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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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sich meine Wadenmuskeln dagegen sträubten. Ich hatte zu lange still gesessen, und all meine Gelenke hatten sich versteift. »Au, verdammt.« Ich bückte mich und knetete mir die linke Wade.
    Vermutlich war dies der Grund, weshalb die erste Kugel mich verfehlte.
    Der Schütze benutzte einen Schalldämpfer. Es gab einen unterdrückten Knall, zu leise für einen richtigen Schuss, und der Techniker, der mit Kathleen hereingekommen war, taumelte zurück und prallte gegen die Wand. Auf seinem weißen Laborkittel wuchs bereits ein roter Fleck über der Brust. Er blickte darauf hinab, hob den Kopf und sah mich an. Seine Lippen formten ein Wort, das er nicht mehr hervorbrachte. Es war George.
    Erst das dumpfe Geräusch, mit dem sein Leib auf dem Boden aufschlug, riss mich aus meiner Erstarrung. Meiner Erfahrung nach bleiben Erschossene nicht lange am Boden, und wenn sie sich wieder erheben, sind sie mehr darauf aus, die Lebenden zu fressen, als herauszufinden, wer sie getötet hat. Ich stürzte vor, packte Kathleen am Handgelenk und zerrte sie von der Leiche weg.
    »Kommen Sie!«, rief ich.
    »Was?« Sie sah mich mit großen, schreckgeweiteten Augen an. »George …«
    »Ist tot! Jetzt lassen Sie uns verschwinden, bevor er beschließt, wieder aufzuwachen und uns umzubringen! Ich war schon mal tot. Glauben Sie mir, das macht keinen Spaß!« Schreiend und auf sie einredend zerrte ich sie zur anderen Seite des Zimmers.
    Der zweite Schuss war genauso leise wie der erste. Plötzlich brach Kathleen zusammen, und ich verlor ihre Hand. Ich drehte mich zu ihr um und starrte auf das Loch in ihrer Stirn, das mich wie ein drittes blindes Auge ansah. Im Gegensatz zu George würde sie nicht wieder aufstehen. Ein Kopfschuss macht aus Zombies wie Menschen dasselbe: einen leblosen Leib.
    Auf einmal wurde mir bewusst, wie ausgeliefert ich war. Und wie alleine. Deshalb zog ich meine Pistole und stürmte, so schnell mich meine Beine trugen, aus dem Zimmer. Draußen auf dem Korridor kam mir Gregory entgegengelaufen.
    »Sie sind beide tot!«, rief ich. »Was ist hier los?«
    »Wir sind aufgeflogen!« Er legte an Tempo zu, packte mich am Handgelenk, wandte sich um und rannte wieder zurück, wobei er mich genauso hinter sich herschleifte, wie ich es bei Kathleen getan hatte, bevor sie erschossen worden war.
    Würgendes Entsetzen packte mich, während ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten. »Wegen mir?«
    »Nein, es sei denn, Sie haben ein Sicherheitsteam herbeigerufen, als Sie gerade nach draußen flüchten wollten.« Gregory wurde nicht langsamer. »Sparen Sie sich die Luft zum Laufen. Ich weiß nicht, wie lange wir das Tempo halten müssen.«
    Ich gab keine Antwort, sondern lief einfach weiter. Der Schreck hatte so viel Adrenalin in meinem Körper ausgeschüttet, dass ich in unmittelbarer Zukunft nicht von einem Krampf zu Boden gestreckt werden würde. Das war das Gute daran. Das Schlechte war – abgesehen von dem unbekannten Schützen oder den Schützen –, dass ich nicht in Form war. Denn in diesem Körper war ich nie in Form gewesen. Zwar erinnerte sich mein Kopf an stundenlanges Training sowohl im Übungsraum als auch im Freien. Doch mein Körper hatte nicht einmal einen Monat an Erfahrung. Damit konnte man sich schlecht Ausdauer antrainieren. Schon begannen meine Lungen zu brennen und kündigten Schlimmeres an.
    Vor uns wurde eine Tür zugeschlagen. Dr. Kimberley tauchte wild mit einer Hand gestikulierend auf. Die andere Hand sah man nicht. »Hier lang!«, zischte sie. Ihr sonst perfekt frisiertes Haar war durcheinander, und auf dem Ärmel ihres Laborkittels waren Blutspritzer. Ob es ihr eigenes oder das von anderen war, wusste ich nicht zu sagen.
    Gregory wechselte die Richtung und zerrte mich noch immer hinter sich her. Dr. Kimberley trat zur Seite und ließ uns an ihr vorbei. So gelangten wir laufend durch die Tür und in einen schmalen Korridor. Sobald wir durch waren, trat sie zurück und zog ihre Hand von dem Sensor weg, der sich links vom Türrahmen befand. Augenblicklich schlug die Tür zu, und das Licht darüber wechselte von Grün zu Rot.
    »Berichten Sie«, sagte sie scharf und wandte sich zur Wand hin. Dort öffnete sie einen Teil der Vertäfelung und legte eine Schaltfläche frei, auf der sie, ohne uns anzublicken, etwas eintippte.
    »Mindestens zwei Schützen, mindestens drei unserer Techniker tot.«
    »Kathleen und George«, keuchte ich. Ich ließ mich gegen die Wand fallen und stützte die Hände auf die Knie. Auf meinen

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