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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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»Wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Dürfen Sie gern«, sagte Susan. »Das trifft es genau.«
    »Du Arme«, sagte Christopher.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte sie. »Ein solch grässlicher Abend lässt einen unendlich dankbar sein, wieder nach Hause zu kommen.«
    »Als würde man in der Pause aus einer Wagner-Oper flüchten«, sagte Allbeury.
    »O ja«, pflichtete Lizzie ihm inbrünstig bei.
    »Du sagst doch immer, du hast nichts gegen Wagner«, meinte Christopher.
    »Ich lüge aus Freundlichkeit«, sagte Lizzie.
    »Sie mögen Wagner, nicht wahr, Christopher?«, fragte Allbeury.
    »Sehr gern«, antwortete Christopher. »Genau wie Richard Strauss.«
    Lizzie warf ihm einen sehr kurzen, sehr kalten Blick zu; dann lächelte sie Allbeury an. »Wir haben uns vor ein paar Wochen Ariadne auf Naxos angesehen. Mein Geburtstagsgeschenk für Christopher.«
    »Gruselig«, sagte Allbeury.
    Erinnerungen an die Nacht nach der Oper flackerten in Lizzies Kopf auf.
    »Allerdings«, sagte sie.
    »Die Suppe war fantastisch, Lizzie«, sagte Susan.
    »Heute ist mein ›Hommage-an-Escoffier‹-Abend«, erklärte Lizzie. »Ich habe seine bisque de crevettes zum Vorbild genommen, nur mit gewöhnlicher Hühnerbrühe statt einem echten fonds blanc .«
    »Warum?«, fragte Robin Allbeury.
    »Weil es einfacher ist«, antwortete Lizzie.
    »Ich wette, Ihre Suppe hat mir besser geschmeckt, als Escoffiers bisque es je getan hätte«, erklärte Allbeury.
    »Außerdem«, sagte Susan, »war er sehr dafür, dass man seine Rezepte variiert.«
    »Kochen Sie auch gern, Susan?«, fragte Allbeury.
    »Eigentlich nicht«, sagte Susan. »Aber Lizzies Arbeit hat mein Interesse an Büchern über das Kochen geweckt. Manchmal liege ich abends im Bett und lasse mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.«
    »Klingt interessant«, sagte Christopher.
    »Zeit, die Suppenteller abzuräumen«, sagte Lizzie und stand auf.
    Das Telefon klingelte, als sie in der Küche war. Gilly berichtete, dass auch Edward eine Erkältung bekam und erhöhte Temperatur hatte.
    »Wie hoch?«, fragte Lizzie.
    »Achtunddreißig vier«, sagte Gilly. »Kein Grund zur Aufregung.« Und weil sie Lizzie sehr gut kannte, fügte sie hinzu: »Und erst recht kein Grund, alles stehen und liegen zu lassen und aus der Stadt zu rasen.«
    »Kann ich mit den beiden sprechen?«
    »Sie schlafen«, sagte Gilly.
    »Und Jack geht es gut?«
    »Bestens«, sagte Gilly. »Aber ich sehe regelmäßig nach ihm, auch wenn es ihn nervt.«
    »Du bist ein Engel, Gilly«, sagte Lizzie.
    Sie erzählte es Christopher und fragte nach seiner Meinung, um sich zu vergewissern, dass auch er es für eine Überreaktion hielt, ihre Gäste wegen der Erkältung der Kinder hinauszuwerfen.
    Kurz darauf servierte sie ihr filet de bœuf Saint-Germain. Dennoch war die Stimmung jetzt ein wenig angespannt. Lizzie spürte es und wusste, dass es ihre Schuld war, konnte aber nicht so weit abschalten, um sich ganz davon freizumachen. Wenigstens war das Essen sehr gut, das musste sie selbst zugeben, und in Allbeurys dunklen Augen lag echte Begeisterung.
    Allbeurys Augen waren dann auch das Einzige von dem Abend, das nach Gillys Anruf bleibenden Eindruck bei Lizzie hinterließ. Christopher hatte ihr erzählt, wie großzügig der Anwalt HANDS gegenüber gewesen war, doch er hatte nicht erwähnt, wie attraktiv der Mann war und wie intensiv seine schokoladenbraunen Augen blicken konnten … so warm und interessiert.
    Interessiert an mir, dachte Lizzie.
    Und es stimmte, das sah sie. Freundlich und aufmerksam zu allen anderen, schien Allbeury ihr gegenüber noch liebenswürdiger zu sein, so als wüsste er, dass Lizzie nicht mehr an den Abend dachte, sondern an ihn.
    »Es war wundervoll«, sagte er später an der Tür, nachdem er darauf bestanden hatte, die inzwischen sehr beschwipste Susan nach Hause zu fahren. »Sie müssen ein glücklicher Mann sein, Christopher.«
    »Das bin ich auch«, sagte Christopher und legte den linken Arm um Lizzie, die es Mühe kostete, sich ihm nicht zu entziehen, und die das Gefühl hatte – obwohl es vielleicht nur Einbildung war –, Robin Allbeury habe ihr Unbehagen bemerkt.
    Offenbar entging der Aufmerksamkeit dieses Mannes nur sehr wenig.
    »Haben Lizzie und Sie sich schon vor Ihrer Zusammenarbeit bei Vicuna gekannt?«, fragte Allbeury nun Susan, als er seinen Jaguar XK8 in Richtung Battersea Bridge steuerte. »Sie wirken eher wie enge Freundinnen … viel mehr als bloß Kolleginnen.«
    »Wenn ich mich entscheiden

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