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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Formate umgestiegen sind. Hier geht alles noch ein wenig langsamer. Nicht so langsam wie vor dem Digitalzeitalter – ich habe die Geschichtsbücher gelesen und weiß, wie lange eine Story damals den Alltag beherrschte –, aber langsam genug, damit man das eine oder andere in Erfahrung bringen kann, wenn man bereit ist zuzuhören.
    Zwei Experten diskutierten gerade darüber, wie man die Everglades retten konnte. Einer von ihnen wollte Teams der Seuchenschutzbehörde in Raumanzügen hineinschicken, um so viele nicht infizierte Tiere wie möglich herauszuholen. Anschließend sollte so viel DDT ins Grundwasser geschüttet werden, dass das Ökosystem für die nächsten hundert Jahre steril sein würde. »Wir können die Tiere so lange in Reservaten und Gehegen weiterzüchten, bis wir sicher sind, dass die Everglades sauber sind. Und dann bringen wir sie in ihren ursprünglichen Lebensraum zurück«, lautete seine Grundaussage, verbunden mit dem festen Glauben, dass die tierischen Instinkte stärker wären als über Generationen im Zoo erworbenes Verhalten. Die Tiere würden sich in der Wildnis sofort wieder vollständig zurechtfinden, sobald das Geld ausging und jemand bei der Abrechnung beschloss, dass es Zeit war, die Tiere auszusetzen.
    Der andere Experte behauptete, dies würde nicht nur zum unwiederbringlichen Verlust eines erheblichen Teils der Vielfalt der amerikanischen Tierwelt führen, sondern den Großteil Floridas unbewohnbar machen, ob man die Moskitos nun losbekam oder nicht, denn die Insektizide würden zwangsläufig in die Trinkwasservorräte gelangen. Stattdessen sprach er sich dafür aus, Tausende Insektenfresser in den betroffenen Gebieten auszusetzen, die sich des Problems auf natürliche Weise annehmen würden. Und mit Insektenfressern meinte er Fledermäuse. Er plädierte dafür, möglichst große Mengen Fledermäuse einzusammeln und in den Everglades auszusetzen, wo sie ihr Ding durchziehen und Moskitos fressen konnten. Denn den Einwohnern Floridas würde das natürlich überhaupt nichts ausmachen.
    An keinem Punkt der Diskussion erwähnte einer der Experten die Möglichkeit, dass die Moskitos vielleicht kein größter anzunehmender Unfall der Natur, sondern von Menschen geschaffen waren. All ihre Lösungsvorschläge beruhten auf der Annahme, dass die Moskitos einfach aufgetaucht waren, so wie der Sturm, der sie an unsere Küste geblasen hatte. Irgendwie überzeugte mich das noch mehr, dass George recht hatte. Jemand hatte diese Moskitos geschaffen, und jemand würde ein Mittel haben, mit ihnen fertigzuwerden. Sie warteten nur auf den richtigen Zeitpunkt, so wie sie auch auf den rechten Zeitpunkt gewartet hatten, die Insekten ausschwärmen zu lassen.
    Gerade als die Diskutanten anfingen, sich gegenseitig anzuschreien, kletterte Becks wieder auf den Beifahrersitz. Sie gähnte, fuhr sich durchs Haar und beäugte das Radio. »Will ich das wissen?«
    »Ich bekomme hier draußen kein vernünftiges drahtloses Signal«, sagte ich. »Deshalb hören wir Radio.«
    »Und über was sprechen die da im Radio?«
    »Über Fledermäuse.«
    Becks runzelte die Stirn, offensichtlich noch ziemlich verschlafen. »Fledermäuse?«
    »Ja. Du weißt doch, flappflapp, quiekquiek, arbeiten für Dracula? Fledermäuse. Schließlich brauchen wir passend zu unserem Zombieproblem noch ein Vampirproblem.« Ich öffnete die Kühlbox, die wir zwischen die Sitze eingekeilt hatten, und nahm eine Dose Cola heraus. »Hier. Du siehst aus, als könntest du Koffein vertragen.«
    »Oh, Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich müsste das ohne chemische Unterstützung überstehen.« Becks schnippte die Dose auf, bevor sie sie mit einem langen Schluck bis zur Hälfte leerte. Offensichtlich schien sie erst zu merken, was sie da trank, als sie die Dose wieder herunternahm und sich den Aufdruck ansah. »Shaun … das ist Cola.«
    »Ich weiß.«
    »Du hast mir eine von deinen Colas gegeben.«
    »Ich weiß.«
    »Warum hast du …?«
    »Weil du es gebraucht hast.« Mit der Andeutung eines Lächelns sah ich zu ihr hinüber, aber es reichte aus, um ihr zu zeigen, dass ich es ernst meinte. »Wenn die Masons uns gehen lassen können und sich bereit erklären, Alisa aus Florida herauszuholen, dann kann ich auch so selbstlos sein, dir eine Cola zu geben.«
    Becks’ Miene wurde ernst. »Glaubst du wirklich, dass sie nach ihr suchen werden?«
    »Ja, das tue ich.« Die Experten im Radio stritten sich noch immer. Ich beugte mich vor und schaltete das Radio aus.

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