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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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unruhig auf die Rückkehr seines Vaters wartete. »Er hatte gestern Physiotherapie, und es lief sehr gut.«
    »Und Sophies Erkältung?«
    »Besser«, antwortete Lizzie. »Die anderen beiden scheinen sich nicht angesteckt zu haben.«
    »Sehr gut«, sagte Angela.
    »Edward ist den ganzen Tag mit seinem besten Freund Mark unterwegs, und Gilly bleibt übers Wochenende hier, sodass ich ein bisschen an meinem neuen Projekt arbeiten konnte.«
    »Ich störe dich«, sagte ihre Mutter.
    »Eigentlich nicht«, sagte Lizzie. »Ich kann eine Pause gebrauchen.«
    »Du klingst sehr zufrieden«, bemerkte Angela.
    »Bin ich auch«, erwiderte Lizzie. »Was ist mit dir? Wie geht es William?«
    »Wir hatten gestern Streit.«
    »Im Ernst?« Hoffentlich nicht, dachte Lizzie, denn ihre Mutter war seit ihrer Verlobung sehr glücklich. Auch wenn noch kein Hochzeitstermin festgelegt war (was Christopher und Lizzie angesichts des Alters der beiden ein wenig komisch vorkam), tat Angela die Romanze gut.
    »Kein bisschen«, erwiderte ihre Mutter fröhlich. »Wir haben uns gleich abends wieder versöhnt.«
    »Gut.«
    »Alles dank Christopher«, sagte Angela.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lizzie.
    »Du weißt schon, Liebling. Er hat mir mein Leben zurückgegeben.«
    »Das ist lange her, Mom«, sagte Lizzie. »Und du hast es selbst zurückbekommen.«
    »Trotzdem ist es sein Verdienst.«
    Bis zum Ende des Telefonats biss Lizzie die Zähne zusammen, doch als sie den Hörer auflegte, schien ihr dieser Tag ein wenig getrübt zu sein.
    Ich müsste mich langsam daran gewöhnen.
    Weiß Gott, sie hatte sich an viele Dinge gewöhnt. Zum Beispiel daran, die Zeit zu genießen, in der ihr Mann auf Reisen war. Und die Lizzie Piper Roadshow, wie man das bevorstehende Projekt getauft hatte, nahm sie inzwischen völlig in Anspruch. Seit alle Verträge unterzeichnet waren, hatte Lizzie auch ein besseres Gefühl bei der Sache. Howard Dunn und der Produzent der Fernsehreihe, Richard Arden, hatten bei mehreren Geschäftsessen Anregungen gemacht, wie die Idee sich umsetzen ließe, hatten es dann aber Lizzie überlassen, ein eigenes Konzept zu erarbeiten. Sie hatte mit einer Reihe von Entwürfen gespielt – manche konventionell, andere origineller –, bis Dunn sie bei einer Besprechung davon überzeugte, zu dem Grundsatz zurückzukehren, nach dem sie bisher stets gearbeitet hatte: Einfachheit, wann und wo immer möglich, war die beste Lösung.
    Tatsache war, dass man ihr im Grunde eine Carte blanche für die Auswahl der sieben Schauplätze gegeben hatte, vorausgesetzt, sie waren europäisch, farbenfroh und würden Lizzie selbst, ihre Leser und die Fernsehzuschauer inspirieren.
    »Du brauchst eigentlich keinen besonderen Gag, Lizzie«, sagte Dunn in seinem Büro, einem charmant-schiefen Raum mit Dachschräge und Holzbalken.
    »Stimmt«, gab sie ihm Recht, »aber ich dachte an eine Art Aufhänger für die ganze Sendereihe.«
    »Du selbst bist der Aufhänger, liebe Lizzie«, sagte ihr Verleger. »Warum sonst sollten sie so viel Geld in das Projekt investieren wollen?«
    »Im Ernst?« Sie hatte ihre Zweifel.
    »Natürlich.«
    »Aber warum? Ich bin nicht seriös wie Delia, nicht trendy wie Jamie, und ganz bestimmt bin ich nicht umwerfend wie Nigella.«
    »Du bist umwerfend wie Lizzie«, bemerkte Howard Dunn.
    »Sei nicht albern.«
    »Und du tu nicht so schüchtern«, sagte Dunn lächelnd. »Außerdem ist es nicht nur dein Aussehen, sondern deine Persönlichkeit.«
    »Ich bin doch nur ich«, sagte Lizzie.
    »Und du zu sein ist genau das, wofür wir und das Fernsehen dich bezahlen. Dass du einfach nur Lizzie Piper bist.«
    Nach diesem Gespräch machten sogar die Recherchen Spaß. Lizzie genoss es, Reiseberichte und Geschichtsbücher zu wälzen und ihren Atlas durchzublättern auf der Suche nach Orten, die auf angenehmste Weise ihre Geschmacksknospen kitzeln würden.
    »Ich fühle mich ein bisschen wie eine Betrügerin«, sagte sie eines Abends zu Christopher. »Das hier sollte Arbeit sein und nicht einfach nur Spaß machen.«
    »Warte mal ab«, sagte er weise.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Sie lächelte ihn an. Ihr war klar, dass er Recht hatte: Bei der Arbeit an dem Buch würde sie noch früh genug in Panik verfallen, würde die Nase voll haben von sich selbst, von ihrem Mangel an Talent oder Inspiration oder Fleiß. Und Christopher würde ihr zuhören, würde ihr gestatten, ihre Launen an ihm auszulassen und ihr nur selten widersprechen, sie dafür aber immer wieder ruhig und

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