Blackout - Kein Entrinnen
jetzt das Entsetzen, das mich die ganze Zeit gelähmt hatte. Shaun war in Sicherheit. Shaun würde nichts passieren.
Shaun hielt die grün leuchtende Testeinheit mit leichter Heiterkeit in die Höhe und fragte: »Und? Entlastet mich das jetzt? Oder muss ich auch noch etwas vortanzen?«
»Ein kleiner Tanz kann nie schaden«, sagte Alaric todernst.
Ich ging auf Shaun zu, doch Gregory packte mich an der Schulter und hielt mich zurück. »Nicht.«
»Was?«, fragten Shaun und ich gleichzeitig.
Gregory schüttelte den Kopf und hielt mich fest. »Er ist vielleicht immun, aber Sie nicht. Wenn das Virus auf seinen Kleidern aktiv ist, könnte es bei Ihnen eine Vermehrung hervorrufen.«
»Das wird ja immer besser.« Becks sah auf die Leiche des Mannes vom Seuchenschutz herab. »Ich hätte ihm den Kopfschuss verpassen sollen.«
»Vielleicht nächstes Mal«, sagte Shaun.
»Inzwischen sind Ihre Frau und Kinder in Sicherheit, Mr. President«, sagte Rick. »Wir können gehen und werden einen Weg finden, um all das wiedergutzumachen.«
»Das wird ein bisschen komplizierter, als wir gedacht haben.«
Steves Stimme kam überraschend. Wir drehten uns um und sahen ihn in der Tür stehen. An seinem vormals makellosen Anzug hing loser Putz, und er hielt die Kiste mit unserer Ausrüstung in den Händen.
»Steve?«, fragte Shaun.
»Das Gebäude ist umzingelt«, sagte Steve. Er kam ins Zimmer und stellte die Kiste auf den Tisch. »Ich habe mir erlaubt, eure Sachen zu holen. Kann sein, dass wir uns einen Weg hinauskämpfen müssen.«
»Umzingelt?«, fragte Becks, während sie in der Kiste kramte. »Von wem? Demonstranten?«
»Nein«, sagte Steve. »Von Zombies.«
»Immer sind es die Zombies«, beschwerte sich Shaun. Niemand lachte. Er runzelte die Stirn. »Zähe Bande.«
»Warum zieht ihr immer größere Ausbrüche an?«, fragte Steve. »Hier gab’s keine Ausbrüche, bis ihr aufgetaucht seid.«
»Reine Glückssache, nehme ich an«, sagte ich. »Wo sind die anderen?«
»Bei Dr. Shoji. Ich bin noch einmal zurückgekommen, als ich die Stöhner auf dem Rasen gesehen habe.«
Immerhin ging nicht alles schief. Die Geheimdienstler wirkten schockiert, ob wegen der Zombies oder unseres fehlenden Ernstes, vermochte ich nicht zu sagen. Sie waren damals nicht mit uns auf der Wahlkampftournee gewesen. Und sie verstanden nicht, dass dies unsere Art war, mit alldem fertigzuwerden.
»Können wir nicht durch die Tunnel entkommen?«, fragte Rick.
»Nur wenn wir als Zombiefutter enden wollen«, antwortete Steve.
»Die Seuchenschutzbehörde ist doch sonst so tüchtig.« Shaun nahm seine Waffe, die ihm Becks reichte, achtete aber darauf, ihre Hand nicht zu berühren. »Gibt es denn keinen Weg hinaus, auf dem wir nicht gefressen werden?«
»Wir gehen durch die Tiefgarage zu der überdachten Straße«, sagte Steve. »Da werden wir zwar vielleicht trotzdem gefressen, aber immerhin haben wir eine bessere Chance.«
Präsident Ryman wirkte langsam merklich unzufrieden. Armer Junge. Im einen Moment der Führer der freien Welt und unfreiwilliges Werkzeug einer internationalen Verschwörung und im nächsten potenzielles Zombiefutter. »Wie konnte das geschehen?«, fragte er.
»Die Rettung Ihrer Frau könnte den einen oder anderen Alarm ausgelöst haben«, sagte Gregory. »Angesichts dessen und der Situation hier unternimmt der Seuchenschutz wohl Schritte, um die Angelegenheit zu klären. Herzlichen Glückwunsch, wir sind alle entbehrlich.«
»Freut euch doch«, sagte Shaun mit einem Grinsen – das Grinsen eines verrückten Irwins, der sich gleich in die Gefahr stürzen würde. »Das wird uns grandiose Quoten verschaffen. Auf geht’s!«
Und so machten wir uns auf.
Wenn man die letzten dreißig Jahre mal etwas genauer betrachtet, dann haben sie eine verblüffende Ähnlichkeit zu dem griechischen Mythos von Pandora. Eine Büchse, die niemals hätte geöffnet werden dürfen. Furchtbare Seuchen, die auf die Welt losgelassen werden. Und am Ende Hoffnung. Eine Hoffnung, die wir viele Jahre lang nicht hatten sehen wollen. Wovor hatten wir Angst? Davor, dass sich die Hoffnung als weiteres Phantom entpuppen und uns wie Nebel durch die Finger rinnen würde? Fürchteten wir, sie könnte etwas noch Schlimmeres mit sich bringen?
Ich glaube nicht. Ich glaube, wir hatten Angst, uns auf die Hoffnung einzulassen, weil wir dann hätten zugeben müssen, dass die Welt sich unwiederbringlich verändert hatte. Wir können nicht mehr zurück in die Welt, wie wir sie
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