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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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steche ich dich vers e hentlich ab, alter Mann“, murmelte sie und nippte an ihrem Latte.
    Leo lachte sein Jack Nicholson Lachen, was gut zu ihm passte, denn er sah aus wie Jack. Allerdings zwanzig Kilo leichter und mit mehr Haar. Er war ihr Waffenlieferant und manchmal auch der Kontaktmann zu Enzo. Außerdem war er Waynes bester Freund gewesen, den er verraten hatte , um das Leben seiner Frau Renée zu retten. Am Ende hatte er alles verloren . Freund, Frau und seine Ehre.
    Sie schätzte ihn auf Mitte s echzig, obwohl die Leute in seinem Job mei s tens fünfzehn Jahre älter aussahen. Zudem rauchte er Kette, ein Fakt , der einem gesunden Teint nicht gerade förderlich war. Wobei Hautpflege bei ihm vergebene Liebesmüh wäre, denn sein Gesicht ähnelte einer Mondlan d schaft voller Schluchten, Krater und Risse. Seit Ren ée s Tod trank er auch so viel wie Nicholson. Wenn sie es bedachte, bestand die Möglichkeit, dass Leo Jacks verschollener Zwillingsbruder war, falls es so jemanden geben sollte.
    „Mein Kopfschmerz bist du“, murrte sie und und warf ihm einen u n freundlichen Blick zu. „Und erzähl mir jetzt nicht, dass das ein beschissener Zufall ist.“
    Leo klopfte die Taschen seines zerbeulten Jacketts ab und förderte ein ze r knittertes Päckchen Gitanes Maïs sowie eine Schachtel Streichhölzer zu t ag e . Nachdem er an dem glimmenden Ding gezogen hatte, bestellte er einen Single Malt. Erst danach wandte er Blanche wieder seine Aufmerksamkeit zu. „Ich hatte bei Enzo etwas zu erledigen und hab dich rausgehen sehen.“
    Zu erledigen, ja? Wahrscheinlicher war, dass Enzo ihn einbestellt und ihr anschließend hinterhergeschickt hatte. Früher war Leo für die Wetten z u ständig gewesen. Hinter Enzos Rücken hatte er jedoch auch mit Waffen gedealt   – nur für den engsten Familienkreis, versteht sich. Außerdem rutsc h ten andauernd Kisten mit dem neusten Kriegsmaterial von der Ladefläche vo r bei fahrender L kw s und landeten , wie es der Teufel will, direkt vor seiner Haustür. Die konnte er schließlich nicht einfach liegen lassen.
    Nachdem Pierre gezeigt hatte, dass er definitiv zu nichts zu gebrauchen war, hat te Enzo reinen Tisch gemacht und Leo neben den Wetten das Wa f fengeschäft übertragen.
    „Und da dachtest du, es wäre eine gute Idee , mir nachzuschleichen, oder was?“
    „Es kann nicht schaden, wenn einer auf dich acht gibt, Mädchen. Gerade sahst du ganz grün im Gesicht aus.“
    Blanche presste die Lippen zusammen. War ja klar, dass er sie so sehen musste. „Was willst du?“
    „Reden.“
    Sie verdrehte die Augen „Du wirst noch ’ne richtige Plaudertasche.“ Damit spielte sie auf ihre letzte Unterhaltung an, die sie in der Horizon Videothek vier Häuser weiter geführt hatten. Der heruntergekommene Videoladen hatte als Fassade für Enzos Importwaren hergehalten, bis sie letzte Woche weiter oben auf der Avenue de Clichy Enzos Vorzeigeschuppen eröffnet hatten.
    „Muss am Alter liegen“, bemerkte er und zwinkerte.
    Blanche seufzte übertrieben. „Also schön, was gibt es? Hat Enzo es sich überlegt und will jetzt doch, dass ich seinen Partner in Spe kaltmache?“
    „Ich weiß nichts über eure Geschäfte, das ist eine Sache zwischen dir und Enzo.“ Er nahm einen Schluck Whis k y und schloss die Augen. „Ah“, seufzte er . „Äpfel, Honig und ein Hauch Karamell.“
    Sie schüttelte den Kopf. Der alte Mann wurde langsam wunderlich. Als er die Lider wieder hob und sie ansah, traf sie die Wucht seines Kummers wie ein Schlag in die Rippen, beinah wäre sie zusammengezuckt. Der Mord an Renée, der Frau, mit der er die letzten zwanzig Jahre zusammen gewesen war, hatte ihn tief getroffen. Fast wäre er selbst draufgegangen. Er sah b e schissen aus, noch schlechter als üblich, und das war schon mies.
    Sie wischte sich den Milchschaum vom Mund und nahm sich vor , moder a ter zu sein. Keine leichte Sache, immerhin hatte er Wayne auf dem Gewi s sen. Trotzdem. In den letzten Wochen war er durch die Hölle gegangen, denn er hatte seinen Vertrauensbruch mit dem Leben seiner Frau bezahlt. Nun musste er damit zurechtkommen, und wie er aussah , klappte das nicht besonders gut.
    „Spucks aus“, sagte sie und bestellte einen zweiten Macchiato.
    Leo beugte sich ein wenig zu ihr . „Ich habe gehört, was heute passiert ist.“
    Blanche sah ihn fragend an. An diesem Abend war so viel geschehen, da musste er schon deutlicher werden.
    „Ich rede vom Überfall.“
    Innerlich schüttelte sie

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