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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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müsste«, antwortete Susan, »würde ich sagen, meine Freundschaft mit Lizzie gehört zu den schönsten Dingen, die mir im Job widerfahren sind.«
    »Sie scheint wirklich bezaubernd zu sein«, sagte er.
    »Das ist sie«, bestätigte Susan.
    »Der Anruf wegen ihrer Kinder hat sie offensichtlich beunruhigt.«
    »Ja. Lizzie ist zwar nicht der Typ, der überreagiert, aber sie macht sich natürlich Sorgen – um alle drei Kinder, vor allem aber um Jack.«
    »Warum vor allem um Jack?«, fragte Allbeury.
    Da Jacks Erkrankung kein Geheimnis war, sah Susan keinen Grund, Allbeury nicht davon zu erzählen – und von den anderen Unglücksfällen, die den Wades in letzter Zeit widerfahren waren: Edwards schlimmer Unfall, der Abbruch der Lizzie Piper Roadshow und dann, erst kürzlich, Lizzies Krankenhausaufenthalt.
    »Christopher hat alles stehen und liegen lassen, damit er sich zu Hause um sie kümmern kann. Man kann also wohl von Glück im Unglück sprechen«, fügte Susan hinzu.
    »Was hatte Lizzie denn?«, fragte Allbeury.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Susan. »Sie hat sich sehr unklar ausgedrückt.«
    Allbeury fühlte seine Neugier auf unerklärliche Weise angestachelt.
    »Wahrscheinlich nur eine Grippe«, ermutigte er sie zum Weitersprechen.
    »Ich glaube, es war schlimmer. Als ich in Marlow anrief, sagte Gilly, Lizzie liege im Beauchamp Hospital, aber dort sagte man mir, sie sei nicht da.«
    »Seltsam«, sagte Allbeury.
    Susan schämte sich plötzlich. »Ich weiß nicht, ob sie gewollt hätte, dass ich Ihnen das erzähle.« Verdammter Alkohol. »Allerdings habe ich Ihnen ja eigentlich nichts Richtiges erzählt …«
    »Überhaupt nichts«, sagte Allbeury und lächelte sie an.

39.
    Am Montagmorgen aß Tony später als gewöhnlich sein übliches gebratenes Frühstück, als das Telefon klingelte.
    »Ich gehe ran«, sagte Joanne von der Spüle aus.
    »Wenn es Eddie Black ist, gib ihn mir«, sagte Tony. »Für alle anderen bin ich nicht da.«
    Joanne trocknete sich die Hände ab und nahm den Hörer vom Telefon, das neben dem Herd an der Wand hing. »Hallo?«
    Von oben, aus Irinas Zimmer, hörte Tony eine Reihe leiser, dumpfer Schläge.
    »Ja.« Joanne neigte den Kopf und horchte ebenfalls, falls ihr Kind in Schwierigkeiten war.
    Wer ist da?, fragte Tony sie lautlos.
    »Das könnte schwierig werden«, sagte Joanne.
    Tony hörte einen weiteren Schlag von oben, zuckte mit den Achseln, nahm das letzte Stück Speck und steckte es sich in den Mund.
    »Okay«, sagte Joanne. »Tschüss.«
    Sie legte den Hörer wieder auf die Gabel. »War das Irina?«
    »Wer sonst?« Er kippte den Rest von seinem Kaffee herunter. »Wer war dran?«
    »Möchtest du noch eine Tasse?«, fragte Joanne.
    »Nein.« Tony sah sie an. »Alles in Ordnung?«
    Sie drehte sich wieder zur Spüle. »Natürlich.«
    »Wer war am Telefon?«
    »Nur diese Frau, die ich in der Bibliothek kennen gelernt habe.«
    Bibliothek. Joanne starrte in die Spüle und biss sich auf die Unterlippe. Sie wünschte, sie hätte es nicht gesagt, doch auf die Schnelle war ihr nichts anderes eingefallen.
    Macht nichts, sagte sie sich. Er hört ja sowieso nie hin.
    »Was wollte sie?«, fragte Tony.
    »Sie wollte sich heute Morgen mit mir treffen und einen Kaffee trinken.«
    »Und was ist so schwierig daran?«
    »Schwierig?«, wiederholte sie.
    »Du sagtest, es könnte schwierig werden.« Seine Stimme klang freundlich.
    Manchmal hört er doch zu.
    Sie drehte das heiße Wasser auf und riss sich zusammen, um nicht allzu verwirrt zu erscheinen. »Ich muss bügeln und einkaufen.«
    Tony stand auf, nahm seinen Teller und stellte ihn in die Spüle. »Würde dir sicher gut tun, zur Abwechslung mal rauszukommen und eine Freundin zu treffen.« Er streckte die Hand aus und streichelte ihr Haar. »Du warst in letzter Zeit ein bisschen angespannt, Jo.«
    Sie errötete schuldbewusst.
    »PMS«, sagte sie.
    Von oben ertönte ein weiterer Schlag.
    »Du solltest lieber nach ihr schauen«, sagte Tony.

40.
    Es war Viertel nach neun durch, und Lizzie befand sich längst auf dem Weg nach Marlow – in dem japanischen Sportcoupé, das sie gern fuhr, wenn sie nicht den rollstuhlfreundlichen Range Rover der Familie benutzte –, als ihr Telefon klingelte.
    »Hier ist Susan. Kannst du reden?«
    »Ja«, sagte Lizzie. »Ich sitze zwar im Auto, aber mit Freisprechanlage.«
    »Es war ein fantastisches Abendessen«, sagte Susan, »auch wenn ich zu viel getrunken habe. Wie geht es den Kindern?«
    »Es geht so.«

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