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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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sie in die nächste Stadt mussten. Sein Kopf verschwand, Shannon hörte ihn mit dem Fahrer reden. Dann öffnete er die Tür und reichte ihnen die Hand. Shannon hievte zuerst Manzano hoch, dann stieg sie selbst nach.
    Am Steuer saß ein älterer Mann, auch er mit Mehrtagesbart und ordentlichem Bauch. Der junge stellte ihn als Carsten vor, er selbst hieß Eberhart.
    »Wo haben Sie sich denn herumgetrieben?«, fragte er und schnupperte. »In einer Räucherkammer?«
    »So ähnlich.«
    In der Fahrerkabine war es herrlich warm. Hinter den Sitzen von Carsten und Eberhart bot eine Bank ausreichend Platz für sie, Manzano und ihre wenigen Habseligkeiten.
    Sobald sie und Manzano angeschnallt waren, legte Carsten einen Gang ein, behäbig setzte sich der Lkw wieder in Bewegung. Manzano sank gegen die Kabinenwand und schloss die Augen. Sie legte die Hand an seinen Kopf. Hinter seiner Stirn schien er ein Stück Glut des nächtlichen Feuers mitgenommen zu haben.
    »Wir sind Reporter«, erklärte Shannon. »Während unserer Recherchen ist unser Wagen ohne Sprit liegen geblieben …«
    »Ziemlich harte Reportagen, wenn ich mir den Kollegen so ansehe«, meinte Eberhart und wies auf Manzanos Kopfverletzung.
    »Autounfall, als die Ampeln ausfielen«, gab Manzano wahrheitsgemäß Auskunft.
    »… unser Hotel schloss nach wenigen Tagen ebenfalls«, fuhr Shannon fort. »Jetzt wollen wir nach Brüssel.«
    Im selben Moment begriff sie, wie blöd das klang.
    »Glauben Sie, dass Ihnen die EU hilft?«, lachte Eberhart.
    »… oder in die nächste große Stadt, wo wir vielleicht ein Konsulat oder eine Botschaft finden«, fügte sie schnell hinzu. »Oder in eines der Gebiete, die mit Strom versorgt sind. Wissen Sie zufällig, wo welche liegen?«
    »Nein. Auf unserer Route nirgendwo. Ich schätze, diese Gebiete gibt es nur am Ende des Regenbogens …«
    Berlin
    »Wir müssen jetzt entscheiden, was wir den Russen sagen«, forderte der Bundeskanzler. »In zwei Stunden starten die ersten Flüge.«
    »Wir haben noch immer keine Erkenntnisse über die Urheber«, erwiderte der Verteidigungsminister.
    »Wir brauchen jede Hilfe«, warf Michelsen ein. »Mit welchem Argument sollen wir sie jetzt noch stoppen? Und vor allem, warum nur die russische und nicht die türkische oder ägyptische?«
    »Und wenn die Russen dahinterstecken?«
    »Wenn, wenn …«, eiferte sich Michelsen. Sie hatte genug von den dauernden Einwänden jener, die sich bereits in einem Krieg wähnten. Von Beginn an hatte der Verteidigungsminister zur Kriegsthese geneigt, während sich der Kanzler abwartend verhielt und auch nach dem Angriff auf die USA einen Terroranschlag nicht ausschließen wollte. An seiner Seite wusste er den Innenminister, der ihm auch jetzt beisprang.
    »Russland schickt in der ersten Welle fast ausschließlich zivile Kräfte«, wandte er ein. »Die Streitkräfte haben nur das Kommando über die Koordination.«
    Dass es bei der Diskussion nicht um Argumente, sondern um Macht ging, war allen Beteiligten klar. Der Innenminister war Herr über die Polizei. Diese war zuständig für Ermittlungen in Terrorfällen. Seit dem Angriff auf die USA witterte der Verteidigungsminister seine Chance. Als Führer der kleineren Koalitionspartei hätte er als Verantwortlicher für die Bundeswehr im Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung auch gegenüber dem Bundeskanzler deutlich an Stellenwert gewonnen. Fast hatte Michelsen mittlerweile das Gefühl, der Kerl wäre dafür sogar bereit, einen Krieg zu provozieren.
    An der Tür zum Besprechungsraum klopfte jemand. Ein Sekretär des Kanzlers öffnete, streckte seinen Kopf hinaus, eilte zum Regierungschef und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Bedächtig stand der Bundeskanzler auf, sagte zu den Anwesenden: »Das sollten Sie sich ansehen«, und verließ den Raum.
    Die anderen folgten ihm verwundert. Der Kanzler verließ den gesicherten Bereich bis zu einem der Flure, aus denen sie auf die Straße sehen konnten.
    Bei dem Anblick spürte Michelsen, wie eine Gänsehaut schmerzhaft ihren Rücken hinauf bis ins Genick lief und weiter bis auf die höchste Stelle ihres Scheitels. »Ich kann sie verstehen«, sagte sie zu ihrer Nachbarin, die wie sie und andere aus dem Krisenstab gebannt die Menschenmasse beobachtete, die sich ein paar Etagen unter ihnen vor dem Innenministerium eingefunden hatte. Es mussten Tausende sein. Sie riefen Sprechchöre, die Michelsen durch die dicken Scheiben nicht hörte. Sie sah nur die offenen Münder, die

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