Blackout - Kein Entrinnen
dass ich ihm erst zuhören sollte, bevor ich mich über die Maschine hermachen durfte.
»Sie haben eine Verbindung und ein Gast-Login, das über eines der Verwaltungsbüros läuft«, sagte er. »Wir können den Schwindel nicht ewig aufrechterhalten, aber zwanzig Minuten sollten wir schaffen, bevor irgendein Alarm losgeht. Bitte geben Sie keine Suchbegriffe ein, bei denen die Firewall zuschlägt.«
»Wie zum Beispiel?«, fragte ich. »Korruption auf Regierungsebene? Verschwörung, um das amerikanische Volk zu betrügen? Klonen?«
»Ja«, sagte er ohne eine Spur von Ironie. »Das ist für den Anfang schon einmal eine gute Liste von Dingen, die Sie vermeiden sollten. Loggen Sie sich nicht in irgendwelche E-Mail-Accounts ein, die auf Ihren Namen laufen. Geben sie keine …«
»Ich versichere Ihnen, ich benutze nicht zum ersten Mal ein fremdes Netzwerk, und ich habe es noch nie geschafft, jemanden hinter Gitter zu bringen, wenn ich es nicht darauf angelegt habe«, sagte ich und griff erneut nach dem Laptop. »Wir versuchen doch alle, uns gegenseitig zu vertrauen. Der letzte Beweis, den ich dafür von Ihnen brauche, ist eine einwandfreie Internetverbindung. Für Sie ist der letzte Beweis, dass ich diese dann nicht ausnutze. Also, wenn Sie mir endlich den Computer geben, kriegen wir beide, was wir wollen, oder?«
Mit einem leisen Lachen schob mir Gregory den Laptop hin. »Ihnen geht es wohl langsam wirklich besser, wenn Sie schon anfangen, mir mit Logik zu kommen.«
»So bin ich eben. Ich bin nur dann vernünftig, wenn man mich nicht zum Vergnügen anderer aufschneidet und seziert.« Ich nahm den Laptop und atmete langsam durch die Nase, damit meine Hände nicht zitterten, als ich ihn aufklappte. Der Bildschirm ging an, auf pechschwarzem Hintergrund prangte darauf das Logo der Seuchenschutzbehörde. Ich legte meine Finger auf die Tastatur und atmete bebend aus. »Oh, wow.«
»Vielleicht vertrauen wir Ihnen nur, weil uns nichts anderes übrig bleibt, aber wir vertrauen Ihnen, Georgia.« Gregory berührte meine Schulter, und ich blickte zu ihm hoch. Er lächelte. »Bemühen wir uns, beide das Vertrauen des anderen zu verdienen.«
Ich nickte. »Ich versuch’s«, sagte ich. Dann senkte ich den Kopf und fing an zu tippen. Gregory war vergessen.
Seine Warnung wegen meiner E-Mails war zwar klug, aber unnötig. Jemand, der nicht professionell in der Internetnachrichtenbranche gearbeitet hat, würde wohl annehmen, dass ein Journalist als Erstes seinen Posteingang aufruft. In gewisser Weise stimmte das auch, aber es war nicht die ganze Wahrheit. Alle öffentlichen E-Mail-Adressen – diejenigen, die bei den handelsüblichen Providern angelegt wurden – waren im Grunde nur Attrappen, die ihren Inhalt an den wahren Briefkasten hinter den von Buffy programmierten Firewalls von Nach dem Jüngsten Tag weiterleiteten. In die anderen Accounts loggten wir uns nur ein, wenn wir irgendwo waren, wo wir nicht in unser eigenes System hineinkamen. Auch wenn ich nur zwanzig Minuten hatte, war das genug Zeit, um bis dahin durchzukommen.
Der erste Anlaufpunkt war eine Seite für Online-Spiele, eine der Einrichtungen, die seit der Erfindung des Computers für sinkende Produktivität in Büros verantwortlich ist. Ich war nicht überrascht, als der Browser die Adresse automatisch ergänzte, nachdem ich lediglich die ersten drei Buchstaben eingetippt hatte. Nicht einmal der Seuchenschutz ist immun gegen die Lockungen bunt leuchtender Grafiken und stupider Rätsel. Auf der Seite wurde eine Liste von Optionen angeboten, und alle trugen nette, leicht zu vermarktende Namen und auffällige Symbole. Ich scrollte ganz nach unten.
»Was machen Sie?«, fragte Gregory.
»Nicht alle Computer haben heutzutage Shell-Zugang, und auf jeder sicher programmierten Seite könnte genauso gut ein dickes rotes Banner stehen mit der Aufschrift: ›Schaut mal, hier laufen Sachen, von denen du nichts wissen sollst‹«, sagte ich. Das letzte Symbol in der Spieleliste war ein vergleichsweise langweiliges Zeichentrick-Icon. Ich klickte es an. »Deshalb haben wir Hintertüren für Zeiten, in denen wir rein müssen, aber nicht an unsere Computer können.«
»Und eine eurer Hintertüren befindet sich auf einer Spieleseite?«
»Buffy hat das Sicherheitssystem der Seite eingerichtet.« Ich lächelte, als der Browser das Lade-Symbol zeigte. »Buffy hat viele Sicherheitssysteme programmiert. Sie hat übers gesamte Internet verstreut Dinge versteckt.«
»Tja, ich
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