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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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befriedige? Indem ich den Platz dieser Fremden einnehme?«
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sagte Christopher düster. »Einen schrecklichen Fehler.«
    »Und das soll mich davon abhalten, dich zu verlassen?«
    »Mich verlassen ?« Er war erschüttert. »Du kannst mich nicht verlassen, Lizzie.«
    »Ich kann nicht bei dir bleiben. Ich kann nicht mit einem Mann leben, der so die Kontrolle verliert, dass er auf mich losgeht, wenn das Bedürfnis ihn überkommt. Wenn es nicht so widerwärtig wäre, müsste ich lachen.«
    Christopher war wieder aufgestanden und starrte sie an. »Lach über mich … tu was du willst. Aber sprich nicht davon, mich zu verlassen.«
    »Warum sollte ich bei dir bleiben? Wie kann ich jetzt noch bleiben?«
    »Um deinem Mann zu helfen«, sagte er. »Dem Vater deiner Kinder.«
    Er setzte sich wieder, sagte, dass er sie alle von ganzem Herzen liebe, dass sie ihm alles bedeuteten und dass er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen könne. Als Lizzie angeekelt bemerkte, er benehme sich erbärmlich, gab er zu, dass er wohl genau das sei: lächerlich und schwach.
    »Das zuzugeben ist für einen Mann wie mich unglaublich schwer, Lizzie.«
    Sie schwieg.
    »Ich habe diese Bedürfnisse schon so lange«, fuhr Christopher fort, »dass ich nicht mehr genau weiß, wann es angefangen hat. Ich habe versucht, damit aufzuhören, aber es gelingt mir nie lange.« Er hielt inne. »Es ist eine Art Sucht.«
    »Ist das eine Diagnose?«, fragte Lizzie spöttisch.
    »Ja.«
    »Also warst du wegen dieser Sache bei einem Arzt?«
    »Einmal«, antwortete er. »Vor langer Zeit.«
    »Warum nur einmal?«
    »Es war zu erniedrigend für mich.«
    »Verstehe.«
    »Nein, du verstehst nicht«, sagte er. »Wie solltest du auch? All die Jahre voller Scham und Schuldgefühle, in denen ich versucht habe, es zu verstecken, mich davor zu verstecken, damit ich mit dem Rest meines Lebens weitermachen konnte … dem wirklich wichtigen Teil meines Lebens. Wenn das alles zu viel würde, sagte ich mir, würde vielleicht wenigstens unter dem Strich das Gute, das ich tue, meine Schwäche überwiegen.«
    »Und das hast du geglaubt?«
    »Ja, habe ich«, antwortete er. »Ich glaube, Lizzie, dass ich im Großen und Ganzen, wenn vielleicht auch kein guter, so doch zumindest auch kein schlechter Mensch bin.« Er schwieg kurz. »Ich glaube, ich bin ein guter Vater … hoffe ich zumindest.«
    »Ja«, sagte sie. »Das bist du.«
    Später begriff sie, dass sie sich an diesem Punkt des Gesprächs immer noch in einer Art Schockzustand befand: Während sie an diesem scheinbar gewöhnlichen Morgen dasaß und ihm zuhörte, war ein Teil von ihr auf schreckliche Weise fasziniert davon, wie der Mann, der sonst immer so beherrscht und würdevoll wirkte, sich so erniedrigte.
    »Ich brauche dich, Lizzie«, sagte er. »Ich brauche dich so sehr. Solange ich dich habe, kann ich mit meiner Arbeit weitermachen … kann mich um meine Patienten kümmern, kann humanitäre Arbeit leisten.«
    »Und wenn ich dich verlasse, hört das alles auf?«
    »Ja«, antwortete Christopher leise. »Ohne dich kann ich nicht weitermachen. Glaub es mir oder nicht, es ist die Wahrheit.«
    Lange Zeit sagte sie nichts.
    »Wenn ich bleibe«, fragte sie schließlich, »erklärst du dich dann bereit, dich behandeln zu lassen?«
    »Alles, was du willst.«
    »Ich will nicht alles «, entgegnete Lizzie heftig. »Ich will dein Wort, dass du eine Therapie machst und weder mich noch eine andere Frau je wieder auf irgendeine Weise misshandelst. Sonst kannst du sicher sein, dass ich dich verlasse und unsere Söhne mitnehme, und nichts wird mich davon abbringen.«
    Er schwieg.
    »Nun?«, drängte sie.
    »Ist das alles?«, fragte er.
    »Ja. Das ist alles.«
    »Du hast mein Wort«, sagte er.
    Sie stand auf, endlich, mit wackligen Beinen, und blickte auf ihn hinunter. »Ich tue das für Edward und Jack«, sagte sie. »Dass ich dir diese Chance gebe. Weil du zumindest in einem Recht hast. Du bist ein guter Vater.«
    »Danke.« Christopher streckte die Hand nach ihrer aus und umfasste sie, hielt sie mit eiskalten Fingern fest. »Du wirst es nicht bereuen.«
    »Das hoffe ich. Und jetzt lass mich bitte los.«
    Er ließ ihre Hand los. »Ich dachte …«
    »Ich will nicht, dass du mich anfasst«, sagte sie. »Nicht, wenn wir alleine sind. Nicht, bevor ich weiß, dass ich dir wieder vertrauen kann. Was vielleicht nie wieder der Fall sein wird, Christopher.«
    Ein Teil der Dankbarkeit verschwand in diesem Moment

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