Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
für die beiden Batys und für Pris Stratton. Geh lieber nach Hause zu deiner Ziege und ruh dich aus!« Plötzlich wischte sie heftig ihren Mantel ab. »Autsch! Die Glut von meiner Zigarette â da, schon vorbei.« Sie sank zurück gegen die Sitzlehne und entspannte sich.
Er schwieg.
»Diese Ziege«, fuhr Rachael fort. »Du hängst mehr an dieser Ziege als an mir. Wahrscheinlich auch mehr als an deiner Frau. Zuerst die Ziege, dann die Ehefrau, und ganz zuletzt â¦Â« Sie lachte fröhlich auf. »Da kann man wirklich nur noch lachen.«
Er gab keine Antwort. Sie setzten ihren Weg eine Weile schweigend fort, dann suchte Rachael umher, fand das Radio und schaltete es ein.
»Ausschalten«, sagte Rick.
»Buster Friendly und seine freundlichen Freunde ausschalten? Amanda Werner und Oscar Scruggs? Jetzt kommen doch Busters sensationelle Enthüllungen â bald jedenfalls.« Sie beugte sich vor, bis sie im Widerschein des Radios ihre Uhr ablesen konnte. »Gleich ist es so weit. Hast duâs schon gewusst? Er redet schon lange davon, macht alle gespannt, seit â¦Â«
Aus dem Radio klang: »⦠o ja, Leute, ich will euch sagen, dass ich hier bei meinem Freund Buster sitze, wir plaudern und haben es mächtig gut miteinander, und mit jedem Sprung des Sekundenzeigers warten wir ungeduldiger auf die wichtigste Enthüllung des â¦Â«
Rick schaltete das Radio aus. »Oscar Scruggs, die Stimme des intelligenten Mannes«, sagte er.
Rachael beugte sich sofort vor und schaltete das Radio wieder ein.
»Ich will das aber hören. Unter allen Umständen! Es ist sehr wichtig, was Buster Friendly in seiner heutigen Sendung zu sagen hat!«
Die idiotische Stimme plapperte wieder aus dem Lautsprecher. Rachael Rosen lehnte sich zurück und machte es sich bequem. Neben ihm in der Dunkelheit glühte ihre Zigarette wie der Rumpf eines selbstgefälligen Leuchtkäfers: ein stetes, unerschütterliches Symbol für Rachael Rosens groÃe Tat. Für ihren Sieg über ihn.
18
»Bring meine übrigen Sachen herauf, J. R.«, befahl Pris. »Vor allen Dingen den Fernseher, damit wir Busters Verlautbarungen hören.«
»Ja, den Fernseher brauchen wir wirklich«, stimmte ihr Irmgard Baty zu, und ihre hellen Augen blitzten wie bei einem Vogel. »Auf die Sendung heute Abend warten wir schon lange, und sie fängt bald an.«
Isidore sagte: »Mit meinem Gerät kann man den Regierungssender empfangen.«
Abseits, in einer Ecke des Wohnzimmers, hatte sich Roy Baty in einem tiefen Sessel installiert, als wollte er für immer dort bleiben, darin wohnen. Er rülpste und sagte in geduldigem Ton: »Wir wollen Buster Friendly und seine freundlichen Freunde sehen, Isi. Oder hörst du es lieber, wenn ich dich J. R. nenne? Hast du kapiert? Dann geh und hol den Fernseher herauf.«
Isidore schritt allein durch den leeren, hallenden Flur zur Treppe. Ihn beflügelte eine tiefe Zufriedenheit, das herrliche Gefühl, zum ersten Mal in seinem langweiligen Leben nützlich zu sein.
Es ist schön, Buster Friendly wieder mal auf dem Bildschirm zu haben, dachte er, statt ihn bloà im Radio des Geschäftswagens zu hören. Stimmt ja, Buster Friendly wird heute Abend seine sorgfältig dokumentierte, sensationelle Enthüllung machen. Dank Pris und Roy und Irmgard werde ich in den Genuss der wohl wichtigsten Neuigkeit der letzten
Jahre kommen. Nicht schlecht, sagte er zu sich selbst. Für J. R. Isidore hatte das Leben Aufwind gekriegt.
Er trat in die frühere Wohnung von Pris, zog den Fernsehstecker aus der Dose und hängte die Antenne ab. Plötzlich drang die Stille in ihn ein, seine Arme wurden starr. Ohne die Batys und Pris fühlte er sich schwächer werden, fühlte sich seltsam, wie das leblose Fernsehgerät, das er eben ausgesteckt hatte. Man muss mit Leuten zusammensein, dachte er, um überhaupt leben zu können. Ich meine, bevor sie herkamen, habe ich es schon ausgehalten, allein in dem Gebäude zu wohnen. Aber nun ist das anders. Ich kann nicht zurückgehen, dachte er. Ich kann nicht von Leuten zu Unleuten zurück. Panik ergriff ihn, als er feststellte, dass er von ihnen abhängig war. Zum Glück sind sie hiergeblieben.
Isidore sah, dass er nicht alle Sachen von Pris auf einmal in seine Wohnung hinaufschaffen konnte. Also entschied er sich als Erstes für den Fernseher. Das Gepäck und die
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