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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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und durch.«
    Damit hatte sie natürlich Recht, überlegte er jetzt, während er in einen Tunnel einfuhr. Bei der Polizei war sein Idealismus ein Problem gewesen. Es war in Ordnung – zumindest akzeptabel –, idealistisch zu sein, wenn man dort anfing; später aber musste man entweder die meisten Vorstellungen fallen lassen und sich zu den Zynikern gesellen, oder man blieb unten. Inspector Shipley war der lebende Beweis dafür. Eine intelligente, wahrscheinlich hochmotivierte Frau, die – da war Novak jetzt sicher – große Zweifel an John Bolsovers Schuld hegte, zumindest was den Mord betraf, die im Grunde aber keine andere Wahl hatte, als auf Linie zu bleiben.
    Novak wäre unter den gleichen Umständen ein hoffnungsloser Fall gewesen. Und Allbeury, so überraschend das für einen solch distinguierten Mann in einem solch zynischen Beruf auch war, wäre es ebenso ergangen.
    Doch Clare hätte ihre Zweifel, das wusste Novak. Selbst jetzt, nachdem sie Allbeury um Hilfe für die Patstons gebeten hatten, zweifelte sie noch an ihm.
    Andererseits, sinnierte er, während er weiter durch den zähen Verkehr kroch, steckte das ganze Leben ja voller Zweifel.
    Die meisten Dinge, die meisten Menschen.

42.
    Lizzie stand in ihrer Küche in Marlow und presste Orangen aus, als Allbeury anrief, um ihr für den Abend zu danken.
    »Die Sache hat nur einen Haken«, fügte er hinzu. »Jetzt, wo ich das Original einmal gekostet habe, werde ich es wohl nie wagen, die Lizzie-Piper-Rezepte selbst auszuprobieren.«
    Seine Stimme, fand Lizzie, war freundlich und warm. Eine gute Stimme. »Christopher hat erwähnt, dass Sie eins meiner Bücher besitzen«, sagte sie.
    »Ich habe drei.« Allbeury hielt inne. »Und ich freue mich schon auf das Roadshow -Buch.«
    »Das liegt auf Eis, fürchte ich.« Lizzie warf die Orangenschalen in ihren Mülleimer.
    »Susan hat auf der Heimfahrt so etwas angedeutet.«
    »Tatsächlich?« Lizzie goss den Saft in einen Glaskrug. »Jedenfalls freut es mich, dass Ihnen der Abend gefallen hat. Ich glaube, ich war ein bisschen abgelenkt, nachdem Gilly angerufen hatte.«
    »Verständlich«, sagte Allbeury. »Wie geht es den jungen Leuten?«
    »Es geht so, danke.«
    »Sie sind wahrscheinlich froh, ihre Mutter wiederzuhaben – und wer könnte es ihnen verdenken?«
    »Ja.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie alle Hände voll zu tun haben«, sagte Allbeury, »deshalb will ich Sie nicht weiter aufhalten. Aber wenn Christopher und Sie mal einen freien Abend haben, würde ich die Einladung sehr gern erwidern. Oder wie wär’s mit einem Mittagessen am Sonntag?«
    »Das wäre sehr nett«, sagte Lizzie.
    Der Anwalt dankte ihr noch einmal. »Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, Sie von Ihren Kindern fern zu halten, als es ihnen nicht gut ging«, fügte er hinzu.
    »Die Kinder haben bloß eine Erkältung«, sagte Lizzie ein wenig zu forsch.
    »Aber Sie hätten es gern mit eigenen Augen gesehen, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Lizzie. »Das stimmt.«
    Und als sie sich mit Saft und Gläsern auf den Weg nach oben machte, dachte sie, dass Susan wohl Recht hatte. Allbeury schien ausgesprochen nett zu sein.

 
    Fall Nr. 6/201074
PATSTON, J.
    Kenntnisnahme/Prüfung
    Schwebend
    In Arbeit
    Abgeschlossen    

43.
    Um kurz vor fünf an diesem Nachmittag rief Sandra Finch, die sich allmählich Sorgen um ihre Tochter machte, ihren Schwiegersohn in der Werkstatt an, um ihn zu fragen, ob er wüsste, wo Joanne sein könnte.
    »Ist sie denn nicht zu Hause?« Tony, der schon seit dem Frühstück unter Sodbrennen litt, hatte soeben beschlossen, dass er für heute genug gearbeitet hatte, und war dabei, sich für den Pub umzuziehen.
    »Nein, ist sie nicht.« Sandra schaffte es, sich ein »offensichtlich« zu verkneifen. »Es ist nur, weil sie mir heute Morgen Irina vorbeigebracht hat.«
    »Irina war also den ganzen Tag bei dir?« Er war verärgert.
    »Joanne sagte, sie würde gegen Mittag zurück sein, aber ich habe seitdem kein Wort von ihr gehört und mache mir allmählich Gedanken. Ich habe es auf ihrem Mobiltelefon probiert, aber es ist ausgeschaltet.«
    »Das Handy liegt wahrscheinlich zu Hause, sie vergisst es ständig.« Tony klemmte sich das Telefon unters Kinn und rieb sich die Hände mit Handwaschpaste ein. »Warum hast du mir nicht früher Bescheid gesagt, Sandra?«
    »Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.«
    »Ich mache mir keine Sorgen.«
    »Glaubst du, eure Nachbarin Nicki könnte wissen, wo sie ist?«
    »Die

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