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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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scharrte.
    »Dirk!«, rief sie wieder. »Hör auf damit und komm her.«
    Er beachtete sie nicht, sondern bellte immer weiter und kratzte an etwas, das wie ein kleiner, laubbedeckter Hügel aussah.
    Phyllis bückte sich, um ihr Fahrrad aufzuheben, und ging zu dem kleinen Hügel, um selbst einen Blick darauf zu werfen.
    »Was ist das, Dirk?«
    Der Spaniel hörte auf zu scharren und schaute erwartungsvoll zu ihr auf.
    Phyllis Eder beugte sich ein Stück hinunter – und erstarrte.
    Es war kein Hügel.
    Es war der halb von Erde und Zweigen bedeckte Körper einer Frau.
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    s geht ihm viel besser.«
    E Das waren die ersten Worte, die Lizzie hörte, als sie um Viertel nach neun aufwachte – viel später, als sie eigentlich hatte aufstehen wollen. Christopher hatte die Worte ausgesprochen, und ganz kurz kam ihr der Gedanke, dass er nicht angeklopft hatte, wie er es dieser Tage normalerweise tat.
    Aber das war jetzt egal.
    Sie stieg aus dem Bett, zog ihren Bademantel über und musterte Christopher, der bereits vollständig angezogen, in Anzug und Schlips, vor ihr stand. »Keine Temperatur mehr?«
    »Nur ein kleines bisschen«, sagte er.
    »Sie könnte wieder steigen«, meinte Lizzie.
    »Oder sinken.« Er lächelte sie an. »Er ist auf dem Weg der Besserung, Lizzie.«
    Eine riesige Woge der Erleichterung durchflutete sie, sodass sie sich für einen Augenblick schwach fühlte und sich auf den Bettrand setzen musste. »Entschuldige«, sagte sie.
    »Ich habe mich genauso gefühlt wie du«, sagte Christopher leise.
    Lizzie schaute hinauf in sein Gesicht. »So ist es immer, nicht wahr?«
    »So wird es auch immer sein«, sagte er.
    So lange dieses Immer dauern mag, dachte sie und wusste, dass sie es nicht auszusprechen brauchte. Sie würden sich immer wieder so fühlen, jedes Mal, wenn Jack krank wurde und sich dann wieder erholte: Es war immer dasselbe gewaltige Gewicht, das sich für einen Moment hob und dann, fast augenblicklich, wieder heruntersank. Es war eine beinahe abergläubische Angst, 247
    die bei jeder Krise, die Jack durchlebte, so geringfügig sie auch sein mochte, größer zu werden schien. Jede Genesung kam einem kleinen Wunder gleich, für das sie alle unendlich dankbar waren. Doch mit jedem Mal, wenn sie Angst hatten, rutschten sie ein Stückchen näher an den Abgrund.
    »Alle Kinder haben gefrühstückt«, sagte Christopher.
    »Großartig«, sagte Lizzie. »Danke.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Er lächelte wieder. »Edward und Sophie haben wieder Appetit, und sogar Jack hat einen Pfannkuchen verdrückt.«
    »Meine Güte«, sagte Lizzie. »Pfannkuchen.«
    »Auf besonderen Wunsch von Edward«, erklärte Christopher.
    »Ich konnte schlecht Nein sagen.«
    »Ahornsirup?«
    »Was sonst?«
    Lizzie stand auf. Plötzlich war sie selbst hungrig. »Sind noch Pfannkuchen übrig?«
    »Ich hab dir ein paar aufgehoben«, sagte Christopher.
    Es war in Augenblicken wie diesem, da Lizzie die Probleme zwischen ihr und ihrem Mann beinahe vergaß.
    Beinahe.
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    rst kamen die Uniformierten, dann die Kripo – gerade als E das Wetter umschlug und Regen einsetzte. Die Umgebung wurde abgesperrt. Kurz darauf trafen die Beamten vom Dezernat für Schwerverbrechen ein. Die Chefin, Superintendent Anne McGraw, besuchte den Ort des Geschehens zusammen mit dem Inspector, dessen Aufgabe darin bestand, das Verbrechen zu untersuchen: Jim Keenan.
    »Sehr hässlich«, bemerkte McGraw, als sie im Tatort-Zelt standen und darauf warteten, dass Amtsarzt Simon Collins eintraf, um den Tod festzustellen und eine vorläufige Untersuchung vorzunehmen.
    Keenan – mindestens zehn Jahre älter als McGraw, mit pfeffer- und salzfarbenem Haar und dünnem, faltigem Gesicht –
    blickte auf die tote Frau, auf die furchtbaren Wunden in ihrer Brust, am Bauch und (am blutigsten) am Hals, und auf ihr Gesicht, dessen Farbe so grässlich war wie der verzerrte Ausdruck, zu dem es erstarrt war. Obwohl Keenan inzwischen seit einem Jahr unter Anne McGraw arbeitete und wusste, dass sie Wert auf Selbstbeherrschung legte, fiel es ihm unglaublich schwer, sich der hilflosen Wut zu erwehren, die in ihm brannte.
    »Ich vertraue sie deinen Händen an, Jim«, sagte Mc-Graw.
    »Danke, Madam.«
    Ebenso vorsichtig, wie sie hineingegangen waren, traten die beiden aus dem Zelt und in den Regen, zogen ihre Papier-Overalls und Plastiküberschuhe aus und steckten sie als Beweismaterial in Plastiktüten. Keenan wartete, bis sein Team außer Sichtweite war, dann gönnte er

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