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Blamage

Blamage

Titel: Blamage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
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schlechten/altmodischen/exotischen Geschmack haben, den kaum jemand mit ihnen teilen will. So mag es Anfang der 1980er-Jahre auch der Handvoll von Besuchern ergangen sein, die sich zu Konzerten des Schlagersängers Wolfgang Petry einfanden, der damals kurz davor war, seine musikalische Karriere endgültig zu beenden (was er und seine wenigen Zuhörer damals nicht ahnten: Er sollte in den 1990er zu einem Schlagergiganten werden, der ganze Stadien zu füllen vermochte).
    In der Oper mitdirigieren
    Sie wollen Ihren Mitmenschen unbedingt zeigen, was für ein Karajan an Ihnen verloren gegangen ist? Mit geschlossenen Augen und gerecktem Kinn dirigieren Sie das Orchester vom Parkett aus. Peinlicher ist dann nur noch, die Lieblingsarien mitzusingen.
    Beim Konzert zwischen den Sätzen klatschen
    Und Sie dachten nach der Ouvertüre schon, das wär’s gewesen! Offensichtlich wissen Sie nicht, dass eine Suite oder Sinfonie vom Kontrastreichtum ihrer Satzfolge lebt. Wenn Sie jetzt schon klatschen, offenbaren Sie Ihre Unkenntnis des inneren Zusammenhangs jedweder Komposition – mit anderen Worten: Sie sind ein Banause, und jetzt wissen es alle.
    Hustenreiz
    Seltsam: Sobald es im Theater oder in der Oper still wird, machen sich die notorischen Huster und Räusperer bemerkbar, steigern sich manchmal zu veritablen Krächzkonzerten. Ein psychologisches Rätsel. Müssen die Huster und Krächzer zwanghaft die Aufmerksamkeit auf sich lenken? Sind sie neidisch und eifersüchtig auf die Sänger und Schauspieler, denen die Bühne gehört? Der legendär cholerische Schauspieler Klaus Kinski unterbrach einmal seine Darbietung, um einem Hustenden von der Bühne herunter zuzurufen: »Kotz dich aus, dann mach ich weiter!« Aber das waren noch andere Zeiten.
    In der ersten Reihe einschlafen
    Extrem demotivierend für Schauspieler, Musiker oder Redner, wenn sich im Publikum die Schläfer oder gar Schnarcher breitmachen; vor allem, wenn sie dies in der ersten Reihe tun. Manche Menschen haben den seltsamen Drang, in der Öffentlichkeit, und am liebsten auf den teuersten Plätzen, ihr Nickerchen einzulegen. Oder handelt es sich um eine Provokationsstrategie, nach dem Motto: »Seht her, ich kann mir die teuersten Tickets leisten, aber pfeif auf eure Show«? Bedenken die Schläfer aber auch, dass sie auf Pressefotos als VIP -Schlafmütze verewigt werden könnten? Sonst geht es ihnen wie dem tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg, der im Sommer 2011 auf einer sicherheitspolitischen Konferenz in Belgrad eingenickt war. Die serbische und tschechische Presse war empört. Schwarzenberg habe mindestens eine halbe Stunde genüsslich geschlafen, während die anderen Konferenzteilnehmer über die gravierenden Sicherheitsprobleme auf dem Balkan diskutierten, berichteten die Zeitungen. Vom Außenminister gab es keine offizielle Reaktion, doch in einem früheren Interview hatte der Politiker seine Schwäche so gerechtfertigt: »Wenn viele Leute im Raum sind und der Sauerstoffgehalt sinkt und mich noch dazu grelle Scheinwerfer zum Schließen der Augen zwingen, kann ich nicht widerstehen. Aber ich passe auf, dass mir nichts Wichtiges entgeht.« 77 Übertroffen wird dies nur noch von Zeitgenossen, die es schaffen, mitten auf dem Podium einzuschlafen, während ihr Nebenmann gerade einen Vortrag hält. Diese Peinlichkeit kann eigentlich nur durch Volltrunkenheit, biblisches Alter oder chronische Schlafapnoen entschuldigt werden.
    Im Museum Alarm auslösen
    Schon die ganze Zeit fühlen Sie sich von den Museumswärtern zu Unrecht verdächtigt und verfolgt. Und dann passiert’s doch: Weil Sie Ihre Brille vergessen haben und trotzdem kein Folterdetail auf Hieronymus Boschs Gemälden verpassen wollen, kommen Sie der Bildoberfläche gefährlich nahe. Der schrille Ton lässt Hektik beim Museumspersonal aufkommen, alle Besucher drehen sich nach Ihnen um, rüstige Rentner beschimpfen Sie – und Sie möchten im Erdboden versinken.
    Versehentlich ein Kunstwerk wegwerfen
    Sie haben kürzlich ein »sperriges Etwas« entsorgen lassen? Sie haben bei einem Kunstwerk Inhalt und Verpackung verwechselt, und das Wertobjekt in den Container wandern lassen? Und jetzt gibt es lange Gesichter, fünf- oder sechsstellige Werte seien vernichtet worden, wird geklagt, und Ihr Foto erscheint zu allem Überfluss auch noch in der Lokalzeitung. So erging es

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