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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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Dach. Doch schon nach wenigen Blocks wurde sie mutiger, holte weniger aus, machte größere Sätze. Es war gar nicht so leicht , sich hier oben zu orienti e ren. Für Beliar mochte das Fliegen Routine sein, aber sie gehörte der Pariser Unterwelt an und war es nicht gewohnt , sich aus dieser Perspektive in der Stadt zurechtzufinden. Der Eiffelturm zu ihrer Rechten sowie der Turm des Hotel Concorde La Fayette linker Hand waren ihr eine wichtige Orienti e rungshilfe. Dazwischen lag der Arc de Triomphe. Ab hier folgte sie den Lichtern der Boulevards des Batigolles und de Clichy. Mittlerweile flog sie buchstäblich über die Dächer, berührte diese bloß noch mit den Zehenspi t zen, und landete nur kurz , um sich einen Überblick zu verschaffen.
    Nach zehn Minuten hatte sie den Gare du Nord erreicht, einen gewaltigen Sturm im Gepäck. Als sie die Schließfächer erreichte , donnerte es, und mu r melgroße Hagelkörner prasselten auf das Dach des alten Bahnhofs, doch Blanche hatte nur Augen und Ohren für das Fach Nummer 214. Mit steifen Fingern zog sie den Schlüssel unter der Jacke hervor, der am Ende einer silbernen Kette baumelte, öffnete die Tür und … biss die Zähne zusammen. Da lag die Waffe – aber keine Munition. Sie nahm den Abberufer heraus und überprüfte den Lauf. Er war leer.
    Na toll. Was bitteschön sollte sie mit dem Teil anfangen – es den Däm o nen über die Rübe ziehen?
    War es möglich, dass sich jemand an dem Fach zu schaffen gemacht hatte? Derjenige könnte die Patronen eingesteckt, und sich vom Acker gemacht haben. Aber warum sollte er den Recaller zurücklassen, das machte keinen Sinn.
    Beliar kam nicht infrage, denn die Lichtenergie war mit oder ohne Recaller für ihn nutzlos. Sie würde sich gegen ihn richten, immerhin hatte er dem Höllenfürsten über Jahrhunderte gedient. Er trug genug dunkle Energie in sich, um seine eigene kleine Hölle zu gründen.
    Wer war hier gewesen und hatte sich die F iolen geschnappt – und den Recaller liegen lassen, etwa Zoey? Innerlich schüttelte sie den Kopf. Allmä h lich wurde es langweilig , ihm alles in die Schuhe zu schieben, was in ihrem Leben schiefging. Davon abgesehen wurde das Fach von höheren Mächten bewacht als der Bahnsecurity. Miceal würde niemandem den Zugriff erla u ben, deswegen deponierte sie das Zeug schließlich hier.
    Verdammt, was sollte sie jetzt tun?
    Dieser Mist kostete sie wertvolle Zeit, während Beliar da draußen für sie kämpfte. Sie konnte sich stundenlang den Kopf zerbrechen und doch keine Lösung finden. Sie musste zurück zu ihm, mit oder ohne Lichtpatronen.
    Aber was dann? Würde sie Beliar in Gefahr bringen, wenn sie mit leeren Händen erschien? Der Gedanke lag nahe. Sie dachte an Wayne, der seine letzte n Jahre damit verbrachte hatte, ganz allein gegen Saetans Dämonenpack zu kämpfen, während sie in der Schweiz die Zeit totschlug, darauf wartend, dass er ihr erlaubte , zurückzukommen. Aber dieser Anruf kam nie, und ihr Mentor starb einsam und allein in seinem Hotel. Als endlich ein Anruf aus Paris eintraf, kam er von Leo, der ihr mitteilte, dass die Welt, die sie kannte, nicht mehr existierte. Dass ihr E in und A lles gestorben war. Verschwunden in einem schwarzen Loch, erzeugt durch Dunkle Materie. Der Schmerz, den sie in jener Nacht empfunden hatte, hatte sie nie ganz verlassen. Es fühlte sich an, als hätte jemand ein Stück aus ihr herausgerissen, als würde etwas fehlen. Jemand.
    Diesmal würde sie nicht tatenlos zusehen, wie sich ein anderer für sie o p ferte. Sie war nicht mehr das Kind von damals, das man verstecken musste, sie konnte kämpfen, selbst gegen diese Höllenbrut. Sie würde Beliar nicht wie Wayne im Stich lassen, damit er verraten und verlassen zur Hölle fuhr.
    Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Andrej. Auch er hatte sich für sie geopfert, und das war mehr , als sie ertragen konnte. Was machte sie zu so etwas verdammt Besonderem, dass die Leute reihenweise für sie starben?
     

     
    Er spürte sie näherkommen. Die Großfürsten bewegten sich mit großer Geschwindigkeit, und bei Gott, ihre Kraft war beeindruckend. Anscheinend war dies nicht nur für ihn der finale Kampf, sondern auch für den Herrn der Finsternis. Wäre es möglich, hätte er vermutlich die anderen Erzdämonen in diesem Kampf eingesetzt. Doch für die Stabilität des filigranen Systems von Sünde und Erlösung waren sie unentbehrlich und konnten nicht abgezogen werden.
    Wie unbequem für Saetan.
    Beliar

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