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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Problem.«
    Helen bedauerte – wie häufig, wenn sie einen anstrengenden Treppenaufstieg antrat –, dass sie ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio vor zwei Jahren hatte auslaufen lassen. Nur anderthalb Blocks von ihrer Wohnung in Finsbury Park entfernt, hätte das Studio kaum bequemer liegen können, doch Helen war damals jede Entschuldigung recht gewesen, sich das Training zu ersparen, und so hatte sie sich gesagt, sie bräuchte eigentlich ein Studio in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbrachte.
    »Geht es?«, rief die Stimme, als sie den dritten Stock erreichte.
    »Ein bisschen dunkel hier«, sagte Helen, leicht außer Atem.
    »Tut mir Leid.« Die Frau klang fröhlich. »Wir haben immer vor, für bessere Beleuchtung zu sorgen.«
    Helen befand sich auf der Schlussetappe. »Ist das nicht Aufgabe des Vermieters?«
    »Pah«, kam die Antwort.
    Schließlich erreichte Helen das oberste Stockwerk, wo sie grelle Helligkeit in Gestalt dreier Glühbirnen und das warme, einladende Lächeln einer Frau mit kinnlangen roten Locken erwarteten.
    »Clare Novak.« Die Frau streckte die Hand aus und schüttelte kräftig Helens Rechte. »Inspector Shipley, nehme ich an?«
    Helen, die sie vor etwas mehr als einer Stunde angerufen hatte, holte ihre Dienstmarke hervor und zeigte sie Clare Novak. Die nahm sich einen Moment, um sich die Marke genau anzusehen, bevor sie zur Seite trat und Helen in ihr Büro bat.
    »Es ist nicht viel, aber uns gefällt es.«
    »Es« war ein Zimmer, das genügend Platz für zwei Schreibtische, eine Wand voller Aktenschränke, einen voll beladenen Bücherschrank, eine beigefarbene Couch und einen billigen Kaffeetisch bot. Einer der Schreibtische verschwand nahezu unter Papieren und Ordnern, die sich auf drei Seiten des Computers und der Tastatur stapelten; irgendwo dazwischen stand ein Telefon, das in dem Durcheinander kaum zu erkennen war. Der zweite Schreibtisch war das genaue Gegenteil des ersten: perfekt organisiert; sämtliche Papiere lagen ordentlich verteilt in Ablagekörben. Insgesamt sah der ganze Raum, einschließlich des unordentlichen Teils, sauber aus und fühlte sich auch so an.
    Clare Novak bat Helen, sich zu setzen, und bot ihr einen Kaffee an. »Er schmeckt ganz passabel, also sollten Sie vielleicht Ja sagen.«
    »Sie klingen, als hätten Sie unseren probiert.«
    »Ich habe eine Zeit lang in Krankenhäusern gearbeitet.«
    »Noch schlimmer«, sagte Helen. »Ich nehme sehr gern einen. Schwarz, ohne Zucker.«
    Die rothaarige Frau öffnete eine Tür direkt hinter den Aktenschränken und verschwand für ein paar Augenblicke. Dann tauchte sie wieder auf, in den Händen zwei blaue Keramikbecher, die sie auf den Tisch stellte, bevor sie sich neben Helen auf die Couch setzte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, ihre Beine lang und schlank. Helen hatte mehr als ihre Atemlosigkeit dazugewonnen, seit sie nicht mehr ins Fitnessstudio ging: Ihre größtenteils sitzende Arbeit, zu viele Donuts unterwegs und die Biere mit den Kollegen am Ende des Arbeitstages hatten mit gut sieben Kilo zu Buche geschlagen. Dennoch war die Polizistin mit dem kurzen blonden Haar ihres Vaters und den hübschen grauen Augen ihrer Mutter alles andere als dick.
    »Tut mir wirklich Leid, dass Mike es nicht geschafft hat, rechtzeitig wieder hier zu sein«, sagte Clare Novak. »Er ist irgendwo bei Bayswater in einer Ehegeschichte unterwegs, aber falls ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, ist er auf dem Handy zu erreichen.«
    Der Kaffee, den Helen trank, als sie Clare dann eine knappe Erklärung für ihren Besuch gab, war so gut, wie sie versprochen hatte. Helen beobachtete, wie Clares braune Augen sich vor Bestürzung weiteten, als sie vom Mord an Lynne Bolsover erfuhr, und wie sie dann wieder klar wurden, als sie zu helfen beschloss.
    »Ich erinnere mich auf jeden Fall an den Namen«, sagte sie, stand auf und ging zu dem Computer auf dem geordneteren der beiden Schreibtische. »Allerdings an nicht viel mehr, fürchte ich.«
    »Aber Ihr Mann hatte beruflich mit ihr zu tun?«
    »Das werden wir gleich sehen.« Clare setzte sich, tippte den Namen ein und wartete. »Ja, hatte er.« Sie überflog den Eintrag auf ihrem Monitor. »Ganz kurz, letzten Sommer.«
    Helen stand auf. »Darf ich mal sehen?«
    »Natürlich.« Clare stand auf, um ihr Platz zu machen. »Möchten Sie, dass ich Ihnen ausdrucke, was wir haben?«
    »Bitte.« Helen setzte sich nicht, sondern beugte sich nur ein wenig vor, um den Eintrag

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