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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Schlafzimmer aussehen könnte.
    Angst vor dem Tod. Die haben wir ausnahmslos alle. Wir wehren sie auf uneffektive Art ab, üben uns in flüchtigen Begegnungen damit, wie ein Schwimmer in dunklem Wasser. Der obsessive Bodybuilder. Der Wochenend-Stuntpilot. Die Billardhallen-Schlampe. Wir trinken zu viel. Wir schieben Operationen auf. Wir fahren ganz, ganz schnell an Altersheimen vorbei. Aber im Grunde genommen haben wir alle Angst vor dem, was sich hinter dieser Tür am Ende des Flurs verbirgt. Darum schreibe ich diese düsteren, kleinen Kommerzkrimis. Damit ich so tun kann, als würde ich zumindest mit einem Stecken im Tod herumstochern. Deswegen lesen die Leute diese Romane in der U-Bahn und im Flugzeug und glauben, dass sie sich gerade mit ihren tiefsten und dunkelsten Ängsten auseinandersetzen.
    Der Schlitz an meinem Kopf, der Schlitz in Genevièves wunderbarer weißer Haut, der Schlitz unter dieser Tür. Alles Risse in dem, was wir so mühsam zusammenzuhalten versuchen. Ich hatte selten so deutlich die Verletzlichkeit um mich herum wahrgenommen, die Risse und Fissuren. Sie sind überall. Man muss sich nur die Zeit nehmen hinzuschauen. Genau hinzuschauen.
    Der Flur wurde noch einmal für einen Moment heller, dann hörte ich Lloyd zurückkommen. Nachdem ich ihm seinen Drink in die Hand gedrückt hatte, setzte er den Rucksack ab, ließ sich aufs Sofa sinken, trank einen Schluck und seufzte. »Danke, Drew. Nett von dir.«
    »Tacos und Bacardi. Altes Familienrezept. Wie geht’s Janice?«
    Er winkte ab. »Alles wieder von vorne. Diesmal die andere Brust. Das dritte Mal schon, entweder schafft sie es jetzt oder nicht.«
    »Wo wird sie denn behandelt?«
    »Cedars.«
    »Soviel ich gehört habe, haben sie dort gute Krebsspezialisten.« Je länger meine Bemerkung in der Luft hing, umso hohler schien sie mir.
    Durch den Schein der Lampen war die hübsche Aussicht aus den Wohnzimmerfenstern dahin. Lloyd trank den Bacardi aus und fragte: »Soll ich dir auch einen einschenken?«
    »Ich bin immer noch strikt auf Wasser.«
    »Ach ja.« Er goss sich nach, packte einen Taco aus, nahm einen Bissen und legte ihn wieder auf den Tisch. »Tut mir leid, was du durchgemacht hast, Drew, aber ich darf nicht mit dir reden. Du bist ein Verdächtiger.«
    »Ich bin nicht angeklagt worden. Ich habe Beweise beibringen können, dass ich nicht mit …«
    »Ich hab’s schon gehört.«
    »Hör zu, Kaden und Delveckio haben mir schon so einiges mitgeteilt. Ich will nur das mit dir besprechen, was ich schon weiß. Wir können sogar mit Geneviève anfangen. Ich habe die Akte, der Prozess ist gelaufen. Da läufst du keine Gefahr, etwas falsch zu machen.«
    Lloyd, der auch den zweiten Bacardi-Cola schon wieder zur Hälfte geleert hatte, blinzelte schwerfällig und deutete ein Nicken an. »Hast du all diese Dinge denn nicht noch vom Prozess im Kopf?«
    »Verschwommen. Ich würd’s gerne noch mal von dir hören.«
    Es entstand eine unbehagliche Pause, dann meinte Lloyd: »Das hat schon alles massiv gegen dich gesprochen, Drew.«
    »Du hast also auch gedacht, dass ich verurteilt werden würde?«
    »Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Geschworenen dich mit deinem Gehirntumor im Glas verurteilen, aber die Beweise …« Er fasste den Rand seines Glases mit seinen langen Fingern und kippte es leicht, so dass die dunkle Flüssigkeit darin sich neigte. Ich vertiefte mich in die Betrachtung seines Bacardi-Longdrinks. Diese stumme Konversation kannte ich selbst nur zu gut.
    »Laut deinem Bericht hat Geneviève keine Verletzungen dadurch davongetragen, dass sie sich irgendwie verteidigt hätte, sie hatte also auch keine Hautfetzen unter ihren Fingernägeln oder so.«
    »Katherine Harriman hat damit argumentiert, dass Geneviève dich schließlich kannte.«
    »Aber im Gegensatz zu mir kannte Katherine Harriman eben Geneviève nicht. Es war ganz schön schwierig, Geneviève zu überraschen, vor allem, wenn sie sich einem Eindringling in ihrem Schlafzimmer gegenübergesehen hätte. Sie hätte sich dem Messer nicht so dargeboten. Sobald sie die Klinge gesehen hätte, hätte sie sich mit Zähnen und Klauen verteidigt.«
    »Es wurde mit sehr viel Kraft zugestochen. Der Tod ist so gut wie augenblicklich eingetreten.«
    »Fingerabdrücke auf dem Messer?«
    »Abgesehen von denen von Geneviève und ihrer Schwester? Nur deine.«
    »Profil des Verdächtigen?«
    »Du weißt schon, das Übliche eben. Mann, Linkshänder, neunzig Kilo, diabolisches Glitzern in den

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