Blanche - Die Versuchung
war dies seine normale Größe?
Ihr Dämon lieferte sich in sechzig Metern Höhe einen Kampf mit den drei Großfürsten – auf der ersten Besucherplattform , um genau zu sein. In der Rechten hielt er ein Schwert , das beinahe lächerlich groß wirkte. Blanche schätzte es auf drei Meter, vermutlich war es länger. Außerdem sah es aus, als wäre es aus schwarzem Licht geschmiedet. Tiefblaue Flammen umgaben es wie ein transparenter Schutz. Als er zuschlug und Marbueel erwischte, entlud sich etwas auf den dritten Höllenfürsten und ließ ihn mit einem vie l stimmigen Schrei zurücktaumeln. Die Plattform bebte unter der sich entl a den d en Energie, und wenn es überhaupt möglich war, verdichtete sich der Ozongestank noch mehr.
Als sie näher kam , erkannte sie, dass die Fürsten nicht, wie sie zunächst angenommen hatte, umhüllt von Dunkelheit waren. Sie strahlten sie aus. Erdrückende Finsternis troff ihnen aus jeder Pore, sodass sie sich wie dunkle Schatten von der Nacht abhoben. Fast wirkte es , als wären sie das Tor, soz u sagen die Inkarnation eines wandelnden Portals – was wie ausg e machter Quatsch klang.
Der kleine Barfael, der normalerweise wie ein verzogener Lausejunge au s sah, hatte heute nichts Sommersprossiges an sich. Auch er war erheblich gewachsen. Sein sonst kupferfarbenes Haar hatte einen anthrazitfarbenen Ton angenommen, genau wie der Rest seiner Klamotten, die wie immer aus T-Shirt, Jeans und ausgelatschten Turnschuhen bestanden. Selbst das Feuer, das ihn wie ein Mantel umhüllte, brannte in dieser Nacht dunkel.
Der pferdefüßige Marbueel, der ein en Mix aus Ringer und Stier darstellte, stand Barfie in Sachen Finsternis in nichts nach. Die schwarze Haut war von blutroten Ta t toos bedeckt, die wie Brandings glühten. Was zur Hölle sollte das d arstellen – Standleitung zu Saetan, oder was? Aber das war nicht das einzig G ruselige an ihm. Die muskelbepackten Beine endeten in Hufen, und statt Finger hatte er Krallen. Der peitschende Ochsenschwanz war eher irr i tierend, was sie aber wirklich abtörnte war, dass er gut sieben Meter lang war, und wahrscheinlich zwei Tonnen auf die Waage brachte – wenn das mal hinkam. D unkelblaue Blitze zuckten zornig zwischen seinen Hörnern hin und her und entluden sich auf ihren Dämon, der nun von diesen Mistvi e chern umstellt war.
Na toll.
Der Hammer war allerdings Arziel , der neben seinen beiden Kumpel s g e radezu unscheinbar wirkte. Wie ein Totengräber auf Hausbesuch. Wer alle r dings so dumm war , ihn für das schwächste Glied der Kette zu halten, b e ging einen folgenschweren Fehler, denn Arziel war der erste unter den Gro ß fürsten und derzeit Saetans rechte Hand, bis sein Boss einen Er z dämon au f getrieben hatte, dem er trauen konnte.
Dämonen spezialisierten sich je nach Geschmack auf bestimmte Sünden, und nährten sich entsprechend ihrer Vorlieben. Während Arziel der Fürst der Schmerzen war, bezog Marbueel Energie aus Hass. Barfael schmeckte Angst am besten, darum hatte er auch Schwierigkeiten , Beliar zu beeindr u cken, denn dieser fürchtete die Großfürsten nicht. Außerdem war er ihnen gegenüber im Vorteil, denn Erzdämonen bezogen aus allen sieben Todsü n den Kraft. Da klein Barfie hochmütig, Marbueel gierig und A r ziel eitel war, konnte Beliar die drei gut in Schach halten.
Blanches Erscheinen änderte die Patt-Situation, als sie mit einem Donne r schlag von einer Bö e auf die Plattform gespuckt wurde. Barfael witterte Beliars Sorge sofort und schlug zu, doch er hatte die Rechnung ohne Bla n che gemacht. Im Abrollen zog sie die Waffen und richtete sie auf den pau s bäck i gen Knirps, der ihr ein diabolisches Lächeln schenkte.
Du mich auch, dachte sie, und pumpte den kleinen Teufel mit Blei voll. Das Metall konnte ihm nichts anhaben, das Weihwasser, in das sie ihre Pa t ronen zuvor getaucht hatte, durchaus.
Der siebte unter den Großfürsten schrie, als ihn die Munition durchsiebte und fiel kreischend von der Plattform, wobei er den Zaun gleich mit in die Tiefe riss.
Als N äch s tes nahm Blanche sich den Gehörnten vor. Die Heckler P2000 SK war eine leichte Handfeuerwaffe mit neun Patronen im Magazin plus einer im Lauf. Das Gl eiche galt für die Glock 28, die sie mit der Linken aus dem Obersch e nkelholster zog.
Blanche versenkte zwanzig Kugeln in Marbueels Hals, zog die SIGs und wi e derholte den Vorgang. Zunächst passierte nichts, doch nach einer kurzen Schrecksekunde kippte der Kopf zur Seite, bis er
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