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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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und gehen Sie nicht an die Tür, falls jemand klopft. Ich klopfe dreimal, Pause, dann noch zweimal. Das ist unser Signal.«
    »Roger.«
    »Ha.« Sie lachte und sah zum erstenmal attraktiv aus. Timothy Kruger hatte gelogen, als er erklärte, ein armer Junge in Jedson gewesen zu sein. Seine Familie hatte zwei Gebäude gestiftet, und selbst eine oberflächliche Lektüre des Buches zeigte, daß die Krugers in diesem Staat sehr wichtige Leute waren. Der Teil über seine athletischen Fähigkeiten entsprach der Wahrheit. Er hatte sich in Leichtathletik, Baseball und griechisch-römischem Ringen, ausgezeichnet. Auf dem Photo im Jahrbuch erinnerte er durchaus an den Mann, den ich erst vor kurzem gesprochen hatte. Es gab Photos, wie er über Hürden sprang, den Speer warf, und später, in einer Abteilung Studententheater, in den Rollen von Hamlet und Petrucchio.
    Ich hatte den Eindruck, daß er eine große Nummer auf dem College war. Und ich wunderte mich darüber, daß er schließlich in La Casa de los Ninos gelandet war, und obendrein noch unter falschen Referenzen.
    Das Photo von L. Willard Towle zeigte ihn als einen blonden Tab Hunter-Typ. Unter dem Photo standen sein Name, dazu die Titel »Vorsitzender des Clubs angehender Medizinen und »Vorsitzender der Biologischen Gesellschaft, außerdem war er der Captain der Studentenmannschaft gewesen. Ein Sternchen neben dem Namen wies auf eine Fußnote hin, die den Leser anwies, zur letzten Seite des Jahrbuchs weiterzublättern. Ich folgte der Anweisung und kam zu einer schwarz umrandeten Photographie - das gleiche Bild, das ich in Towles Büro gesehen hatte, von seiner Frau und seinem Sohn vor einem Hintergrund von See und Bergen. Unter dem Photo stand:
     
    In Memoriam Lilah Hutchison Towle 1930-1951
     
    Lionel Willard Towle junior 1949-1951
     
    Der Inschrift folgten vier Zeilen eines Verses.
    Wie schnell doch kommt die Nacht herein;
    Sie löscht die Hoffnung und den Traum.
    Und doch sieht man in Dunkelheit Den Schein des Friedens, der noch strahlt.
     
    Er war unterzeichnet mit einem Buchstaben: ›S‹. Ich las gerade noch einmal das Gedicht, als Margaret Dopplemeiers Klopfzeichen an der Tür zu hören war. Ich schob den Riegel zurück, und sie betrat das Büro, einen großen Umschlag unterm Arm. Dann schloß sie die Tür, schob den Riegel vor, öffnete den Umschlag und schüttelte zwei Karteikarten von der Größe eines halben Schreibmaschinenblatts heraus.
    »Die kommen direkt aus der geheiligten Kartei ehemaliger Studenten.« Sie warf einen Blick auf die eine und reichte sie mir. »Da haben Sie Ihren Doktor.«
    Oben stand Towles Name, in eleganter Schönschrift. Darunter gab es mehrere Eintragungen mit verschiedenen Schriften und in verschiedenen Farben. Die meisten waren Abkürzungen und Zahlen codes.
    »Können Sie mir erklären, was das alles bedeutet?« Sie kam um den Schreibtisch herum und setzte sich neben mich, nahm die Karte und betrachtete sie. »Da ist nichts Geheimnisvolles dran, die Abkürzungen dienen nur dazu, Platz zu sparen. Die fünf Zahlen nach dem Namen sind der Studentencode für die Post, die Kartei und so weiter. Danach kommt die Zahl drei, das heißt, er ist das dritte Mitglied seiner Familie, das Jedson besucht. Das med ist klar, der Code des Berufs, und F. med heißt, daß die Medizin Hauptberuf der Familie ist. B:51 heißt, daß er in diesem Jahr sein Bakkalaureat gemacht hat. H:J,148793 heißt, daß er eine Jedson-Studentin geheiratet hat, und die Zahl ist ihr Studentencode. Aber hier ist etwas Interessantes: Hinter der Codezahl der Frau ist ein kleines Kreuz in Klammern, das heißt, daß sie gestorben ist, und das Datum ist der siebzehnte Juni neunzehnhunderteinundfünfzig. Sie starb also, als er noch Student hier war. Haben Sie das gewußt?«
    »Ja. Gibt es eine Möglichkeit, noch mehr über ihn herauszufinden?«
    Sie überlegte einen Augenblick.
    »Wir könnten in der Lokalzeitung für jene Woche nachsehen; vielleicht gibt es dort einen Nachruf oder eine Todesanzeige.«
    »Und was ist mit der Studentenzeitung?«
    »Der Spartan ist Mist«, sagte sie zornig, »aber ich glaube, er würde doch über so etwas berichten. Die alten Nummern sind in der Bibliothek, auf der anderen Seite des Geländes. Wir können später dort vorbeischauen. Glauben Sie, daß es wichtig sein könnte?«
    Sie war hochrot im Gesicht und aufgeregt wie ein kleines Mädchen über unsere kleine Intrige, die sie völlig in Beschlag nahm.
    »Es könnte sein, Margaret. Ich will

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