Blackout - Kein Entrinnen
einteilen. Das ist wichtiger, als das Gebiet vollständig zu säubern.«
»Gut, aber vergiss nicht, dass die da unten noch da sind und dass du erst noch aufräumen musst, bevor du Entwarnung gibst.« Sie drückte zum zweiten Mal ab. Diesmal traf sie nicht so gut. Ihre Kugel erwischte den Infizierten in der Kehle und machte daraus eine Masse zerfetzten Fleisches, aus dem der Knochen herausschaute. Der Zombie schleppte sich weiter.
»Äh, Becks …«
»Eins«, sagte sie. »Zwei. Drei …«
Der Zombie brach zusammen, als die vom Virus verstärkte Blutgerinnung nicht mehr ausreichte, um die von der Kugel zertrümmerten Arterien zu schließen.
»Drei«, sagte sie und lächelte mich selbstzufrieden an. »Das ist, wie wenn man sich an den weichen Karamellkern eines Tootsie-Pop-Lollis heranarbeitet.«
»Wusstest du, dass der Werbespot dafür aus den 1970ern ist?«, fragte ich. Es waren keine weiteren Infizierten in Sicht. Doch das Stöhnen in der Ferne hielt an. »Wie sieht es bei dir mit Kugeln aus?«
»Wusste ich, ja. Noch drei Kugeln. Und bei dir?«
»Vier.«
»Toll. Hoffen wir mal, dass das keine reine Mitbringparty ist.« Sie wandte sich um und lief in Richtung der Toten.
»Wir sind auf dem Weg, Mahir«, sagte ich und rannte ihr hinterher.
»Bringt man euch das eigentlich bei, dass ihr bescheuerten Blödsinn labern sollt, wenn ihr in Todesgefahr schwebt? Das würde mich echt mal interessieren, weißt du. Ich will das ja gar nicht kritisieren.«
»Tust du aber.«
»Ja, tu ich.«
»Das ist ein Unterrichtsfach.« Ich folgte Becks um die nächste Ecke und kam schlitternd zum Stehen. »Äh, Mahir? Ich muss dich nachher zurückrufen.«
»Was hast du vor …«
Ich fasste an meinen Ohrhörer, um die Verbindung zu kappen. Becks hob die Hand und bedeutete mir, ruhig zu sein. Ich nickte. Und dann standen wir da und starrten auf die fünf Mann dicke Wand aus Zombies, die versuchten, sich durch die Tür zu Dr. Abbeys Büro hindurchzugraben. Noch hatten sie uns nicht bemerkt. Das war das Gute an der Sache. Das Schlechte war, dass sie die Tür entweder irgendwann aufbrechen oder das Interesse an dem, was dahinter lag, verlieren würden. Und in beiden Fällen würden wir letztlich auf ihrem Speiseplan landen.
»Hier«, raunte ich und drückte Becks meine Pistole in die Hand. Als Antwort auf ihren fragenden Gesichtsausdruck schüttelte ich den Kopf und nickte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Langsam dämmerte es ihr, wie ich an ihrer Miene ablesen konnte. Sie nickte und drückte sich dicht an die Wand, während ich kehrtmachte und mich leise davonschlich. Als ich auf dem Hauptkorridor und außerhalb der Sichtweite der Infizierten war, fiel ich in Laufschritt.
Die Waffenkammer auf diesem Stock befand sich am anderen Ende des Gebäudes in einem ehemaligen Badezimmer. Dr. Abbeys Leute hatten es wegen der maroden Rohre nicht geschafft, das Wasser im zweiten Stock zum Laufen zu bringen. Daher wurden in dem Raum alle möglichen tödlichen Waffen gelagert, wie sie eine Ansammlung von Freaks, die unbedingt mit den Toten spielen wollten, gebrauchen konnten. Ich weiß nicht, wie Wissenschaftsfreaks vor dem Erwachen so drauf waren, aber heute? Nachdem ich die Ausrüstung gesehen hatte, die sie eingepackt hatten, würde ich mich nicht mal für Geld auf die Seite ihrer Gegner stellen.
Zu dumm, dass sie diese Ausrüstung »zu Hause« in ihrem Labor nicht bei sich gehabt hatten. Dann hätte ich vielleicht nicht so viele von ihnen erschießen müssen.
Ich rannte an den Leichen dreier Labortechniker vorbei. Sie waren wirklich tot, auseinandergerissen, regelrecht geschreddert von den hungrigen Infizierten. Ihre Schreie hatten womöglich die Leben derer gerettet, die sich nun hinter verschlossenen Türen verschanzten. Diejenigen, die dem Kampf entgegengeeilt waren oder sich zur Waffenkammer aufgemacht hatten, um sich bewaffnet in die Schlacht zu stürzen, bildeten die zweite Welle der Opfer. So verliefen Ausbrüche meistens. Die erste Welle stirbt. Die zweite Welle stirbt.
Die letzte Leiche befand sich direkt vor der Tür des Waffenlagers. Sie lag da, als hätte sie es beinahe erreicht und wäre im letzten Moment noch von den Zombies eingeholt worden. Angewidert stieg ich über sie hinweg. Dann beugte ich mich mit dem Oberkörper in die Waffenkammer, um das Licht anzuknipsen.
Der Zombie, der hier gelauert hatte, sprang auf. Von seinem lippenlosen Mund löste sich ein Stöhnen, und Sekundenbruchteile darauf stieß ich ein
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