Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

verlieren!«, sagte Isidore.
    Sloat hob den Kopf und blinzelte. »Warum?«
    Â»Weil sich Wilbur Mercer ständig selbst erneuert. Er ist unsterblich. Oben auf dem Gipfel wird er niedergeworfen; er sinkt hinab ins Grab, aber er wird immer erneut wiedergeboren. Und wir mit ihm. Also sind auch wir unsterblich.« Isidore freute sich, dass er so fließend sprechen konnte. Gewöhnlich stotterte er in der Gegenwart von Sloat.
    Â»Buster ist ebenso unsterblich wie Mercer«, sagte Sloat. »Zwischen den beiden gibt’s keinen Unterschied.«
    Â»Wie wäre das möglich? Buster ist doch ein Mensch!«
    Â»Ich weiß nicht recht«, sagte Sloat. »Aber es stimmt schon, auch wenn sie’s nie zugegeben haben.«
    Â»Ist das der Grund, warum Buster täglich sechsundvierzig Stunden Sendung machen kann?«, fragte Isidore.
    Â»Genau.«
    Â»Und was ist mit Amanda Werner und den anderen Frauen?«
    Â»Die sind auch unsterblich.«
    Â»Handelt es sich um eine überlegene Lebensform von einem anderen Stern?«
    Â»Es ist mir nie gelungen, das mit Sicherheit herauszufinden«, sagte Sloat und untersuchte immer noch die Katze. Er
nahm die staubige Brille ab und sah das halbgeöffnete Maul des Tieres an. »Im Fall Wilbur Mercer habe ich allerdings schlüssige Beweise«, fügte er kaum hörbar hinzu.
    Dann begann er plötzlich zu fluchen. Die Verwünschungen schienen Isidore eine volle Minute lang nicht abzureißen. Zuletzt sagte Sloat: »Diese Katze ist nicht nachgemacht. Ich wusste, dass so etwas einmal vorkommen würde. Und sie ist tot.« Er starrte hinunter auf den Katzenkörper und fluchte erneut.
    An der Tür erschien der stämmige, lederhäutige Milt Borogrove in seiner schmuddeligen blauen Segeltuchschürze. »Was ist denn los?«, fragte er. Er sah die Katze, trat ein und hob sie hoch.
    Â»Das Spatzenhirn hat sie mitgebracht«, sagte Sloat. Dieses Wort hatte er bisher noch niemals in Isidores Gegenwart gebraucht.
    Â»Wenn sie noch lebte, hätten wir sie zu einem richtigen Tierarzt bringen können«, sagte Milt. »Was mag sie wohl wert sein? Hat jemand einen Sidney-Katalog zur Hand?«
    Â»D-d-eckt d-as d-denn nicht Ihre Ver-versicherung?«, stotterte Isidore. Seine Beine bebten, und alles ringsum tauchte in ein dunkles Braun, übersät mit grünen Flecken.
    Â»Ja!«, knurrte Sloat nach einer ganzen Weile halb verächtlich. »Das schon, aber es ist einfach schade drum, das regt mich auf. Wieder ein lebendes Geschöpf weniger. Haben Sie das denn nicht gemerkt, Isidore? Ist Ihnen der Unterschied nicht aufgefallen?«
    Â»Ich hab’s für eine ausgezeichnete Arbeit gehalten«, würgte Isidore hervor. »So gut, dass ich drauf reinfiel. Ich meine, sie machte einen lebendigen Eindruck, und bei einer so guten Ausführung …«
    Â»Ich glaube nicht, dass Isidore den Unterschied feststellen kann«, warf Milt verständnisvoll ein. »Für ihn sind alle lebendig,
auch die nachgemachten Tiere. Vermutlich hat er versucht, die Katze zu retten.« Er wandte sich an Isidore: »Was haben Sie getan, versucht, die Batterie aufzuladen? Den Kurzschluss zu finden?«
    Â»J-ja«, gab Isidore zu.
    Â»Vermutlich war sie schon so mies dran, dass sie es ohnehin nicht mehr geschafft hätte«, sagte Milt. »Lass das Spatzenhirn doch in Ruhe, Han. In einem Punkt hat er schon recht: Die Imitationen sehen heutzutage verdammt naturgetreu aus, seit die neuen Modelle diese Krankheitsrelais eingebaut bekommen. Lebende Tiere sterben nun mal, das Risiko geht jeder Besitzer ein. Wir sind nur nicht daran gewöhnt, weil wir nur Imitationen zu sehen bekommen.«
    Â»Dieser verdammte Verlust«, murmelte Sloat.
    Â»Mercer sagt, d-dass alles L-leben wiederkehrt«, erklärte Isidore. »Auch T-tiere vollenden d-den Kreislauf. Ich meine, wir alle steigen m-m-mit ihm auf und sterben …«
    Â»Erzählen Sie das dem Besitzer dieser Katze!«, sagte Sloat.
    Isidore war nicht ganz sicher, ob Sloat diese Bemerkung ernst meinte. »Sie meinen, ich mm-uss d-d-as tun? Aber die Anrufe erledigen Sie doch immer!« Er empfand eine krankhafte Angst vor dem Videophon und brachte es praktisch nicht fertig, ein Gespräch zu führen, schon gar nicht mit einem Fremden. Das wusste Sloat natürlich.
    Â»Lass ihn«, sagte Milt. »Ich mach das schon.« Er griff nach dem Hörer. »Welche