Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Nummer?«
»Die muss ich hier irgendwo haben.« Isidore suchte in den Taschen seines Arbeitskittels.
Sloat sagte: »Das Spatzenhirn soll anrufen.«
»Ich k-kann d-doch nicht mit d-dem Video umgehen!«, protestierte Isidore, und sein Herz hämmerte. »Weil ich haarig, hässlich, schmutzig, klein und grau bin und unregelmäÃige
Zähne habe. AuÃerdem macht mich die Strahlung krank. Ich denke, ich werde bald sterben.«
Milt sagte lächelnd zu Sloat: »Ich glaube, wenn mir so zumute wäre, würde ich das Videophon auch nicht benutzen. Los, Isidore, wenn Sie mir die Nummer des Besitzers nicht geben, kann ich nicht anrufen, und Sie müssen es doch selbst tun.« Er streckte liebenswürdig die Hand aus.
»Das Spatzenhirn ruft an«, sagte Sloat. »Oder er fliegtâraus!« Dabei sah er weder Isidore noch Milt an, sondern starrte nur geradeaus.
»Ach, lass doch!«, versuchte ihn Milt zu besänftigen.
Isidore stotterte: »Ich hörâs n-nicht g-gern, w-wenn jemand Spatzenhirn zu mir sagt! Ich meine, d-der Staub hat b-bei Ihnen auchâne Menge angerichtet, rein ph-physisch. W-wenn auch v-vielleicht nicht im K-k-kopf wie b-bei mir.« Ich bin den Job los, sagte er sich. Ich kann unmöglich anrufen. Und dann fiel ihm plötzlich ein, dass der Besitzer der Katze ja zur Arbeit aufgebrochen war. Vermutlich war dort gar niemand zu Hause. »Ich d-denke, ich r-ruf ihn d-doch an«, murmelte er und holte den Zettel mit der Anschrift aus der Tasche.
»Siehst du?«, sagte Sloat zu Milt. »Wenn er muss, dann kann er.«
Isidore setzte sich ans Videophon, nahm den Hörer in die Hand und wählte die Nummer.
»Das schon«, knurrte Milt. »Aber man sollte ihn nicht dazu zwingen. Und er hat recht. Der Staub hat dich auch nicht ungeschoren gelassen. Du bist schon fast blind, und in ein paar Jahren wirst du das Gehör verloren haben.«
Sloat sagte: »Das gilt auch für dich, Borogrove. Deine Haut hat die Farbe von Hundedreck.«
Auf dem Videoschirm tauchte das Gesicht einer Frau auf. Sie sah irgendwie mitteleuropäisch aus und blickte aufmerksam
drein. Ihr Haar war zu einem strengen Knoten geschlungen. »Ja?«, sagte sie.
»Mm-mrs P-pilsen?«, fragte Isidore. Entsetzen lähmte ihn. Er hatte natürlich nicht daran gedacht â aber der Katzenbesitzer war verheiratet, und seine Frau hielt sich selbstverständlich zu Hause auf. »Ich m-mm-öchte mit Ihnen über Ihre K-k-k â¦Â« Er brach hilflos ab und rieb sich nervös das Kinn. Endlich stieà er hervor: »Ihre Katze sprechen!«
»Ach ja, Sie haben Horace abgeholt«, sagte Mrs. Pilsen. »Ist es wirklich Lungenentzündung? Mein Mann befürchtete es.«
»Ihre Katze ist gestorben«, sagte Isidore.
»Um Himmels willen, nein.«
»Wir werden sie Ihnen ersetzen«, sagte er und warf Sloat einen raschen Blick zu. Der schien einverstanden zu sein. Unsicher fuhr er fort: »Der Inhaber unserer Firma â Mr. Hannibal Sloat â er wird persönlich â¦Â«
»Nein!«, unterbrach ihn Sloat. »Die Leute kriegen einen Scheck von uns. Listenpreis nach Sidney.«
»⦠wird Ihnen persönlich eine neue Katze aussuchen«, hörte sich Isidore sagen. Nachdem er sich erst einmal auf dieses unerträgliche Telefongespräch eingelassen hatte, konnte er nun nicht mehr zurück. Was er sagte, besaà eine selbstständige Logik, die er nicht aufzuhalten vermochte und die zu ihrem eigenen Schluss kommen musste. Sowohl Sloat wie auch Milt Borogrove starrten ihn fassungslos an, als er fortfuhr: »Beschreiben Sie uns bitte genau, was für eine Katze Sie wünschen. Farbe, Geschlecht, Gattung wie zum Beispiel Manx, Perser, Abessinier â¦Â«
»Horace ist tot«, murmelte Mrs. Pilsen.
»Er hatte Lungenentzündung«, erklärte Isidore. »Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Unser Oberarzt, Dr. Hannibal Sloat, brachte die Ansicht zum Ausdruck, dass Ihr Kater in
diesem Stadium durch nichts mehr zu retten war. Aber glücklicherweise wollen wir ihn ersetzen, Mrs. Pilsen. Freuen Sie sich nicht darüber?«
Mrs. Pilsen hatte Tränen in den Augen. »Es gibt nur einen Kater wie Horace. Als er noch ganz klein war, stand er immer vor uns und starrte zu uns empor, als wollte er uns eine Frage stellen. Wir haben nie begriffen, was er uns fragen wollte. Vielleicht kennt er jetzt die Antwort.«
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