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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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schreiben können. Die Geldgeber und Treuhänder und Verwalter von Jedson wollen sich nicht in der Los Angeles Times gedruckt sehen. Sie wollen auch nicht, daß Themen wie der Kampf gegen die Unterdrückung von Minderheiten oder gleiche Aufnahmerechte für alle ihr gefährliches Haupt erheben.«
    »Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Aufrichtigkeit, Margaret.« Einen Augenblick lang dachte ich, sie würde zu heulen anfangen.
    »Sagen Sie das nicht so, als ob ich eine Heilige wäre. Ich bin es nicht, und ich weiß es sehr genau. Was ich Ihnen gesagt habe, war gemein und rückgratlos. Hinterhältig, ja. Die Menschen hier sind nicht schlecht, und ich habe kein Recht, sie bloßzustellen. Sie sind gut gewesen zu mir. Aber ich bin es so leid, immer nur die Fassade zu zeigen, bin es leid, immer nur mit kleinen Frauchen beim Tee zu sitzen, die den ganzen Tag über Porzellanmuster und das Tischdecken reden können - es gibt hier ein Seminar für schönes Tischdecken, ob Sie’s glauben oder nicht.«
    Sie schaute auf ihre Hände, als könnte sie sich nicht vorstellen, jemals etwas so Zartes wie Porzellan anzufassen. »Mein Job besteht darin, so zu tun als ob, Alex. Ich bin nichts weiter als ein Versandservice mit einem wohlklingenden Namen. Aber ich bin noch nicht bereit, von hier wegzugehen.« Es war, als diskutiere sie mit einem unsichtbaren Gegner. »Noch nicht. Nicht an diesem Punkt in meinem Leben. Ich wache auf und sehe den See. Ich habe meine Bücher und eine gute Stereoanlage. Ich kann hier ganz in der Nähe frische Heidelbeeren pflücken. Ich esse sie mit Sahne zum Frühstück. « Ich schwieg.
    »Werden Sie mich jetzt hineinreiten?« fragte sie. »Natürlich nicht, Margaret.«
    »Dann gehen Sie. Vergessen Sie einfach, in Ihrem Artikel über Jedson zu berichten. Hier gibt es nichts, was einen Außenseiter interessieren würde.«
    »Das kann ich nicht.«
    Sie setzte sich gerade auf. »Warum nicht?« In ihrer Stimme lag deutliche Angst, und in ihren Augen funkelte es böse. Ich konnte verstehen, daß ihr Freund in die Einsamkeit geflohen war. Die geistige Impotenz der Studenten von Jedson war nicht der einzige Grund dafür.
    Ich konnte ihr nichts anbieten, was unsere Verbindung offenhalten würde - außer der Wahrheit und der Chance, ein’ Verschwörer der Verschwörerin zu sein. Also holte ich tief Luft und teilte ihr den wahren Grund meines Besuchs hier mit.
    Als ich am Ende war, zeigte sie denselben besitzergreifend-abhängigen Ausdruck wie auf dem Photo. Ich wollte zurückweichen, aber mein Stuhl stand schon dicht an der Tür. »Es ist komisch«, sagte sie. »Eigentlich sollte ich mich ausgenützt fühlen. Ausgeschlachtet. Aber nein. Sie haben ein ehrliches Gesicht. Sogar Ihre Lügen klingen noch anständig.«
    »Ich bin nicht anständiger als Sie. Ich brauche nur ein paar Fakten. Und dazu brauche ich Ihre Hilfe. »Wissen Sie, ich war früher Mitglied des SDS. Damals waren Polizisten in meinen Augen Schweine.«
    »Aber diese Zeiten sind vorbei. Außerdem bin ich kein Polizeibeamter, und wir reden auch nicht von abstrakten Theorien und polemisieren nicht über die Revolution. Es geht um einen dreifachen Mord, Margaret, um Kindsmißhandlung und vielleicht noch mehr. Es geht nicht um politische Morde. Unschuldige Menschen, die auf grausamste Weise zerstückelt worden sind. Kinder, die auf einsamen Straßen von Lastwagen überrollt wurden.«
    Sie schauderte, wandte sich ab, strich sich mit einem unlackierten Fingernagel über einen Zahn, dann schaute sie mich wieder an.
    »Und Sie glauben, einer von ihnen - ein Jedsonit- ist für das alles verantwortlich?« Es schien ihr eine köstliche Vorstellung zu sein.
    »Ich nehme an, mindestens zwei von ihnen haben damit direkt oder indirekt zu tun.«
    »Warum machen Sie das? Sie sagen, daß Sie Psychiater sind.«
    »Psychologe.«
    »Was auch immer. Ich meine, was ist für Sie drin?«
    »Nichts. Nichts, was Sie mir glauben würden.«
    »Lassen Sie’s einfach drauf ankommen.«
    »Ich will, daß Gerechtigkeit geschieht. Das ist eine Sache, die schon seit einiger Zeit an mir nagt.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte sie leise und weich.
     
    Sie war zwanzig Minuten weg, und als sie zurückkam, hatte sie einen Armvoll riesiger Wälzer dabei, die in dunkelblaues Leder gebunden waren.
    »Das sind die in Frage kommenden Jahrbücher, wenn Sie ihr Alter richtig geschätzt haben. Ich lasse sie Ihnen hier, damit sie die Studentenlisten durchgehen können. Aber sperren Sie ab, solange ich weg bin,

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