Blackout - Kein Entrinnen
dass sie hinter mir war, fühlte ich mich besser. Eine brenzlige Situation am Tag reicht mir völlig. Ich ging bis ans Ende des kurzen Gangs, der zu Dr. Abbeys Büro führte. Noch immer versuchten die Zombies, sich durch die Tür zu graben, und ihr Stöhnen hallte so laut in dem engen Raum, dass man hätte durchdrehen können. Nach wie vor konzentrierten sie sich auf die Beute, die sich vor ihnen befand, und achteten nicht auf das, was hinter ihnen vor sich ging. Das war gut. Ich würde zwar gleich dafür sorgen, dass sich das änderte, aber im Moment waren mir abgelenkte Zombies die liebsten.
Ich stellte die Kiste mit den Sprengstoffgranaten auf den Boden, öffnete den Deckel und nahm die beiden oberen heraus. Sie waren für Situationen wie diese entwickelt worden und richteten bei weichem Gewebe – wie zum Beispiel Zombies – maximalen Schaden an, während der am sie umgebenden Gebäude gering blieb. Normalerweise benutzte man sie bei den großen Auslöschungsaktionen der Regierung. Auf der Innenseite des Deckels war eine Reihe comicartiger Bildchen zu sehen. Die Strichmännchen und die universelle Formel NO warnten mich davor, die Sprengstoffgranate ohne eine Gasmaske zu benutzen, da Zombies in Sprayform ungesund sind.
»Zu dumm, dass ich mich nicht um Sicherheitsvorkehrungen schere«, murmelte ich und zog den Ring der ersten Granate ab.
Ich gehe zwar nicht in Deckung, wenn ich einen feinen roten Nebel aus virusverseuchten Partikeln aufwirble, aber dumm bin ich noch lange nicht. Ich warf die erste Granate mitten in die Zombiehorde, sodass die Hälfte von ihnen sich zu mir umwandte. Die zweite Granate warf ich ihnen ungefähr einen Meter vor die Füße. Dann rannte ich los und hielt nur kurz inne, um zwei weitere Granaten aus der Kiste zu nehmen. Auch deren Ringe zog ich ab und warf sie hinter mich, der mir hinterhereilenden Horde in den Weg.
Eins , sagte George. Zwei. Drei …
»Vier, fünf«, machte ich weiter und lief.
Die erste Granate ging in die Luft, doch war das Krachen so dumpf, dass viele Leichen im Spiel gewesen sein mussten, die den Knall abmilderten. In rascher Folge gingen die anderen drei in die Luft, jede von ihnen ein wenig lauter und weniger abgedämpft als die letzte. Ich rannte weiter. Als Becks vor mir auftauchte, trat ich zur Seite, um nicht in ihrer Schusslinie zu stehen, und zog zwei Pistolen aus meinem Gürtel.
»Gott, ich wünschte, wir könnten das filmen«, sagte ich … und dann hasteten und wankten die Infizierten, die meine kleine Trickserei überlebt hatten, um die Ecke, und ich dachte nicht mehr an Kameras, sondern nur noch daran, wir wir beide am Leben blieben.
Sie sahen erbärmlich aus, selbst nach Zombiemaßstäben. Es stimmt, dass man Zombies töten kann, indem man ihnen Körperverletzungen zufügt. Wenn sie einmal genug Blut oder eine ausreichende Zahl innerer Organe verloren haben, sterben sie wie jeder andere auch. Das Problem ist nur, dass sie anders als Nichtinfizierte keinen Schmerz empfinden, sondern auch dann noch weitermachen, wenn jeder normale Mensch durch seine Verletzungen schon längst handlungsunfähig geworden wäre. Einigen der Zombies, die den Korridor entlanghasteten, fehlten Arme, Hände oder sogar Füße. Letztere stapften auf dem weiter, was von ihren Fersen, Schienbeinen oder Knien übrig geblieben war. Ihr besoffen wirkendes Hinken war in gewisser Weise noch furchterregender als das übliche Schlurfen der Zombies. Einem steckte ein Granatsplitter in der durchbohrten Wange, und zwar in einem Winkel, der es ihm unmöglich machen würde zuzubeißen, selbst wenn er uns zu fassen bekäme. Das würde ihn aber nicht davon abhalten, es zu versuchen.
»Becks? Bist du so weit?«
»Ja!«, kam der Ruf von hinter mir.
»Bestens«, sagte ich und eröffnete das Feuer.
Wenn man wie wir eine Sackgasse zum Zombieschlachten vorbereitet, kann es leicht passieren, dass man selbst abgeschlachtet wird. Das ist dumm. Der Vorteil aber ist – und das ist der Grund, weshalb man Sackgassen seit dem Erwachen immer wieder benutzt hat und immer noch benutzt –, dass man eine Menge Zombies abknallen kann, ohne dass sie näher als drei Meter an einen herankommen – solange man genug Munition hat und einen kühlen Kopf bewahrt.
Unser Mob hier war schon so schwer verletzt, dass die meisten sich nicht mehr schnell bewegen konnten, und diejenigen, die durch die Leiber ihrer Kameraden vor der größten Wucht der Explosion abgeschirmt worden waren, wurden nun von ebenjenen
Weitere Kostenlose Bücher