Blackout - Kein Entrinnen
beim Vorwärtskommen behindert. Die schnelleren Zombies blieben sozusagen zwischen den langsamen stecken, und ihre Bemühungen, sich von der Horde zu lösen, bremsten den Pulk noch mehr ab. Becks und ich gaben uns nicht einmal Mühe, zuerst auf die Schnellen zu zielen, wir richteten unsere Läufe einfach auf Köpfe und Kehlen und knallten sie der Reihe nach ab.
»Shaun!«, rief Becks. »Dr. Abbey hat sich eben gemeldet! Sie machen die Labortür auf!«
»Super!«, brüllte ich zurück, und kaum eine Sekunde später erdröhnte ein Schuss aus Richtung des Labors. Ich wich ein paar Meter zurück, zog eine Pistole aus meinem Gürtel und reichte sie nach hinten. »Nachladen?«
»Danke.« Becks riss mir die Waffe aus der Hand und richtete sie auf die Infizierten. »Also, das macht Spaß. Echt lustig!«
»Stimmt.« Zweimal drückte ich ab und erlegte zwei Zombies. Eben wollte ich ein drittes Mal abfeuern, als mir Joe in die Schusslinie lief. Er packte das Bein eines Zombies und riss so kräftig daran, dass es sich löste. Hinter ihm wurde weitergeschossen, doch Joe ließ sich nicht davon beirren und spielte und tollte im Korridor vor sich hin.
Wahrscheinlich sagt es eine ganze Menge über Dr. Abbey aus, dass sie ihre Englische Dogge nach ihrem verstorbenen Ehemann benannt hatte und ihn für illegale medizinische Experimente benutzte. Ich weiß allerdings nicht, was es nun genau aussagt. Ich weiß nur, dass Joe inzwischen eine funktionale Immunität gegen Kellis-Amberlee besitzt – er kann zwar daran erkranken, verwandelt sich aber nicht. Und das bedeutete, dass der wütende Fleischfresser, der eben Zombiedärme im Korridor verteilte, auf unserer Seite war. Zum Glück.
»Das ist widerlich«, sagte Becks und erschoss einen Zombie, der weiter auf uns zumarschierte, ohne das Chaos in seinem Rücken zu beachten. »Oh mein Gott, ist das eine Milz?«
»Ja, ich glaube, das ist eine Milz.« Auch ich gab einen Schuss ab, um einen Zombie zu erledigen, der uns für meinen Geschmack etwas zu nahe gekommen war. Das Geräusch ließ Joe aufhorchen, er stellte fragend die Ohren auf, sah zu uns herüber und bellte. »Ganz ruhig, Joe. Wir sind unverletzt.«
»Wie süß. Der Riesenköter macht sich Sorgen.«
»Irgendjemand muss das ja tun.« Ich lehnte mich gegen die Wand und sah Joe bei der Arbeit zu. Die Schüsse aus der Gegenrichtung wurden weniger. Von den Zombies in meinem Blickfeld bewegten sich nur noch drei, und die waren schwer verwundet. Becks hob die Pistole, um sie abzuknallen, doch ich schob ihren Arm sanft zur Seite. »Lass ihm den Spaß. Er hat sich nach einem langen Tag das Vergnügen verdient, ein paar von den Dingern umzubringen.«
»Wenn du meinst.« Becks sah mich an und schien zu versuchen, die Geräusche des Gemetzels im Korridor auszublenden. Sie runzelte die Stirn. »Du hast Blut im Haar. Und auf deinem Gesicht.«
»Bestens, ich bin dem Virus ausgesetzt. Dr. Abbey wird begeistert sein.«
In dem anderen Gang hatten die Schüsse aufgehört. Becks und ich wechselten einen Blick, nickten und blieben noch ein paar Minuten, wo wir waren, bevor wir nachsehen gingen. Als wir uns Joe näherten, kläffte er wieder, doch war sein Bellen vom Großteil eines menschlichen Kehlkopfs, den er im Maul hatte, etwas entstellt.
»Du sollst doch nicht mit vollem Mund sprechen«, tadelte ich ihn, worauf er das Halsstück fallen ließ und freudig hechelte. Er trottete neben uns her, und ich tätschelte ihm den blutverklebten Kopf. »Braver Hund.« Da es im Moment ohnehin keine Möglichkeit für mich gab, das Ansteckungsrisiko zu minimieren, brauchte ich es erst gar nicht zu versuchen.
Dr. Abbey, Alaric und vier Labortechniker standen in dem Gang, die Gesichter von Atemmasken und Schutzbrillen bedeckt. »Ihr habt es geschafft«, sagte Dr. Abbey, ohne sonderlich überrascht zu klingen. »Sind wir in Sicherheit?«
»Nicht ganz. Im Erdgeschoss torkeln noch mindestens drei Stück herum, Mahir ist im Wagen, und Maggie ist in einem Kühlraum eingesperrt«, gab ich zurück. »Alaric? Alles okay mit dir, Kumpel?«
»Etwas durchgeschüttelt, aber heil«, sagte er.
»Gut.« Ich sah Dr. Abbey an. »Ich war dem Virus ausgesetzt.«
»Das überrascht mich jetzt aber.« Sie schüttelte den Kopf und ließ die Schultern hängen. Sie wirkte erschöpft. Das war ungewöhnlich bei ihr. »Helft beim Saubermachen, und ich hole Bluttests für euch beide. Shaun …«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich. »Ich spende der Wissenschaft noch ein paar
Weitere Kostenlose Bücher