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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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soweit er es sehen konnte. Er fragte sich, ob er die richtige Wahl getroffen hatte, dachte an die mögliche Alternative, die Rückkehr – vielleicht – in seine eigene Zeit. Hinaus aus dieser Welt ständiger Regression, weg für immer. Doch nun war es zu spät. Er wanderte durch den Laden, sah sich das Metall und das Holz – offenbar Walnuss – an und kam schließlich zur Rezeptausgabe.
    Ein hagerer junger Mann in grauem Anzug und Weste erschien. Eine ganze Weile sahen sie sich wortlos an. Das einzige Geräusch kam von der Uhr an der Wand hinter dem Mann, die ein römisches Ziffernblatt hatte. Das Pendel schwang unermüdlich hin und her. So wie es Uhren eben taten. Überall.
    Â»Ich hätte gern ein Glas UBIK«, sagte Chip dann.
    Â»Die Salbe?« Die Lippen des Mannes schienen nicht genau mit seinen Worten synchronisiert zu sein. Chip sah, wie sich der Mund öffnete und sich die Lippen bewegten, doch die Worte hörte er erst mit einer deutlichen Verzögerung.
    Â»Ist es eine Salbe? Ich dachte, es wäre zum Einnehmen.«
    Der Apotheker sagte eine Weile lang nichts; ein tiefer Graben schien sie beide zu trennen, eine ganze Epoche. Endlich öffnete sich sein Mund: »UBIK hat sich oft verändert, wann immer die Hersteller es verbessern konnten. Vielleicht meinen Sie ja das alte UBIK.« Der Apotheker wandte sich zur Seite. Seine Bewegungen hatten etwas Cartoon-artiges, er floss dahin in langsamen tanzartigen Schritten, was zwar wunderschön anzusehen, auf Dauer aber nicht zu ertragen war. »Wir hatten in letzter Zeit große Schwierigkeiten, UBIK zu bekommen«, sagte er, als er wieder zurückfloss und eine flache Dose auf den Ladentisch stellte. »Das hier ist ein Pulver, dem man noch Steinkohlenteer hinzufügen muss. Der Teer kostet nicht viel, das UBIK-Pulver allerdings ist teuer. Vierzig Dollar.«

    Der hohe Preis schockierte Chip. »Was enthält es denn?«, fragte er.
    Â»Das ist das Geheimnis des Herstellers.«
    Chip nahm die Dose und hielt sie gegen das Licht. »Ist es in Ordnung, wenn ich das Etikett lese?«
    Â»Natürlich.«
    Im schwachen Licht, das von der Straße hereindrang, versuchte er zu entziffern, was auf der Dose stand. Es war die unmittelbare Fortsetzung von Runciters Nachricht auf dem Strafzettel:
    absolut unwahr. Sie hat nicht – ich wiederhole: nicht – versucht, nach der Explosion ihr Talent anzuwenden. Sie hat nicht versucht, Wendy Wright oder Al Hammond oder Edie Dorn zu retten. Sie lügt Sie an, Joe – und deshalb muss ich die ganze Situation noch einmal neu überdenken. Sobald ich zu einem Ergebnis gekommen bin, lasse ich es Sie wissen. In der Zwischenzeit seien Sie bitte vorsichtig. Ach ja: UBIK-Pulver hat universale Heilkraft, wenn es strikt nach Vorschrift angewendet wird.
    Â»Kann ich Ihnen einen Scheck geben?«, fragte Chip, nachdem er die Nachricht gelesen hatte. »Ich habe keine vierzig Dollar bei mir und ich brauche das UBIK dringend. Es handelt sich um eine Frage von Leben und Tod.« Er suchte in seiner Jackentasche nach dem Scheckbuch.
    Â»Sie sind nicht aus Des Moines, nicht wahr?«, erwiderte der Apotheker. »Ich höre das an Ihrem Akzent. Nein, um einen Scheck in dieser Höhe von Ihnen anzunehmen, müsste ich Sie näher kennen. Wir haben in letzter Zeit jede Menge ungültiger Schecks bekommen, immer von Fremden.«
    Â»Und was ist mit Kreditkarte?«
    Der Apotheker sah ihn ratlos an: »Bitte was?«

    Chip stellte die Dose UBIK wieder auf den Ladentisch und verließ, ohne jedes weitere Wort, den Drugstore. Er überquerte die Straße, blieb stehen und wandte sich um. Alles, was er sah, war ein leer stehendes gelbes Gebäude – im oberen Stockwerk flatterten zerrissene Vorhänge aus den Fenstern, im Erdgeschoss drang Düsternis durch die Spalten zwischen den Brettern, das zerborstene Schaufenster wirkte wie eine dunkle Höhle. Nichts Lebendiges war auszumachen.
    So viel dazu, dachte er. Zur Möglichkeit, eine Dose UBIK zu kaufen. Selbst wenn ich vierzig Dollar auf der Straße fände, würde es mir nichts nützen. Aber immerhin habe ich den Rest von Runciters Warnung lesen können. Wenigstens etwas. Obwohl sie vielleicht gar nicht ernst zu nehmen war, es konnte auch die konfuse, fehlgeleitete Ansicht eines sterbenden Gehirns sein – oder eines bereits gestorbenen Gehirns wie im Fall des Fernsehspots. Aber angenommen,

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