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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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ihrem Stuhl auf und stürzte in die Küche. Im nächsten Moment tauchte sie mit einem Tablett wieder auf, auf dem eine Kaffeekanne, Zucker, Sahne und zwei Porzellantassen standen.

    Â»Danke«, schnurrte er. Als sie weg war, hatte er einen weiteren Stuhl neben ihren gezogen.
    Sie tranken Kaffee.
    Â»Haben Sie denn keine Angst, hier draußen die ganze Zeit so allein?«, fragte er. »In dieser öden Gegend?«
    Sie sah ihn von der Seite an. »Ach, ich hab mich wohl daran gewöhnt.«
    Â»Von wo auf der Erde kommen Sie?«
    Â»St. Louis.«
    Â»Hier ist es völlig anders. Ein neues, freieres Leben. Wo man alle Fesseln abwerfen und ganz man selbst sein kann; finden Sie nicht auch? Die alten Sitten und Gebräuche, eine antiquierte Alte Welt, man vergisst sie am besten und lässt sie im Staub liegen. Hier …« – er schaute sich im Wohnzimmer mit seinen Allerweltsmöbeln um; er hatte diese Stühle und Teppiche, diesen Nippes schon Hunderte von Malen gesehen, in ähnlichen Wohnungen – »hier spüren wir das Außergewöhnliche, den Pulsschlag, Mrs. Bohlen, der Gelegenheit, die sich dem Wagemutigen nur einmal – einmal im ganzen Leben – bietet.«
    Â»Was haben Sie außer Känguruhschwanzsuppe noch?«
    Â»Nun ja«, sagte er und runzelte unmerklich die Stirn. »Wachteleier – sehr gut. Echte Butter aus Kuhmilch. Saure Sahne. Geräucherte Austern … Wissen Sie was? Bringen Sie uns ein paar gewöhnliche Kekse, und ich steuere die Butter und den Kaviar bei, als Kostprobe.« Er lächelte sie an und wurde mit einem spontanen strahlenden Lächeln ihrerseits belohnt; ihre Augen funkelten vor Erwartung, und sie sprang impulsiv auf und sauste wie ein kleines Kind in die Küche.
    Wenig später saßen sie über den Tisch gebeugt beieinander und strichen die schwarzen, öligen Fischeier aus dem Gläschen auf die Kekse.

    Â»Es geht doch nichts über echten Kaviar«, sagte Silvia seufzend. »Ich habe erst einmal in meinem Leben welchen gegessen, in einem Restaurant in San Francisco.«
    Â»Schauen Sie, was ich sonst noch habe.« Er zog eine Flasche aus seinem Koffer hervor. »Einen grünen Ungarn aus der Weinkellerei Buena Vista in Kalifornien; dem ältesten Weinbaubetrieb des Staates!«
    Sie nippten den Wein aus langstieligen Gläsern. (Auch die Gläser hatte er mitgebracht.) Silvia lehnte sich auf dem Sofa zurück, die Augen halb geschlossen. »Du meine Güte. Das ist ja wie im Märchen. Das kann einfach nicht wahr sein.«
    Â»Ist es aber.« Otto stellte sein Glas ab und beugte sich über sie. Sie atmete langsam, gleichmäßig, als ob sie schliefe; doch sie sah ihn unverwandt an. Sie wusste genau, was sich abspielte. Und als er sich weiter und weiter vorbeugte, rührte sie sich nicht; sie versuchte nicht, sich ihm zu entziehen.
    Das Essen samt Wein, überschlug er kurz, als er sie umarmte, hatten ihn – nach dem Einzelhandelspreis – um fast einhundert UN-Dollar ärmer gemacht. Aber das war es wert, jedenfalls was ihn anging.
    Sein altes Problem, wieder einmal. Es war auch diesmal nicht der Mindestsatz. Es war viel mehr, dachte Otto ein wenig später, als sie aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer hinübergewechselt waren, wo heruntergezogene Jalousien den Raum in regloses Dunkel tauchten, schweigend und bereit, sie aufzunehmen, für eben solche Gelegenheiten wie diese geschaffen, wusste er.
    Â»Noch nie im Leben«, murmelte Silvia, »habe ich etwas Derartiges erlebt.« Ihre Stimme, die wie aus weiter Ferne kam, klang zufrieden und ergeben. »Bin ich betrunken, ist es das? O mein Gott.«
    Dann schwieg sie lange.

    Â»Bin ich von Sinnen?«, murmelte sie später. »Ich muss verrückt sein. Ich kann es einfach nicht glauben, ich weiß, dass es nicht wahr ist. Was macht es also – wie kann etwas, das man im Traum tut, falsch sein?«
    Danach sagte sie gar nichts mehr.
    Sie war genauso, wie er es gern hatte: eine, die nicht viel quatschte.
    Â 
    Was ist Wahnsinn?, dachte Jack Bohlen. Für ihn war es die Tatsache, dass er irgendwie Manfred Steiner verloren hatte und nicht mehr wusste, wie oder wann. Er wusste so gut wie gar nichts mehr vom gestrigen Abend bei Arnie Kott; Stück für Stück hatte er sich aus dem, was Doreen ihm erzählte, ein Bild davon gemacht, was passiert war. Wahnsinn – sich ein Bild vom eigenen Leben

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