Blackout (German Edition)
Nicks Handflächen war sein Mund so trocken, dass er kaum reden konnte.
Forster verschwand und kam kurz darauf mit zwei Gläsern und einem gefüllten Krug zurück. Er goss in beide Gläser genau gleich viel Wasser und setzte sich dann Nick gegenüber auf das Sofa.
»Du willst mit mir sprechen? Worüber?« Seine Augen flackerten kaum wahrnehmbar.
Nick öffnete langsam den Reißverschluss von Kristens Jacke und überlegte sich, wie er das Gespräch beginnen sollte. Nur das Ticken der altmodischen Uhr an der Wand durchbrach die Stille. Nick hatte sich das einfacher vorgestellt.
»Das ist ein bisschen schwierig«, begann er, »ich möchte dich etwas fragen.«
Forster sah ihn an und wartete.
»Hast du mitbekommen, was die letzten Tage passiert ist?«
»Das konnte man ja schlecht nicht mitbekommen.« Forsters Stimme hatte einen nervösen Unterton. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Verlegen sah Nick zur Uhr hoch. So ein Ding, wie es seine Großmutter in ihrem Wohnzimmer hängen hatte.
»Wie viel weiß man in der Firma?«, fragte Nick.
»Meinst du damit, wie viel man in der Firma allgemein weiß? Oder wie viel dein Vater weiß?«
»Ist das nicht dasselbe?« Natürlich war es nicht dasselbe. Sein Vater war ein echter Künstler in Sachen Kommunikation. Er hatte die Angelegenheit bestimmt so zurechtgebogen, dass sie plausibel klang. Alles unter Kontrolle. Wie immer.
Forster fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand. Es dauerte etwas, bis er sprach. »Offiziell wissen wir, dass du seit einer Weile bei der Familie Egger wohnst, weil du dich beruflich neu orientieren willst.«
Eine echt gelungene Erklärung, fand Nick.
»Wir wissen natürlich auch, dass deine Cousine verschwundenist. Tragische Geschichte.« Er seufzte. »Inoffiziell munkelt man von Drogen und dass das alles mit dir zu tun hat.« Forster sah Nick vorwurfsvoll an. »Es hat natürlich nicht geholfen, dass du heute Morgen zweimal in der Firma aufgetaucht bist. Beim zweiten Mal auch noch in Polizeibegleitung. Es wurde nachher ziemlich viel geredet.«
Nick wich Forsters Blick aus.
»Selbstverständlich habe ich Albert darauf angesprochen«, fuhr Forster fort, »aber er hat mir erklärt, dass dies eine Privatangelegenheit sei, die er so schnell wie möglich regeln würde.«
Nick erinnerte sich, wie sein Vater ihm einmal gesagt hatte, dass es nichts gab, das sich nicht regeln ließ. Zweifellos würde er auch diese kleine Privatangelegenheit in den Griff bekommen.
»Nick«, sagte Forster, »warum bist du hier? Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Vielleicht. Sag mal, ich habe doch heute Morgen in eurer Firma so einen komischen Typen gesehen und dich auf ihn angesprochen.«
Forster nickte gedankenverloren.
»Du hast gesagt, du gehst der Sache nach. Hast du was herausgefunden?«
Forster legte seine Fingerspitzen aufeinander und betrachtete sie eingehend, während er sich mit der Antwort Zeit ließ.
»Ich habe nachgefragt, aber niemand konnte sich erinnern, einen Mann gesehen zu haben, der auf diese Beschreibung passt.«
»Bist du ganz sicher?«
»Ja«, antwortete Forster erstaunt. »Ist das so wichtig?«
Nicks Hoffnung sank auf den Nullpunkt. Aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Er musste es von einer anderen Seite her angehen.
»Nein, ich habe mich nur gewundert.«
»Du bist doch nicht etwa deswegen gekommen?«, fragte Forster.
»Nein, nein.« Nick versuchte ein überzeugendes Lächeln. Es misslang. Forster nippte an seinem Glas. Nick entschied sich für den Frontalangriff.
»Sag mal, wollt ihr die Firma verkaufen?«
Forster verschluckte sich. Sein Gesicht nahm eine ungesunde Farbe an. Er räusperte sich. »Nein, wieso?«
Nick versuchte, Forsters Reaktion einzuordnen. War er so erschrocken, weil ihn Bergamin nicht in die Verkaufspläne eingeweiht hatte oder weil sie nicht bekannt werden durften?
»Nun … war nur so ein Gedanke.«
»Nein, wir verkaufen nicht. Warum sollten wir? Der Firma geht es gut. Wir sind gerade dabei, ein neues Produkt zu entwickeln, das den Markt aufrütteln könnte. Wie kommst du bloß auf solche Gedanken?« Merklich erschüttert trank Forster sein Glas leer und stellte es mit zitternden Händen auf das blank polierte Glastischchen.
»Ich dachte, ich hätte so was gehört, aber ich muss mich geirrt haben.«
»Ganz bestimmt, Nick. Ganz bestimmt.«
»Da ist noch etwas, Simon.« Nick strich sich die Haare aus dem Gesicht. Egal, wie er seine Frage formulierte, sie würde auf Forster wie ein persönlicher
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