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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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in sich zusammen, und Blanche wollte, dass diese Typen auf eigenen Beinen das Etablissement verließen. Auf diese Weise mussten sie später weniger Fragen beantworten. Danach wurden sie von Marcels Jungs in Empfang genommen, die dem unerwünschten Besucher ein Taxi bestellten. Bei der Verabschiedung konnte es dann schon mal vorkommen, dass versehentlich die ein oder andere Hand brach.
    Selbst Dealer mussten ohne Tamtam entfernt werden. Letztere wurden nicht nach Hause geschickt, sondern in eine von Marcels Baracken verfrachtet, wo seine Männer sie einer intensiven Befragung unterzogen. Das fiel allerdings nicht in Blanches Ressort. Sie war dafür verantwortlich, die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Im Kasino selbst gab es selten Ärger, in den sie einbezogen wurde. Wenn ein Tischchef sie dennoch rufen ließ, wurden die Samthandschuhe ausgezogen. Mit betrunkenen Rowdys hatte sie kurzen Prozess gemacht. Sie waren schlecht fürs Geschäft und beschädigten das Image des Clubs – und somit Marcels guten Ruf. Wenn so etwas öfter vorkam, bestand die Gefahr, dass die tonangebende Klientel irgendwann ausblieb.
    Blanche war davon ausgegangen, dass Marcels Kerngeschäft die illegalen Kasinos seiner Clubs waren. Natürlich musste er ab und zu verreisen, schließlich war er Geschäftsmann. Zürich, Lyon, Basel, Nizza … Zumindest hatte er sie nicht belogen.
    Andererseits … Sie biss sich auf die Lippe. Sie hatte ihn nie gefragt, womit er sein Geld verdiente. Zum einen, weil das offensichtlich war, zum anderen sollte man in ihrer Branche auf derlei Fragen verzichten. In neun von zehn Fällen gefiel einem die Antwort nicht. Davon abgesehen war das Schnee von gestern. Was Marcel trieb war seine Angelegenheit und ging sie nichts an.
    Allerdings hatte er Enzos Interesse geweckt, was allein schon ein kleines Kunststück war. Also schön, Enzo suchte einen Verbündeten gegen die Sankt Petersburger, der ihm in Paris nicht in die Suppe spuckte. Marcel war in einem Bereich stark, den Enzo seit Jahren vernachlässigt hatte, ausgerechnet das Kerngeschäft. Die Nachtclubs waren die Pfeiler der Organisation, das Herz, das den Laden ständig mit frischem Geld versorgte, denn in den Clubs wurden die Geschäfte abgeschlossen. Drogen, Schutzgeld und Waffen, um nur einige zu nennen. In den Hinterzimmern der Bars wurden Informationen ausgetauscht und Wetten angenommen, manchmal dienten sie auch als Versteck oder Zwischenlager. Davon lebte die Mafia und nicht von Enzos politischen Ambitionen. Aus diesem Grund war Marcel der ideale Partner. Er hatte das Zeug, Enzos Nachtlokale auf Vordermann zu bringen, würde einen fetten Anteil am Geschäft kassieren und hätte somit einen Fuß in Paris, ohne eine Gefahr für Enzo darzustellen. Dafür schuldete er dem Italiener Loyalität und würde ihn mit seinen Männern im Krieg gegen das Russensyndikat unterstützen.
    „Also, was sagst du?“
    Sie warf ihm einen feindseligen Blick zu. Dieser gerissene Bastard. Er wusste genau, was er wollte und wie er sie – wie er jeden in seiner Nähe – für seine Zwecke einspannen konnte. Während sie eine Bleibe für die Kinder suchte, brauchte er einen zuverlässigen Kompagnon mit Manpower. Was für eine Koinzidenz. Nur, dass sie nicht an Zufälle glaubte. Enzo hatte das geplant und sie war ihm in die Falle gegangen. Andererseits – was hatte sie erwartet? Wie von selbst wanderte ihr Blick zu der Tür, durch die Marcel verschwunden war. Ihn jedenfalls nicht, dachte sie mit wachsender Frustration. „Einen Abend“, presste sie durch zusammengebissene Zähne.
    „Wie bitte?“
    „Für ein Haus gibt es einen Abend. Ich trinke etwas mit ihm, wir plaudern über die gute alte Zeit und das war’s.“
    Abermals hob er eine Braue. „Wenn er danach zugänglicher ist, meinetwegen.“
    „Glaub bloß nicht, dass ich mich für deinen Drogenscheiß stark mache. In Paris gibt es genug Häuser, aber findest du hier auch einen Partner wie unseren Schweizer Freund? Wenn du mir nicht hilfst, siehst du dich am besten gleich nach einem neuen Teilhaber um, denn ich werde dafür sorgen, dass Marcel dich abserviert.“
    Eine unheilvolle Pause entstand, in der sie sich ein Blickduell lieferten. Schließlich brach Enzo das Schweigen. „Wie kommst du eigentlich zu der Annahme, dass du so viel besser bist als der Rest der Welt?“ Seine Stimme war ruhig, doch etwas schwang darin, das ihre Nackenhaare aufstellte. „Du rufst mich an und bittest mich um einen Gefallen. Daraufhin lade ich

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