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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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worden.« Er hielt inne. »Ich hätte nie von ihrer Existenz erfahren, hätte ich nicht einen anonymen Brief bekommen.« Er sah Helens skeptischen Gesichtsausdruck. »Ich weiß. Ich habe genauso reagiert, als ich zum ersten Mal einen Brief bekam.«
    »Sie bekommen Briefe?«, fragte Helen.
    »Es waren nur zwei.«
    »Was stand darin?«
    »Dass Lynne Bolsover eine zutiefst unglückliche Frau sei, die von ihrem Ehemann John regelmäßig geschlagen werde. Dass Lynne zwei kleine Kinder habe und ihren Mann gern verlassen würde, dass sie aber zu eingeschüchtert sei und zu sehr unterdrückt werde, um einen Ausweg zu finden.« Allbeury runzelte die Stirn bei der Erinnerung. »Und dass sie ohnehin das Gefühl hätte, ihr bliebe keine andere Wahl, weil sie selbst kein Geld besaß.«
    »War der Brief handgeschrieben oder getippt?«
    »Gedruckt. Mit einem Tintenstrahldrucker, Arial-Schrift auf weißem Kopierpapier. Keine Fingerabdrücke. Abgestempelt in London Mitte. Keine Möglichkeit, ihn zurückzuverfolgen – zumindest keine, auf die Mike Novak oder ich gekommen wären.« Er zuckte die Achseln. »Allerdings hatte ich mir nicht allzu viele Sorgen darüber gemacht, wer den Brief geschrieben hatte.«
    »Ihre Sorge galt Lynne«, sagte Helen.
    »Ja.«
    »Warum?«
    Allbeury neigte den Kopf leicht auf die Seite. »Ist das nicht offensichtlich? Eine Frau, die in solchen Schwierigkeiten steckte und nicht fähig war, einen Ausweg zu sehen.«
    »Es gibt viele Frauen wie sie«, sagte Helen.
    »Ich kann nicht allen helfen.«
    »Aber einigen helfen Sie.«
    »Ja.«
    »Nur Frauen?«, fragte Helen.
    »In meiner Eigenschaft als Anwalt tue ich mein Bestes, sowohl Männern als auch Frauen zu helfen.«
    »Aber wir sprechen hier nicht von Ihrer Eigenschaft als Anwalt, nicht wahr, Mr Allbeury?«
    »Nicht im Augenblick, nein.« Er hielt inne. »Ich habe den fraglichen Brief hier, Inspector, falls Sie ihn sehen oder ihn untersuchen lassen möchten.«
    Helen bejahte und fragte ihn auch nach dem ersten anonymen Brief. Der habe dasselbe Format gehabt, erklärte Allbeury und bot an, ihr auch dieses Schreiben zur Verfügung zu stellen. Helen fragte, ob es in diesem Brief ebenfalls um eine unglückliche Frau gegangen sei. Allbeury bestätigte das; nachdem er gehört habe, was Lynne Bolsover zugestoßen sei, sagte er, habe er Mike Novak gebeten, Erkundigungen zur Situation dieser Person einzuholen.
    »Gesund und munter, erfreulicherweise, und darüber hinaus glücklich geschieden.«
    »Ohne Ihre Hilfe?«, hakte Helen nach.
    »Korrekt.« Allbeury nickte. »Und um jede Neugier zu befriedigen, die vielleicht noch an Ihnen nagt: Ich hatte dieser ersten Dame ebenfalls meine Hilfe angeboten, und sie lehnte ab. Sie sagte Mike Novak, sie bräuchte meine Hilfe nicht.«
    »Offenbar stimmte das«, sagte Helen.
    »Ja, zu meiner großen Freude.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, antwortete Allbeury. »Sie wollten mehr über mein Treffen mit Mrs Bolsover hören, nicht wahr?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Helen.
    »Wie Sie bereits wissen«, sagte der Anwalt, »bat ich Mr Novak, den ersten Kontakt herzustellen. Vor allem, weil Mike ein sanftmütiger Mensch ist und sich besser in unterschiedliche Umgebungen einfügen kann.«
    »Weil er gewöhnlicher ist als Sie«, sagte Helen in Erinnerung an den Privatdetektiv.
    »Ich finde Mike ganz und gar nicht gewöhnlich«, sagte Allbeury. »Aber er sagt mir immer, dass ich an manchen Orten hervorsteche wie ein bunter Hund.«
    »Sie sagten, Sie trafen Lynne Bolsover im letzten August.«
    »Im McDonald’s bei der U-Bahnstation Tottenham Court Road. Ihre Wahl«, fügte er hinzu. »Es war zu voll und zu laut, also zogen wir um in einen großen Pub in der Nähe – ich kann mich nicht an seinen Namen erinnern, aber das spielt keine große Rolle, nehme ich an.«
    »Nicht besonders«, sagte Helen.
    »Allzu viel kann ich Ihnen nicht sagen, fürchte ich«, fuhr Allbeury fort. »Mrs Bolsover war sehr nervös und wirkte bedrückt. Sie schien nicht bereit, mir zu vertrauen … oder überhaupt jemandem, erst recht nicht einem Fremden.«
    »Manchmal fällt es bei Fremden leichter«, bemerkte Helen.
    »Manchmal«, pflichtete Allbeury bei. »Aber leider nicht in diesem Fall.«
    »Hat sie Ihnen irgendetwas über sich erzählt? Über ihre Probleme mit ihrem Mann?«
    »Sie beantwortete nur meine Fragen«, sagte Allbeury. »Ich wollte wissen, ob sie Angst vor John habe, und sie sagte, ja, aber es sei nicht allzu schlimm und es gebe keinen

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