Blanche - Die Versuchung
sie schloss für einen M o ment die Augen. Gar nicht gut.
„Ich darf dich nicht verlieren, Blanche. Nur dieses eine Mal, tu, was ich dir sage. Bleib hier, wo sie dich nicht vermuten und lass mich das ein für allemal beenden.
„Sie wollen dich doch gar nicht“, flüsterte sie. „Sie wollen mich.“
Das war ihr nach Zoeys Anruf klar geworden. Saetan hatte nicht vor , sie umzubringen. Er wollte sie lebend. Was Sinn machte, denn mit ihr in seiner Gewalt, konnte Saetan nicht nur Beli a r kontrollieren, sondern auch Tchort.
„Ein weiterer Punkt, der dafürspricht, dass du mich nicht begleitest. Wenn du ihnen in die Finger fällst, haben sie gewonnen, dann kann ich nichts mehr tun, verstehst du?“
Na klar, sie war ja nicht von gestern. Doch sie konnte ihre Natur nicht ve r leugnen. Sie war Jägerin, nicht die Beute. Die Leute versteckten sich vor ihr, nicht umgekehrt. Dennoch nickte sie. Sie wusste, dass sie ihn nicht umsti m men konnte, sie musste ihn gehen lassen. Aber das wäre nicht das letzte Wort. Sollte er glauben, er hätte sich durchgesetzt, sie hatte andere Pläne. Diesmal würde sie ihn nicht allein gegen Dämonen kämpfen lassen. Sie wü r de den verdammten Recaller aus dem Schließfach holen und kurzen Prozess mit den Dämonen machen. Beliar hatte r echt. Das hier endete heute Nacht, sie hatte die Schnauze so was von voll.
Er deutete ihr Schweigen als Einverständnis, und das war gut so. Behutsam rahmte er ihr Gesicht mit beiden Händen ein, und fuhr mit den Lippen über ihren Mund, den sie zu einer grimmigen Linie zusammengepresst hatte. Se i ne la n gen Finger strichen ihre Seite entlang, bis er ihre Hand fand, die sie zur Faust geballt hatte. Sein Daumen beschrieb kleine Kreise auf dem Handg e lenk, während er die verkrampfte Hand Stück für Stück öffnete. Schlie ß lich gab sie nach, fädelte die Finger durch seine, und ließ ihn ein.
Sein zartbitteres Espressoaroma überflutete sie, und sie spürte, dass sie mehr wollte, viel mehr. Gleichzeitig mit ihren Tränen landete ein dicker Tropfen auf dem Dach der Stadtvilla, dann noch einer, dann immer mehr. Bald prasselte eiskalter Regen auf sie ein, doch keiner von ihnen war in der Lage , den Kuss zu beenden. Blanche krallte sich an ihn, als hinge ihr Leben davon ab, doch am Ende zog sich ihr Dämon schwer atmend zurück. Seine dunklen Augen funkelten in der Dunkelheit wie graue Juwelen.
„Ich liebe dich, Blanche, vergiss das nie.“
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Das klang nach Abschied. „Ich …“ Sie brachte es nicht über sich, es ebenfalls zu sagen, darum schüttelte sie nur den Kopf und wischte sich den Regen aus dem Gesicht, der sich mit ihren Tränen vermischt hatte. Was sie eigentlich sagen wollte, konnte sie nicht laut aussprechen: Nimm mich mit! Sie musste so tun, als würde sie ihn loslassen, damit er glaubte, dass sie sich hier verkroch. „Pass auf dich auf“, war alles , was sie rausbrachte, und das war erbärmlich.
„Das werde ich, Bàn Lumez“, flüsterte er.
Dann trat er zurück , stieß sich ab und verschwand mit kräftigen Flüge l schlägen im Regen, lautlos wie ein Raubvogel. Wie in Zeitlupe sank sie auf ein Knie und stieß einen Laut aus, in dem sich Wut, Schmerz und Verzwei f lung mischten. Sie schrie, bis ihr Hals brannte und ihr die Puste ausging. Sie hatte das alles so satt. Verdammt sollte Saetan sein, dieser Hurensohn. Er würde sie nicht kleinkriegen. Nicht heute, nicht morgen, niemals.
Aus dem Eisregen war mittlerweile ein Wolkenbruch geworden, der sie bis auf die Haut durchnässte. Die Kälte brachte sie zur Besinnung, fast wie ein geheimes Signal, das sie in Kampfmodus brachte. Es funktionierte. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen, und die lautete, Saetans Laufburschen ein für allemal ins Jenseits zu befördern. Und zwar so, dass sie nicht wieder von den Toten auferstanden. Diesmal würde sie es richtig machen.
Beliar.
Der Gedanke an ihren Dämon quetschte ihr Herz auf Rosinengröße z u sammen. Ein unerträglicher Schmerz breitete sich wie ein Virus in ihrem Körper aus – und noch etwas anderes. Ihre Lider schlossen sich, dann nahm sie einen zittrigen Atemzug. Wenn sie wirklich die Tochter eines Gottes war, wurde es Zeit, ihre ach so besonderen Kräfte auf die Probe zu stellen. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich.
Also schön, Wind. Falls zwischen uns tatsächlich eine Verbindung besteht, dann ist dies der Moment der Wahrheit. Ich brauche dich – jetzt.
Als hätte jemand den
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