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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Schwanken gebracht und sie beinahe zu Tode geängstigt. Allbeurys Sorge um sie wuchs. Er wusste, dass sie sich nicht nur ihrer Zwangslage wegen mies fühlte, sondern auch, weil sie nicht zu Hause angerufen hatte. Er erzählte ihr, dass er vor einiger Zeit mit Gilly telefoniert habe und es den Kindern gut ginge (auch wenn er das eigentlich gar nicht wusste). Sein Angebot, unter irgendeinem Vorwand noch einmal anzurufen, lehnte Lizzie jedoch ab – sowohl Jack als auch Edward würden unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich jede Geschichte durchschauen und sich etwas Schreckliches ausmalen.
    »Ich verstehe es einfach nicht«, sagte sie.
    »Was verstehen Sie nicht?«
    »Warum jemand wie Clare? Sie haben sie als nette Frau bezeichnet, als wir zusammen abendessen waren …«
    »Ich erinnere mich«, sagte Allbeury bitter.
    »Was kann einer Frau wie ihr widerfahren sein, dass sie zu so etwas fähig ist?«
    »Versuchen Sie, jetzt nicht an Clare zu denken«, sagte er.
    »Wie soll ich das denn machen? Sie ist schuld, dass ich jetzt in dieser Lage bin.« Sie wand sich vor Schmerz, fühlte ihren linken Arm immer mehr anschwellen, und ihre Finger wurden taub. Ein Grund mehr, dass sie über Clare Novak sprechen wollte: Es hielt sie davon ab, an ihre Schmerzen zu denken.
    »Ist es sehr schlimm?«, fragte Allbeury.
    »Es geht«, sagte sie. »Reden Sie mit mir, Robin.«
    »Worüber?«
    »Über Clare und ihr …«
    Sie verstummte. Ein neuerliches Geräusch kam von oben. Es hörte sich an, als würde etwas reißen.
    »Was war das?«, fragte sie nach einer Schrecksekunde.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Allbeury unbehaglich.
    Der Lift schwankte, und Lizzie stieß einen Schrei aus. »Ich habe mich nicht bewegt, Robin! Ich hab mich kein bisschen bewegt!«
    Er war bereits aufgesprungen.
    »Was tun Sie da?«, fragte sie nervös.
    »Ich suche etwas«, sagte er hastig. »Etwas, das ich zu Ihnen runterlassen kann wie einen Rettungsring, der sie hält.«
    »Und wenn das ganze Ding abstürzt?«, sagte Lizzie.
    »Das wird nicht geschehen«, sagte er. »Solange Sie stillhalten.«
    »Ja«, sagte Lizzie. »Bitte, reden Sie weiter mit mir«, rief sie, als Allbeury plötzlich verschwand.
    »Mache ich«, rief Allbeury zurück.
    Im Büro schien sich nichts verändert zu haben, seit er und Novak es nach Helens Sturz verlassen hatten, und jäh fiel ihm ein, dass er ihr versprochen hatte, ins St. Thomas nachzukommen. Das würde jetzt noch ein bisschen warten müssen.
    »Robin, was tun Sie denn?«, fragte Lizzies Stimme aus der Entfernung.
    »Ich suche«, sagte er.
    Er warf einen Blick auf den Computermonitor, den er zerstört hatte, und schüttelte den Kopf. Dann sah er die Kabel auf der Rückseite. Stark, aber nicht lang genug. Aber wenn er sie an die Druckerkabel knotete und dann an die Telefonkabel und an all die anderen Leitungen im Büro …
    »Halten Sie durch, Lizzie«, rief er. »Ich hab hier etwas, aber es wird ein paar Minuten dauern, bis ich es zusammengebastelt habe. Halten Sie durch.«
    »Sagen Sie das lieber dem Fahrstuhl«, hörte er sie antworten.
    Um Viertel nach acht steckte Keenan im Verkehr nahe der Fenchurch Street fest. Er wusste nicht, was an diesem Abend in der Stadt los war, und möglicherweise hatte er sich von der übereifrigen Helen anstecken lassen, aber auch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass etwas Schlimmes passieren würde, wenn er nicht hier wegkam.
    Gerade begann er sich zu fragen, ob es ein Fehler war, das hier alleine bewältigen zu wollen, und ob er vielleicht doch versuchen sollte, Hilfe vor Ort zu organisieren, als sich – Wunder über Wunder – der Stau vor ihm plötzlich auflöste.
    Keenan trat aufs Gaspedal.
    »Ich kann jetzt nicht mitkommen.«
    Novak stand in der Curlew Street und las in den Gesichtern der beiden Sanitäter, die Clare soeben in den Krankenwagen verfrachtet hatten. Er wusste, dass sie ihn für herzlos hielten. Clare, deren Gesicht halb von einer Sauerstoffmaske verdeckt war und die jetzt wieder mit offenen Augen dalag, machte keinen weiteren Versuch zu sprechen.
    »Ich komme, sobald ich kann«, sagte er zu ihr.
    Als die Türen des Krankenwagens geschlossen wurden, blickte Clare ihm direkt in die Augen, und Novak hätte am liebsten losgeheult.
    Stattdessen drehte er sich um und rannte.

115.
    Allbeurys Hände zitterten vor Anspannung und Ermattung, als er endlich fertig war. Er hatte neben dem Fahrstuhlschacht gearbeitet, die ganze Zeit mit Lizzie gesprochen und ihr erzählt, was er tat. Nun

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