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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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von denen ein Mensch nur träumen konnte. Wie mächtig ein Mischling wurde, hing von den Erbanlagen und seinem Ehrgeiz ab. In jedem Fall wären diese Kinder eine Bereicherung für Saetans Streitmacht. Sie waren stärker und widerstandsfähiger als jeder Mensch mit einem deutlich höheren Aggressionspotenzial. In Halbdämonen verschmolzen menschliche wie teuflische Eigenschaften zu einer neuen, unbekannten Größe. In Anbetracht ihrer feindseligen Veranlagung gab die Frage, welche Seite sich am Ende durchsetzen würde, keine großen Rätsel auf, zumal sich das Dunkle nicht so leicht geschlagen gab.
    Seit Wochen beobachtete er Blanches inneren Kampf, bei dem ihre unterschiedlichen Blutlinien um die Vorherrschaft rangen. Nur die Stärksten überlebten diese Schlacht. Die Schwachen gaben irgendwann auf und überließen sich dem Bösen oder sie starben, weil es sie innerlich zerriss.
    Oberflächlich gesehen ähnelte Blanche ihrem Vater. Sah man genauer hin, kam man nicht umhin, anzuerkennen, dass sie früh Verantwortung für andere übernommen und im Heim Strafen auf sich gezogen hatte, um die jüngeren Kinder zu beschützen. Was einmal mehr die Frage nach ihrer Herkunft wachrief. Die väterliche Linie war in der Unterwelt ein offenes Geheimnis, aber was ihre mütterliche Seite betraf, tappte er noch immer im Dunkeln. Da war etwas in ihrem Blut, das er noch nie zuvor gekostet hatte. Es war fast wie flüssiges … Licht? Obwohl das nicht der Grund war, der sie für ihn so anziehend machte. Er wollte das ganze Paket. Ihre Kraft, den Mut, die Entschlossenheit, mit der sie vorging.
    Ihre Verletzlichkeit. Gedankenverloren lächelte er. Er liebte den Augenblick, wenn sie schwach wurde, ihm vertraute. Losließ. Dann gehörte sie ihm, war sein mit Haut und Haaren.
    In den Dunklen Zeiten war er weniger für seine Überredungskunst als seinen unstillbaren Blutdurst bekannt gewesen. Heute war sein Verstand die Waffe der Wahl. Blanche dahin zu bringen, etwas zu tun, das sie eigentlich nicht tun wollte, glich einer gewonnenen Schlacht.
    Wie immer, wenn er an seine Bàn Lumez dachte, seine Gefährtin, wurde er von einer Wärme erfüllt, die einem flüssigen Sonnenstrahl glich. Seit er ihr begegnet war, hatte sich sein Leben grundlegend verändert. Sie war sein Leitstern geworden, der ihn aus der Finsternis seines Daseins gerettet hatte. Einem Leben ohne Licht und ohne Hoffnung.
    Ohne Liebe.
    Ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er begrüßte den sich beschleunigenden Herzschlag wie einen alten Freund, dem er lange nicht begegnet war.
    Wie von selbst glitten seine Gedanken zu Tchort. Einst hatten sie Seite an Seite gekämpft. Waren Waffengefährten gewesen, zur Zeit der großen Kriege, als Menschen in Hütten gehaust und im Dreck gelebt hatten. Beliar konnte sich gut vorstellen, was Saetan ihm angeboten hatte, damit Tchort sich wieder vom Licht abwandte. Er kannte Blanches Vater besser als jeder andere und wusste um dessen Ehrgeiz. Seinen Wunsch nach Macht, das Streben nach Höherem. Welche Qualen musste er ausgestanden haben, als nach seinem Verrat ein Platz am Tisch der Erzdämonen freigeworden war – Beliars Platz. Das war die Chance, auf die Tchort seit Äonen gewartet hatte, denn es konnte immer nur vier Erzdämonen geben, einen für jede Himmelsrichtung. Jeder Erzdämon stand für einen Apokalyptischen Reiter, die Pest, Krieg, Hunger oder Tod symbolisierten. Ihnen wurden die sieben Todsünden untergeordnet – in Saetans Reich herrschte eine strenge Hierarchie.
    Und nun, so kurz nach Tchorts Verrat, war der Posten frei geworden, für den er einst seine Seele verkauft hatte. Das musste Blanches Blutvater innerlich zerrissen haben. Denn wer, wenn nicht der Schwarze Gott, hatte es verdient, in den Rang eines Erzdämons erhoben zu werden?
    Saetan musste wirklich in Schwierigkeiten stecken, dass er neuerdings dazu überging, abtrünnige Dämonen zu belohnen, statt sie zu bestrafen.
    Es sei denn, das Ganze war ein Köder.
    Das würde zu ihm passen, Tchort mit der höchsten Position zu locken, um ihn am Ende umso tiefer stürzen zu lassen.
    Was plante Saetan und wie hatte er es fertiggebracht, Tchort zur Umkehr zu bewegen? Es passte nicht zum Schwarzen Gott, sich in dieser Art von Saetan benutzen zu lassen. Blanches Vater gehörte zu den zwölf Warlords des Schattenreichs, er war ein Kriegsherr mit Prinzipien und obendrein sehr stolz. Beliar glaubte nicht, dass er umschwenkte, nachdem er sich gerade auf die

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