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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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alles.«
    »So ungefähr, ja. Vetter Tim kann sehr redselig sein, wenn die Umstände es erfordern.« Ich lieferte ihm ein paar Beispiele dessen, was ich wußte. Er blieb ungerührt, die Hände mit dem Lenkrad verschmolzen, eine weißhaarige Kleiderpuppe, ein Dummy, der hinterm Lenkrad eines Versuchsautos saß. »Sie kannten meinen Namen, bevor wir uns zum erstenmal gesehen haben«, sagte ich. »Von der Hickle-Affäre. Als ich anrief, luden Sie mich in Ihre Praxis ein. Sie wollten herausfinden, wieviel mir Sarah bereits gesagt hatte. Damals habe ich es nicht ganz begriffen - ein vielbeschäftigter Kinderarzt, der sich die Zeit zu einem persönlichen Gespräch nahm, wegen einer solchen Lappalie. Alles, was es zu besprechen gab, hätten wir auch telefonisch erledigen können. Aber Sie wollten mich aushorchen. Und dann haben Sie versucht, meine weitere Arbeit an der Sache zu blockieren.«
    »Sie hatten einen Ruf als hartnäckiger junger Mann«, sagte er. »Ein Ding kam zum anderen.«
    »Ein Ding? Meinen Sie nicht eher, eine Leiche kam zur anderen?«
    »Sie brauchen sich nicht so melodramatisch auszudrücken.« Er sprach wie ein Android in Disneyland, flach, ohne Beugungen und Betonungen, vermutlich auch ohne jeden Zweifel an sich selbst.
    »Das ist nicht meine Absicht. Aber diese Art von Massenmord geht einem doch an die Nieren. Der Nemeth-Junge. Handler. Elena Gutierrez. Maurice Bruno. Und jetzt Bonita Quinn und der gute alte Ronnie Lee.«
    Als ich den letzten Namen erwähnte, zuckte er kaum merklich zusammen.
    »Quält Sie der Gedanke an Ronnie Lees Tod im besonderen?« fragte ich ihn.
    »Ich kenne den Namen nicht, das ist alles.«
    »Ronnie Lee Quinn. Bonitas Ex-Gatte. Sarahs Vater. R. L. Ein blonder Bursche, groß, mit verrückten Zügen und einer Lähmung an der linken Seite. Vermutlich Hemiparesis. In McCaffreys Südstaatenakzent hörte es sich an wie ›Earl‹.«
    »Aha«, sagte er und schien froh zu sein, daß nun wieder alles Sinn hatte. »Earl. Ekelhafter Kerl. Ungewaschen. Ich bin ihm ein- oder zweimal begegnet.«
    »GBP, nicht wahr? Ganz beschissenes Protoplasma?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Er war einer von McCaffreys Verbrechertruppe in Mexiko. McCaffrey hat ihn mitgebracht, um ihn für die Dreckarbeit einzusetzen. Wahrscheinlich wollte R. L. sein Kind sehen, deshalb hat McCaffrey Bonita und die kleine Sarah ausfindig gemacht. Dabei dämmerte es ihm, wie er sie verwenden konnte. Bonita war keine von den besonders Schlauen, nicht wahr? Sie hielt Sie wahrscheinlich fur den heiligen Nikolaus, als Sie ihr den Job in Minassians Apartmentblock vermittelten.«
    »Sic war mir sehr dankbar dafür«, sagte Towle. »Sie haben ihr einen großen Gefallen erwiesen. Sie haben sie dort eingesetzt, um Zugang zu Handlers Apartment zu bekommen. Sie war nun die Hausmeisterin und hatte den Zentralschlüssel zur Verfügung. Als sie das nächste Mal in Ihre Praxis kam, um Sarah untersuchen zu lassen, ›verlegte‹ sie ihre Handtasche. Das hat mir übrigens Ihre Praxishilfe gesagt. Bonita ließ angeblich immer alles mögliche liegen, weil sie so konfus war. Sie haben sich auf diese Weise den Zentralschlüssel besorgt und vermutlich eine Kopie anfertigen lassen - nun konnten McCaffreys Ungeheuer nach Belieben Handlers Wohnung betreten, sich nach Tonbändern umsehen und die Bewohner töten und auf grausamste Weise verstümmeln. Ohne Probleme zu bekommen mit der armen Bonita - es sei denn, sie wurde nicht mehr gebraucht; dann endete sie als Dünger für die Zucchini-Ernte des kommenden Jahrs. Eine uninteressante, dumme kleine Frau. Ganz beschissenes Protoplasma.«
    »Es hätte anders kommen sollen. So war es nicht geplant.«
    »Sie wissen ja, wie das manchmal so geht: Auch die besten Pläne können scheitern, und so weiter.«
    »Sie sind ein sarkastischer junger Mann. Ich hoffe, Sie verhalten sich bei Ihren Patienten anders.«
    »Ronnie Lee bringt Bonita um - vielleicht hat er es getan, weil McCaffrey es ihm befohlen hat, vielleicht beglich er damit auch eine alte Rechnung. Aber nun muß McCaffrey auch Ronnie Lee loswerden, denn unmenschlich, wie er ist, könnte er trotzdem protestieren, wenn man seine eigene Tochter umbringt.«
    »Sie sind sehr schlau, Alex«, sagte er. »Aber dieser Sarkasmus ist wirklich ein unangenehmer Zug in Ihrem Wesen.«
    »Danke für den guten Rat. Ich weiß,. Sie sind ein Experte in Fragen guter Krankenbett-Manieren.«
    »Das bin ich in der Tat. Ich bin sogar stolz darauf. Man muß so früh wie möglich

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