Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
so viel wie möglich über diese Leute herausfinden.«
    »Van der Graaf«, sagte sie. »Was ist das?«
    »Professor van der Graaf von der historischen Fakultät. Er ist der älteste der alten Garde und länger in Jedson, als man denken kann. Außerdem ist er ein wunderbarer Schwätzer und hat mir schon alles mögliche erzählt: Wer mit wem wann und wo geschlafen hat, den ganzen Klatsch aus dem Lehrkörper und so weiter.«
    »Und das läßt man ihm einfach so durchgehen?«
    »Er ist schon fast neunzig, hat sehr viel Geld geerbt und ist unverheiratet, ohne Erben. Sie warten nur darauf, daß er stirbt und alles dem College vermacht. Er ist seit langem emeritiert. Aber er hat noch ein Büro auf dem Gelände und lebt dort zurückgezogen unter dem Vorwand, Bücher zu schreiben. Es würde mich nicht wundern, wenn er sogar dort schlafen würde. Er weiß mehr über Jedson als jeder andere.«
    »Glauben Sie, er wird mit mir sprechen?«
    »Kommt darauf an. Wenn er in der richtigen Stimmung ist, sicher. Ich dachte schon an ihn, als Sie mir am Telefon sagten, Sie wollten über berühmt gewordene Absolventen berichten. Aber ich dachte damals, daß es zu riskant wäre, ihn mit einem Reporter allein zu lassen. Man weiß nie, was er tun oder sagen wird.«
    Sie kicherte und freute sich offenbar darüber, daß der Alte aus seiner Machtposition heraus rebellieren konnte. »Aber jetzt, wo ich weiß, was Sie wirklich wollen, ist er genau der richtige. Sie müßten sich nur einen Grund einfallen lassen, weshalb Sie über Towle sprechen wollen. Allerdings wird Ihnen das nicht schwerfallen, wie ich Sie inzwischen kenne.«
    »Wie wär’s mit folgendem? Ich bin ein Reporter für die Medical World News, die große Ärztezeitung. Nennen Sie mich Bill Roberts. Dr. Towle ist zum Präsidenten der Akademie für Kinderheilkunde gewählt worden, und ich schreibe eine Hintergrundstory über ihn.«
    »Hört sich gut an. Ich rufe ihn gleich an.« Sie langte nach dem Telefon, und ich warf noch einen Blick auf Towles Karteikarte. Die einzige Information, über die sie noch nicht gesprochen hatte, war eine Spalte datierter Eintragungen unter der Überschrift $- Spenden an das College, wie ich vermutete. Sie beliefen sich auf rund zehntausend im Jahr. Towle war ein treuer Sohn seiner Alma mater.
    »Professor van der Graaf«, sagte sie, »hier spricht Margaret Dopplemeier von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. Danke, gut, und selbst? Sehr gut - oh, ich bin sicher, das können wir bewerkstelligen, Professor.« Sie legte eine Hand auf den Hörer und blinzelte mir zu, wobei sie mimisch die Worte ›gute Laune‹ ausdrückte. »Ich wußte ja gar nicht, daß Sie gern Pizza essen, Professor. Nein. Nein, ich mag Anchovis auch nicht. Ja, den Duesenberg mag ich sehr. Ich weiß, daß auch Sie… Ja, ich weiß. Es hat in Strömen geregnet Professor. Ja, mach ich. Ja, sobald es aufgeklärt hat. Ich bringe die Pizza.« Sie flirtete noch fünf Minuten mit van der Graaf und schnitt schließlich das Thema meines Besuchs bei ihm an. Sie hörte zu, gab mir das Okay-Zeichen mit Daumen und Zeigefinger und flirtete weiter. Ich nahm Krugers Karte und schaute sie genau an.
    Er war das fünfte Familienmitglied, das Jedson besuchte, und sein Bakkalaureat war vor fünf Jahren erworben worden. Es gab keinen Hinweis auf seine derzeitige Postion; die Familie befaßte sich mit grst.immob. Es gab keine Eintragung, die auf eine Heirat hingewiesen hätte, und er hatte dem College auch keine Gelder gestiftet. Dennoch entdeckte ich eine interessante Querverbindung. Unter Verw-F: stand Towle. Und ganz unten waren die drei Buchstaben GEL vermerkt und schwarz unterstrichen.
    Margaret hatte den Hörer aufgelegt und wandte sich wieder mir zu.
    »Er ist bereit, Sie zu empfangen. Vorausgesetzt, ich komme mit und Zitat: ›Geben Sie mir eine tüchtige Massage, junge Lady. Auf diese Weise verlängern Sie das Leben eines Fossils.‹ Zitatende. Der alte Schwerenöter«, sagte sie liebevoll.
    Ich fragte sie nach Towles Namen auf Krugers Karte.
    »Verw-F heißt verwandte Familie. Die beiden sind offenbar Onkel und Neffe oder so ähnlich.«
    »Warum steht das aber nicht auf Towles Karte?«
    »Die Eintragung wurde wahrscheinlich gemacht, nachdem Towle bereits graduiert war und das College verlassen hatte.
    Statt die ganzen alten Karten durchzugehen, vermerkt man es nur auf den neuen. Aber GEL ist interessant. Er ist aus der Liste gelöscht.«
    »Warum das?«
    »Ich weiß es nicht. Das steht nicht dabei.

Weitere Kostenlose Bücher