Blackout - Kein Entrinnen
kampfunfähig, sondern auch tot waren, musste man ein paar Sekunden warten. Doch ich nahm mir die Zeit, denn ich kannte diese Leute. Zwar wusste ich ihre Namen nicht, aber ich kannte sie, und all das war zum Teil auch meine Schuld. Ich hätte Dr. Abbey zwingen können, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Ich hätte mehr Hilfe leisten können. Ich hätte das alles verhindern können.
Du musst aufhören, die Verantwortung für Dinge zu übernehmen, an denen du keine Schuld hast , sagte George und hörte sich so gereizt an, dass ich förmlich ihr Stirnrunzeln sehen konnte.
»Und du musst aufhören, mir zu erzählen, dass es nicht meine Schuld ist«, hielt ich dagegen, indem ich mich umwandte und auf den Zombie schoss, der hinter mir aufgesprungen war. Er stürzte polternd. Rückwärts stieg ich die Treppe hinauf und richtete die Pistole nach unten. Von oben erklangen hin und wieder Schüsse, die mir verrieten, dass Becks ihrerseits den Treppenabsatz säuberte.
Da meldete sich mein Ohrhörer mit einem Piepen. Ich riss das Kinn nach oben und nahm den Anruf an. »Bin gerade ziemlich beschäftigt. Hoffentlich ist es was Wichtiges.«
»Maggie ist noch oben und in einem der Kühlräume eingeschlossen. Sie ist unverletzt, hat aber eine Stinkwut auf den, der sie dort eingesperrt hat«, sagte Mahir. »Dr. Abbey meint, dass sie Kontakt mit Becks aufgenommen hat?«
»Wir sind auf dem Weg zu ihr.« Ich drückte erneut ab. Jetzt hatte ich noch drei Schüsse. Vier, wenn ich mich dazu entschied, all meine Kugeln zu gebrauchen, anstatt der Zombiejägertradition zu folgen und die letzte Kugel für mich selbst aufzusparen. Bei dem Gedanken musste ich lächeln. Eine Kugel für mich aufzusparen war nicht mehr notwendig.
Du bist so verdammt morbid e, brummelte George.
»Ich hatte eine gute Lehrerin«, gab ich zurück. Unten waren nur noch zwei Zombies sichtbar, und beide waren schon so lange infiziert, dass sie sich so langsam bewegten wie im Filmklassiker von Romero. Was noch besser war: Wir hatten so viele ihrer Artgenossen ausgeschaltet, dass ihre durch das Virus erzeugte Mob-Intelligenz wieder auf das Level ihrer individuellen Hirnlosigkeit zurückgegangen war.
Niemand weiß, wieso Zombies schlauer werden, wenn sie sich zusammenrotten, aber so ist es nun einmal, und das ist ein Problem. Methoden, mit denen man erfolgreich ein oder zwei einzelne Untote ausschalten kann, bedeuten deinen Tod, wenn du sie gegen eine Meute von ihnen einsetzt. Ich habe gesehen, wie sie komplexe Jagdmethoden anwenden, wie sie zum Beispiel einen Hinterhalt vorbereiten. Da kriegt man es ganz schön mit der Angst zu tun. Schon allein deshalb, weil es einen zwangsläufig daran erinnert, dass in diesen fauligen Hüllen einst ein menschlicher Geist gehaust hat und auf einer gewissen Ebene vielleicht immer noch existiert. Diese Menschen sind einfach nur erkrankt, das kann jedem passieren.
Jedem außer mir.
»Shaun? Shaun, bist du da? Shaun?« Mahirs Stimme aus dem Ohrhörer riss mich aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart.
»Entschuldige, ich verschaffe mir nur einen Überblick über die Lage.« Ich drehte mich um und rannte die Treppe hinauf. Becks wartete auf dem Absatz auf mich. Mit erhobener Pistole drückte sie sich gegen das Geländer. Zwei Infizierte wankten auf sie zu, doch keiner von beiden war schnell genug, als dass er bei ihrem derzeitigen Abstand eine Gefahr für sie darstellte. Sie wartete ab, bis sie ihr vor die Mündung liefen. Das ist eine klassische Kampftaktik und eine gute Möglichkeit, Munition zu sparen. Die Sache hatte nur einen Haken.
Wenn hier nur zwei Zombies waren, woher kam dann das mehrstimmige Gestöhne?
»Wie schätzt du die Lage ein?«, fragte Becks.
»Wir sind am Arsch. Wo ist Alaric? Ich bin stinksauer, habe fast keine Kugeln mehr und die Sache macht mir gar keinen Spaß.« Und der letzte Punkt war der Grund, weshalb ich keine Feldrecherchen mehr angestellt hatte, sogar noch, bevor wir mit der Nachrichtenseite aufgehört hatten. Du kannst kein professioneller Irwin sein, wenn du nicht einmal mehr so tun kannst, als hättest du dabei Spaß. Das funktioniert nicht. Das hält man nicht aus.
»Er ist bei Dr. Abbey.«
»Gut.«
Becks feuerte den ersten Schuss ab, als ich bei ihr ankam. Der Zombie stürzte. Sie sah mich nicht einmal an. »Unten alles sauber, Mason?«
»Zwei Zombies, beide zu unkoordiniert für die Treppe. Ich habe eine grundsätzliche Entscheidung getroffen. Wir müssen vor allem Munition
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