Blanche - Die Versuchung
Kopf B e wegung kam. Er drehte sich um die eigene Achse, während kleine Blitze zwischen den Hornspitzen hin und her sprangen. Wenn das hier vorbei war, würde sie sich von Nella die Nummer ihres Seelenklempners geben lassen.
Langsam ließ sie ihre Hand südlicher wandern, bis sie auf der Wölbung seiner Hose ruhte. Du liebe Zeit, das hier musste eigentlich zu Marbueel gehören. War das einer seiner drei Wünsche von der saetanischen Fee gew e sen?
Zoey stöhnte, packte sie am Kragen und riss ihre Jacke in zwei Teile, als wäre sie aus Papier. Gut zu wissen, dass auch seine Kräfte eklatant zug e nommen hatten – das musste ihr Glückstag sein. In jedem Fall wurde es Zeit für ihn , zu sterben. Sie nahm eine Handvoll seiner Weichteile und drückte mit aller Kraft zu. Gleichzeitig flog ihr Kopf n a ch vorn und traf ihn mitten auf die Stirn. Blanche nutzte das Überraschungsmoment, packte Zoey am Revers und warf ihn auf den Rücken. Er landete mit einem markerschütter n den Schrei auf Marbueels Kopf, wobei Blanche dafür sorgte, dass sich die elektrostatisch aufgeladenen Hörner tief in sein Fleisch bohrten.
Rasch zog sie ihr Bajonett Kampfmesser, das mit der Sägezahnung, um dem kopflosen Marbueel einen adäquaten Spielkameraden zu schnitzen. Doch bevor der Stahl Zoeys Hals berührte, packte der enthauptete Gro ß fürst sie von hinten und drückte ihr die Luftzufuhr ab. Wie gut, dass sie das Me s ser bereits parat hatte, denn nun verlor Marbueel zu allem Übel noch eine Hand. Nachdem sie sich befreit hatte , war Zoey verschwunden – war ja klar.
Ihr Zorn erzeugte eine komplizierte Anordnung von Blitzen, die die Stadt für einen Sekundenbruchteil in ein gespenstisches Licht hüllte. Mit einem Wutschrei trat sie gegen Marbueels Kopf, der in hohem Bogen von der Au s sichtsplattform flog.
„Hol das Stöckchen“, rief sie, und verpasste dem wankenden Großfürsten einen Tritt ins Kreuz, der ihn ebenfalls über die Brüstung beförderte, dort, wo Barfael zuvor den Zaun in die Tiefe gerissen hatte.
Frustriert steckte sie das Messer zurück ins Holster und zog die SIG, als ihr Handy vibrierte. War das ein Scherz? Wer bei Verstand rief sie um vier Uhr morgens an?
„Was soll das?“, rief sie gegen das Donnern des Gewitters an.
„Brauchst du Hilfe, mignonne?“
Irgendwie schon. „Komm mit deinem besten Team zur eisernen Lady!“
„Sonst noch was?“
„Es sollten nicht mehr als vier Mann sein, und, äh, ich brauche einen Hel i kopter.“
Eine kurze Pause entstand, schließlich sagte er: „Dann haben wir einen Deal?“
Was sollte denn das nun wieder? „Was auch immer“, gab sie zurück und wollte auflegen, als ihr etwas einfiel. „Marcel?“
„Qui?“
„Bring einen Kanister Weihwasser mit.“
„Einen – was?“
„Weihwasser, verflucht noch mal. Und beeil dich!“
Sie beendete die Verbindung und machte sich mit gezückter Waffe auf den Weg nach oben. Zoey würde sich schnell erholen, genau wie Barfael, der sich Arziel wieder angeschlossen hatte. Beide Höllenfürsten schwebten über der Turmspitze und griffen Beliar unermüdlich an. Wenn sie Miceal das nächste Mal sah, würde sie ihm einen Tritt in den Arsch verpassen, der ihn direkt ins Paradies beförderte. Sah so sein verdammter Schutz aus? Wo war dieser Penner, wenn man ihn brauchte? Gruppenkuscheln mit den anderen Erze n geln, oder was?
Ein Geräusch an der Außentreppe ließ sie die Richtung ändern. Zoey war zwar im Fahrstuhl verschwunden, das bedeutete aber nicht, das s er im Au f zug blieb. Vorsichtig erklomm sie die Stufen, in jeder Hand eine Waffe. Die SIG hielt sie in der ausgestreckten Rechten, die Heckler über Kreuz leicht nach oben gerichtet in der Linken. Sie achtete auf das kleinste Geräusch, was bei dem Unwetter schon bald zu einem sinnlosen Unterfangen wurde. Der Turm ächzte im Wind, immer wieder blitzte und donnerte es, während die dicken Regentropfen geräuschvoll auf das Metall klatschten. Auf der Auße n treppe war sie auch nicht mehr vor dem Wolkenbruch geschützt. Ansche i nend hatte sich das Auge des Orkans verschoben, anders konnte sie sich nicht erklären, warum sie auf einmal im windgepeitschten Regen stand. Dass ihre Jacke zerrissen vor dem Fahrstuhl lag war ärgerlich, andererseits kam sie so besser an ihr Kriegswerkzeug.
Stufe für Stufe erklomm sie die Treppe, bis sie die zweite Plattform e r reichte. Diese war nur halb so groß wie die erste, dafür lag sie doppelt so hoch. Ein Blick nach oben zeigte,
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