Blackout
erhalten will. Kommen Sie.« Er nahm meinen Arm. »Sehen wir uns den Rest des Geländes an.« Wir gingen auf den Pool zu.
»Wie ich höre«, sagte ich, »ist Reverend McCaffrey ein Mann, der es vorzüglich versteht, Spenden lockerzumachen.« Kruger schaute mich von der Seite an und überlegte sich, wie das wohl gemeint war.
»Das ist er sicher. Er ist ein wunderbarer Mensch, und das kommt ihm zugute. Leider raubt es ihm einen Großteil seiner Zeit. Dennoch ist unsere Situation schwierig. Wissen Sie, er hat früher in Mexiko bereits ein Kinderheim geleitet, doch er mußte es schließen. Die Regierung hat ihm keinerlei Unterstützung gewährt, und die reichen Privatleute dort sagten sich, laßt doch die armen Teufel sterben.«
Wir standen jetzt am Schwimmbecken. Das Wasser spiegelte den Wald wider, grünschwarze Silhouetten mit smaragdgrünen Streifen. Es roch stark nach Clor und Schweiß. Der einsame Schwimmer machte lange Züge im Butterfly-Stil, mit gewaltigen Muskeln, welche die Arme in Bewegung setzten. »He, Jimbo!« rief Kruger.
Der Schwimmer erreichte das entgegengesetzte Ende, hob den Kopf aus dem Wasser und sah den Geschäftsführer, der ihm winkte. Daraufhin glitt er mühelos zu uns herüber und zog sich bis zur Taille aus dem Wasser. Er war Anfang vierzig,« bärtig und sehnig-schlank. Sein sonnengebräunter Körper war mit nassem, an der Haut klebendem, dunklen Haar bedeckt. »He, Tim.«
»Doktor Delaware, das ist Jim Halstead, unser Haupttrainer. Jim, Doktor Alexander Delaware.«
»Genau gesagt, euer einziger Trainer.« Halstead sprach mit tiefer Stimme, die aus seinem Bauch zu kommen schien. »Ich würde Ihnen gern die Hand schütteln, aber die meine ist ein bißchen kalt und naß.«
»Das macht nichts.« Ich lächelte.
»Doktor Delaware ist Kinderpsychologe, Jim. Er besucht La Casa als zukünftiger Brigadist.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Doktor, und ich hoffe sehr, daß Sie uns unterstützen. Es ist schön hier draußen, nicht wahr?« Er streckte einen langen, braunen Arm in Richtung auf den Himmel von Malibu aus. »Großartig.«
»Jim hat früher in der Stadt gearbeitet«, erklärte Kruger. »An der Handwerksakademie. Dann hat er sich eines Besseren besonnen.« Halstead lachte.
»Ich hab’ lange genug gebraucht. Eigentlich bin ich ein gutmütiger Typ, aber als mich so ein Affe mit einem Messer bedroht hat, nachdem ich ihm Liegestütze verordnet habe, war meine Geduld am Ende.«
»Ich bin sicher, das passiert Ihnen hier nicht«, sagte ich. »Ausgeschlossen«, grollte sein Baß. »Die Kinder sind prima.«
»Dabei fällt mir ein, Jim«, unterbrach Kruger, »ich muß mit dir reden, damit wir ein Programm für Rodney Broussard ausarbeiten. Etwas, das ihm mehr Selbstvertrauen gibt.«
»Das ist, weiß Gott, notwendig.«
»Ich rede später mit dir darüber, Jim.«
»Jederzeit. Kommen Sie zu uns, Doktor.« Der haarige Körper glitt wieder ganz ins Wasser, ein schlanker Torpedo, und schwamm wie ein Fischotter dicht über dem Boden des Beckens.
Wir machten noch einen Spaziergang von einer Viertelmeile um das Gelände. Kruger zeigte mir die Krankenstation, einen makellos weißen, kleinen Raum mit einem Untersuchungstisch und einer Liege, alles chromblitzend und nach Desinfektionsmitteln riechend. Der Raum war leer. »Wir haben einen Krankenpfleger, der halbtags hier arbeitet, meistens vormittags. Aus naheliegenden Gründen können wir uns keinen Arzt leisten.«
Ich fragte mich, warum Majestic Oil oder ein anderer Gönner des Heims nicht in der Lage war, das Honorar für einen halbtags hier arbeitenden Jung-Mediziner aufzubringen. »Aber zum Glück haben wir eine ganze Reihe freiwilliger Ärzte, manche davon große Kapazitäten in der Stadt, die hier abwechselnd Dienst tun.«
Beim Gehen kamen Gruppen von Kindern und Betreuern an uns vorbei. Kruger winkte, die Betreuer erwiderten den Gruß. Die Kinder wirkten meist ziemlich teilnahmslos. Wie Olivia vorhergesagt und Kruger bestätigt hatte, waren sehr viele körperlich und geistig behindert. Jungen schienen gegenüber den Mädchen dreifach in der Überzahl zu sein, und die Mehrheit der Kinder waren Schwarze oder Latinos. Kruger ging mit mir in die Cafeteria, einen Raum mit verputzten Wänden und einer hohen Decke, in dem makellose Sauberkeit herrschte. Schweigende Mexikanerinnen warteten hinter einer Glaswand und hatten Servierzangen in den Händen. Das Essen war typisch für solche Institutionen: Eintopfgerichte, Variationen von gebratenem
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