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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Groll.
    »Sie ist nicht mehr annähernd so hübsch, wie sie mal war«, sagte er zu Joanne.
    »Ich finde sie wunderschön.«
    »Und sie ist auch nicht mehr so klug.«
    »Nur weil sie weint, heißt das nicht, dass sie nicht klug ist.«
    »Ich hoffe, dass diese verdammte Jenssen uns keine Niete untergejubelt hat.«
    »Sie ist kein Gebrauchtwagen, Tony«, protestierte Joanne. »Sie ist unsere Tochter. Und wenn sie Probleme hätte, würde ich sie nur noch mehr lieben.«
    »Du bist eine solche Romantikerin«, spottete er.
    »Ich bin eine Mutter«, sagte sie.
    »Aber keine richtige«, sagte Tony.
    Joannes größte Angst während des gesamten ersten Jahres als Mutter war, dass Tony beschließen könnte, Irina wieder loszuwerden. Doch sie tröstete sich mit dem Wissen, dass es kaum durchführbar wäre, und war entschlossen, sich so gut wie möglich um das Baby zu kümmern, ohne ihren Mann zu provozieren oder ihn mit Irina allein zu lassen. Wenn Irina auch nur wimmerte, eilte Joanne zu ihr, und wenn sie längere Zeit ohne das Mädchen fortmusste, brachte sie es zu ihrer Mutter nach Edmonton.
    Solange Tony bei Patston Motors arbeitete, verlief Joannes Zeit mit Irina harmonisch, und an den meisten Abenden folgten noch einige weitere Stunden Frieden, während Tony im Crown und Anchor saß, der Kneipe um die Ecke. Doch Joanne begann immer mehr, seine Rückkehr aus dem Pub zu fürchten – nicht nur, weil der Alkohol schon immer Tonys aggressive Seite hervorgekitzelt hatte. Ihre Anspannung übertrug sich auf Irina, sodass die Kleine, sobald das Klappen der Haustür Tonys Nachhausekommen verkündete, jedes Mal schon weinte.
    Als Tony Irina das erste Mal tatsächlich schlug (drei Tage nach ihrem ersten Geburtstag, an dem er ihr Geschenke gekauft und sie verwöhnt und verhätschelt hatte wie jeder normale, vernarrte Vater), weinte er hinterher und schwor zutiefst beschämt, nie wieder so etwas Schreckliches zu tun. Doch kurz darauf wurden die Schreie des Babys lauter, und seine Wut kehrte zurück.
    »Wenn du sie jemals wieder schlägst«, warnte Joanne ihn, »zeige ich dich an, das schwöre ich dir!«
    »Ach ja?«, höhnte er. »Bei wem denn?«
    »Bei der Polizei, beim Jugendamt … wo auch immer.«
    »Und was dann?«, fragte er. »Dann nehmen sie dir die Kleine weg, und du wirst sie nie wiedersehen – was mich offen gesagt nicht allzu sehr stören würde.«
    »Es wird dich sehr wohl stören«, Joannes Stimme zitterte, »wenn du im Gefängnis landest und man dort herausfindet, was du getan hast.«
    »Halt’s Maul!«, brüllte Tony.
    Aber dieses Mal gab sie nicht nach. »Jeder weiß, was im Gefängnis mit Männern passiert, die kleinen Kindern etwas getan haben!«
    Tony schluckte und zwang sich, wieder ruhiger zu werden. »Mach nicht gleich aus ’ner Mücke einen Elefanten.«
    »Du hast deine Tochter geschlagen .«
    »Es war bloß ein kleiner Klaps.«
    »Sie ist ein Baby .«
    »Ich weiß«, sagte er. »Und es tut mir Leid. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das will ich dir auch geraten haben«, sagte Joanne.
    »Es liegt auch an dir«, sagte Tony. »Du solltest die Kleine besser unter Kontrolle halten, dann tue ich das auch mit meinem Temperament.«
    Joanne wollte ihm gern glauben.

9.
    Eines Nachts, im sechsten Jahr ihrer Ehe, liebten Lizzie und Christopher sich im Schlafzimmer ihrer Wohnung in Holland Park, als Christopher sie plötzlich in die linke Brust biss – so fest, dass Lizzie vor Schreck und Schmerz laut aufschrie.
    »Verdammt, Christopher!« Sie schob ihn mit beiden Händen von sich, stieß ihn so fest, dass er beinahe vom Bett fiel. »Zum Teufel! Was glaubst du, was du da tust ?«
    Es war ungefähr zwei Stunden her, dass sie den Groucho Club verlassen hatten, wo Vicuna Books eine Party gegeben hatte, um die Veröffentlichung von Viel Spaß in der Küche zu feiern. Ihre Jungs waren mit Gilly Spence – dem Teilzeitkindermädchen, das Lizzie eingestellt hatten, als sie mit dem Schreiben ihres zweiten Buches begonnen hatte – in Marlow. Christopher hatte sich den ganzen Abend bescheiden im Hintergrund gehalten und war nur vorgetreten, um zu bekunden, wie stolz er auf seine schöne, kluge Frau war.
    »Tut mir Leid«, sagte er, auf den Knien liegend und leicht außer Atem, doch in seinen Augen lag nicht mal ein Hauch von Bedauern.
    Lizzie starrte auf ihre Brust. Selbst im gedämpften Licht ihrer Nachttischlampe konnte sie die roten Male sehen. »Bist du verrückt geworden?«
    Christopher kroch zaghaft auf sie zu. »Ich

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