich nahm die Neun-Uhr-Maschine und landete eine halbe Stunde vor Mitternacht auf dem Flughafen Sea Tac. Dort mietete ich mir einen Leihwagen, einen Nova. Es war kein Cadillac, aber immerhin verfügte er über ein UKW-Radio, das jemand auf einen klassischen Sender eingestellt hatte. Aus dem Lautsprecher am Armaturenbrett drang eine Orgelfuge von Bach, und ich schaltete nicht ab; die Musik entsprach meiner Stimmung. Ich bestätigte telefonisch meine Hotelbuchung im Westin Plaza, dann fuhr ich vom Flughafen auf den Interstate-Highway und nach Norden Richtung Stadtzentrum von Seattle.
    Der Himmel war kalt und hart wie ein Revolver. Minuten, nachdem ich auf dem Asphalt war, zeigte sich, daß der Revolver geladen war: ‘Erst feuerte er eine Serie von Blitzen und Donnerschlägen ab, dann begann das Wasser herabzuströmen. Und in Kürze war daraus einer jener wütenden, sintflutartigen Regengüsse geworden, die die Schnellstraßen in kilometerlange Autowaschanlagen verwandeln.
    »Willkommen an der nordwestlichen Pazifikküste«, sagte ich laut zu mir.
    Kiefern, Tannen und Fichten wuchsen in schummerigen Waldungen zu beiden Seiten der Straße. Hellerleuchtete Reklametafeln zeigten rustikale Motels und Imbißstuben mit Holzfällerfrühstücken an. Abgesehen von ein paar Sattelschleppern, die unter riesigen Holzladungen ächzten, war ich so ungefähr der einzige auf dieser Straße. Ich dachte daran, wie schön es wäre, wenn ich in eine Berghütte fahren würde, mit Robin an meiner Seite und einem Kofferraum voll Angelzeug und Proviant. Plötzlich fühlte ich mich unendlich einsam und sehnte mich nach einem menschlichen Kontakt.
    Kurz nach Mitternacht erreichte ich das Zentrum von Seattle. Das Plaza ragte wie ein Reagenzrohr aus Stahl und Glas in die Höhe, zwischen den verdunkelten Laboratorien der Stadt. Mein Zimmer im siebten Stock war anständig, mit Ausblick auf den Puget Sound und den Hafen im Westen, Lake Washington und die Inseln im Osten. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und streckte mich auf dem Bett aus, müde, aber zu nervös, um schlafen zu können.
    Im Fernsehen erwischte ich die Schlußnachrichten einer Lokalstation. Der Sprecher hatte vierschrötige Kieferknochen und verschlagene Augen und berichtete unpersönlich über die Ereignisse des Tages. Er betonte die Nachricht über einen Massenmord in Ohio genauso wie die Ergebnisse der Hockey-Liga. Ich drehte

Weitere Kostenlose Bücher