Blanche - Die Versuchung
er seinen Stock auf Ramirez niedersausen, der die Schläge zwar geschickt a b fing, aber stetig zurückgedrängt wurde. Bald würde er mit dem Rücken zur Wand stehen. Die z wei hatten ein mörderisches Tempo drauf, und als Ma r cel seinen nächsten Hieb andeutete, nutzte er Ramirez ’ Abwehrbew e gung, um durch seine Deckung zu brechen und trat ih m in die Seite.
„Ach du Plüsch, er hat ihn volle Kanne erwischt!“
Blanche sah Nella fragend an.
„Plüsch?“
Nella wurde rot. „Professor Bernard hat mir gesagt, wenn ich mir das Fl u chen abgewöhnen will, muss ich meine Schimpfworte durch etwas anderes, P ositives ersetzen.“ Sie hob in einer hilflosen Geste die Schultern. „ I ch steh nun mal auf Plüsch.“
Gegen ihren Willen musste Blanche grinsen, doch das Lächeln gefror , als sie sah, wie Marcel und Ramirez aufeinander losgingen. Der Kubaner war anderthalb Köpfe größer als Marcel. Er hatte eine typische Boxernase, dun k le Augen und ebenso dunkles Haar, das mit einem Lederband im Nacken zusammengebunden war. Seine Haut hatte die Farbe von Latte Macchiato, sein breiter Oberkörper war unbehaart. Durch den Schweiß wirkte er wie ein Ringer, der sich mit Öl eingerieben hat. Daneben wirkte sein Boss beinahe mickrig. Der machte sich den Vorteil seiner Wendigkeit zu nutze , außerdem war er für einen schlagstarken Linksausleger bekannt. Interessanterweise gingen seine Gegner jedoch meistens durch einen Jab k. o., eine abrupt g e schlagene Gerade durch die Führhand. Im Gegensatz zu Ramirez rasierte er seinen Oberkörper nicht. Das blonde Brusthaar schimmerte golden im Schein der Deckenlampen und verjüngte sich auf seinem Bauch zu einer schmalen Linie, die im Bund der tief sitzenden Kampfsporthose verschwand.
„Nicht schlecht“, bemerkte Nella.
Anscheinend sprach sie nicht von der exzellenten Kampfkunst, denn sie betrachtete Ramires’ Sixpack und befeuchtete ihre Lippen. Blanche hätte gern eine spöttische Bemerkung gemacht, doch bei Marcels halb nacktem Anblick wurde ihr Hals trocken. Dieser Mann sah verboten gut aus. Seine geschmeidigen Bewegungen waren gleichzeitig anmutig und kraftvoll, wä h rend sein konzentrierter Blick zu keinem Zeitpunkt den Gegner verließ. Er war wie ein Raubtier, das eine Gazelle in Augenschein n immt . Nur, dass die Gazelle doppelt so schwer war wie er. Die Aura einer unbestimmten Gefahr umgab ihn, die er normalerweise durch sein strahlendes Äußeres dimmte. Doch nun war er zornig, und Wut stand ihm gut. Sie war Teil seines Wesens, das er für gewöhnlich hinter einer kultivierten Fassade versteckte. Marcels erotische Ausstrahlung wurde zusätzlich durch ihr Wissen verstärkt, was er mit seinen Händen, und o h Gott, mit seinem Mund, alles anstellen konnte.
Warum hatte sie ihn noch mal verlassen?
Als er Ramirez nach einer Abfolge von Stockhieben und Power Punches in eine Ecke bugsiert hatte, riss sie sein leises Knurren aus ihrer Trance.
„Okay, Kinder, genug gespielt“, rief sie und ging dazwischen.
„Ach Plüsch, Blanche, gerade , wo es spannend wird!“
Sie hätte gern die Augen verdreht, doch sie hielt es für besser , die beiden Kontrahen t en im Blick zu behalten. Der testosterongeschwängerte Raum konnte in der Tat ein bisschen Plüsch gebrauchen, darum berührte sie beide vorsichtig am Oberarm, um sie aus ihrem Adrenalinrausch zu holen. Wie es aussah , hatten sie sich ein wenig mitrei ß en lassen, so etwas konnte vorko m men.
Marcel blinzelte, als würde er sie erst jetzt wahrnehmen, was vermutlich auch der Fall war. Ramirez kniff die Augen zusammen. Als er sie erkannte , grinste er breit, und legte eine schmale Lücke zwischen den Schneidezähnen frei. Im Hintergrund hörte sie Nella leise seufzen. Vermutlich fand sie die Lücke plüsch-mäßig süß oder so.
„Blanche“, sagte Ramirez mit tiefer Raspelstimme, die ihr prompt eine Gänsehaut bescherte. Oh Mann, das konnte er gut.
„Na, Kleiner. Wie ich sehe , warst du fleißig.“
„Ich hatte einen guten Lehrer.“
„Das bezweifle ich“, murmelte sie. Zwei Sekunden später befand sie sich in seiner Bärenumarmung.
„Yo he extrañade, cico“, wisperte er, bevor er sie freigab.
Ich hab dich auch vermisst, dachte sie und grinste, bis sie an sich h in absah. Ihr schwarze r Rolli war von seinem Kampfschweiß getränkt. Na toll.
Marcel beobachtete die Szene mit vor der Brust verschränkten Armen. Ein leises Schmunzeln umspielte seine Lippen. Kaum dass sie wieder festen B o den unter
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